Chronische Schmerzen führen vermehrt zum Selbstmord

In den USA sind immer häufiger anhaltende Schmerzen der Grund für Suizide

Von Cornelia Scherpe
15. Oktober 2018

Für Menschen zwischen 15 und 34 Jahren ist Suizid die dritthäufigste Todesursache. In den USA gibt es daher bereits seit 2003 das "National Violent Death Reporting System", kurz NVDRS. In dieser Organisation versucht man über Totenscheine, medizinische Berichte und persönliche Quellen mehr über die Hintergründe eines Selbstmordversuches herauszufinden. Die Informationen sollen helfen, Ursachen für Suizide besser zu verstehen und die Prävention zu fördern.

Immer mehr Selbstmorde wegen chronischer Schmerzen

In den letzten zehn Jahren wurden 123.181 Fälle untersucht und bei 10.789 Menschen fanden die Forscher den Hinweis, dass die Betroffenen an chronischen Schmerzen gelitten hatten. Die Schmerzen spielten daher bei 8,8 Prozent der Selbstmorde die entscheidende Rolle. Diese Zahl ist vor allem deswegen alarmierend, da sie über die Jahrzehnte gestiegen ist. Betrachtet man nur 2003, lag man bei 7,4 Prozent, 2014 waren es bereits 10,2 Prozent.

Notwendige Schmerztherapie bleibt häufig aus

Im Detail untersucht, litten die Betroffenen vor allen Dingen an Krebs, einer starken Arthritis oder an anhaltenden Rückenschmerzen. Mehr als 50 Prozent hatten auch mehrere Schmerzauslöser gleichzeitig zu ertragen. Erschreckend war laut Angaben der Forscher, dass offenbar viele Menschen keine ausreichende Schmerztherapie zu Lebzeiten angeboten bekommen hatten. Die Gründe dafür blieben im Dunkeln. In Autopsien konnte jedoch nur bei insgesamt 52 Prozent der Selbstmörder ein Opioid im Blut nachgewiesen werden.

Die Studie zeigt damit eindringlich, dass starke und anhaltende Schmerzen einen Menschen an und über den Rand der Belastbarkeit bringen können. Auch verschiedene Abschiedsbriefe verdeutlichten dies. Natürlich sind auch psychische Erkrankungen ein wichtiger Faktor, wie in der Studie ebenfalls festgehalten wurde. Die Forscher stellten aber auch fest, dass sie bei Schmerzpatienten nicht häufiger vorkamen als bei Personen ohne chronische Schmerzen. Insgesamt hatten Schmerzpatienten sogar seltener seelische Probleme, was die Schmerzen als Suizidgrund besonders in den Fokus rückt.