Schmerzen wahrnehmen: Babys haben ein stärkeres Schmerzempfinden als Erwachsene

Wie eine Studie beweist, können Säuglinge schon wenige Tage nach der Geburt Schmerzen wahrnehmen

Von Cornelia Scherpe
27. April 2015

Die Wahrnehmung von Schmerz ist eine Schutzreaktion des Körpers. Durch Schmerzen signalisiert er, dass etwas nicht stimmt. So soll der klassische Schmerz beim Anfassen des heißen Topfes uns dazu bewegen, die Hand schnell wieder wegzunehmen.

Wie jeder Mensch auf Schmerzreize reagiert, ist dabei sehr individuell. Manche tolerieren mehr Impulse, andere sind sehr sensibel. Bisher unklar war die Frage, ob sich die Schmerzwahrnehmung mit dem Alter ändert und ob Babys überhaupt Schmerzen spüren.

Neugeborene reagieren noch sensibler auf Schmerzen als Erwachsene

Viele Ärzte gingen davon aus, dass Neugeborene noch überhaupt keinen Schmerz fühlen, da ihr Gehirn noch nicht weit genug entwickelt ist. Ob das stimmt, wollten Forscher nun herausfinden und haben analysiert, wie Neugeborene einen Reiz wahrnehmen, der beim Erwachsenen auf jeden Fall Schmerz verursacht.

Dabei zeigte sich: Babys können sehr wohl Schmerzen spüren. Sie reagieren im Durchschnitt sogar noch sensibler als Erwachsene.

Ermittelt wurde dieses Ergebnis mittels fMRI, also der funktionellen Kernspinresonanztomographie. Dadurch können die Vorgänge im Gehirn sichtbar gemacht werden. Die Schmerzverarbeitung aktiviert ganz bestimmte Bereiche im Hirn und die fMRI zeigt so zuverlässig, ob und wie stark jemand Schmerzen empfindet.

Trotz schwächeren Pieksens empfinden Säuglinge den Schmerz gleich stark wie Erwachsene

Für die Studie nun arbeitete man mit 20 Neugeborenen (zwischen 24 Stunden und sechs Tagen alt) und ihren Müttern. Die Erwachsenen wurden mit einer Feder in die Ferse gepiekt. Dabei wurde eine Kraft von bis zu 521 mN aufgebracht. Bei den Kindern dagegen piekte man sehr viel sanfter und mit maximal 128 mN Kraftaufwendung.

Im fMRI zeigte sich, dass die Gehirne der Babys ebenso stark wie die Hirne der Erwachsenen reagierten. Obwohl das Pieksen vier mal so schwach war, nahmen die kleinen Gehirne es so stark wahr, wie das stärkere Pieksen bei den Erwachsenen. Die Studie belegt damit, dass die Bahnen für Schmerz auch wenige Tage nach der Geburt bereits vorhanden und aktiv sind.