Das Empfinden von Schmerz lässt sich konditionieren - Forscher beeinflussen Menschen durch Töne

Von Cornelia Scherpe
11. Juli 2014

Den Konditionierung beschäftigt sich mit dem Fakt, dass man durch wiederkehrende Reize eine Reaktion geradezu einprogrammieren kann. Sehr bekannt ist in diesem Zusammenhang der "Pawlowsche Hund".

Der Pawlowsche Hund als Paradebeispiel für Konditionierung

Der Wissenschaftler Pawlow zeigte durch sein Experiment, dass Hunde sich bewusst konditionieren lassen. Futter löst bei ihnen Speichelbildung als eine natürliche Reaktion aus. Das Hören einer Glocke tut das im Normalfall nicht, denn der Ton wird als neutral bewertet.

Doch lässt man die Glocke immer wieder im Zusammenhang mit der Fütterung erklingen, erfolgt eine Konditionierung auf das Geräusch. Künftig reicht das Hören der Glocke, um den Speichelfluss beginnen zu lassen.

Auch den Menschen kann man entsprechend diesem Muster konditionieren. Eine aktuelle Studie zeigt, dass dies so erfolgreich ist, dass man das Schmerzempfinden dämmen kann.

Telefonklingeln anstelle von Schmerzen

An dem Versuch nahmen 32 gesunde Erwachsene teil. Sie erhielten am Bein anhaltende Elektroschocks. Diese waren ungefährlich, lösten aber für die ganze Dauer des Experiments Schmerzen aus. Nun sollten die Teilnehmer eine Hand in Eiswasser legen. Der neue Schmerz sorgte dafür, dass der bekannte Dauerschmerz im Bein als weniger stark wahrgenommen wurde.

Dieses Phänomen ist der Medizin bereits gut bekannt. Der neue Schmerz blockiert den bekannten Schmerz als Schutzreaktion. Der Organismus lenkt damit die Aufmerksamkeit auf das akute Problem, damit die konkrete Gefahr des neues Reizes eingeschätzt werden kann.

In der Studie nun hörten die Teilnehmer beim Kontakt zum Eiswasser ein Telefon klingeln. Dies wiederholte man immer wieder. In späteren Versuchen behielt man nur den Dauerschmerz am Bein bei und ließ das Eiswasser weg. Statt dem schmerzhaften Kontakt zum Wasser erklang jetzt nur noch das Telefon.

Doch das reichte zur eigenen Überraschung der Probanden bereits aus, um den Schmerz im Bein zu vermindern. Ihre Gehirne waren nun darauf konditioniert, das Klingeln als das Auftreten eines Schmerzblockers zu sehen.