Der Klimawandel bringt uns um den Schlaf: warme Nächte werden zur Norm

Unter der Hitze leidet die Schlafqualität - Klimawandel wird zur höheren Anzahl schlafloser Nächte führen

Von Cornelia Scherpe
20. Juni 2017

Der globale Wandel des Klimas zeigt bereits in der Gegenwart seine Spuren und wird das Leben in naher Zukunft noch weiter verändern. Ein betroffener Bereich, der bisher selten besprochen und doch so wichtig für uns Menschen ist: der Nachtschlaf.

Regelmäßige Schlafzyklen sind lebensnotwendig und aus der Medizin weiß man, dass bereits geringe Schlafstörungen langfristig zu mehr Stress, Depressionen und Herz-Kreislauf-Problemen führen können. Derzeit sind vor allem ungesunde Arbeitszeiten, eine Lärmbelastung und zunehmend die Luftverschmutzung unsere Schlafkiller.

Doch zu diesem Dreigespann gesellt sich der Klimawandel hinzu. Forscher aus den USA haben belegt, dass der Mensch bei nächtlich zu hohen Temperaturen tatsächlich schlecht schläft. Dafür wurden 765.000 Bürgerdaten ausgewertet.

Temperaturanstieg von 1 Grad sorgt pro 100 Leute für drei schlaflose Nächte mehr

Die Männer und Frauen hatten von 2002 bis 2011 an einer Großstudie zum Thema Gesundheit teilgenommen. Unter anderem war auch die Schlafqualität der Probanden erfasst worden. Über Wetterdienste konnten die Forscher herausfinden, wie warm es in den Nächten war, in denen die Teilnehmer schlecht geschlafen hatten.

Der Zusammenhang zwischen fehlender Nachtruhe und warmen Temperaturen war groß. Steigt das Thermometer nur einen Grad Celsius über den Jahresdurchschnittswert, bedeutet dass pro 100 Menschen drei schlechte Nächte mehr. Auf die gesamte US-Bevölkerung umgerechnet, sorgt ein Grad Celsius Klimaerwärmung direkt für 110 Millionen zusätzliche schlechte Nächte.

Da der Klimawandel die durchschnittlichen Temperaturen nachweislich in die Höhe treibt und weiter treiben wird, dürften Schlafprobleme durch warme Nächte künftig zu einem globalen Problem werden. Die Prognose der Studie passend zu den Klimawandeldaten: Bis 2050 kommen auf 100 Personen noch sechs weitere schlaflose Nächte und bis 2099 wird sich die Zahl noch einmal mehr als verdoppeln und 14 weitere Nächte addieren.

Viele gesundheitliche Folgen

Damit rollt eine Welle von Problemen auf die Gesundheitsversorgung zu. Chronische Schlafstörungen mindert die Leistung und Konzentration, was Unfälle begünstigt. Das Immunsystem wird schwächer, was Infektionen wahrscheinlicher macht und chronische Herz-Kreislauf-Krankheiten werden auf dem Vormarsch sein, so die bedenkliche Einschätzung.