Augmented Reality nach Amputationen nutzen und den Phantomschmerz bekämpfen

In zwölf Therapiesitzungen trainieren Phantomschmerz-Patienten für eine Studie mit einem virtuellen Arm

Von Cornelia Scherpe
9. Dezember 2016

Verliert ein Mensch durch Krankheit oder Unfall eine Gliedmaße, treten später oft die sogenannten Phantomschmerzen auf. Obwohl das Arm oder das Bein nicht mehr da ist, spürt der Patient unterschiedlich starke Schmerzen darin. Die Augmented Reality könnte helfen, diese Folgen zu behandeln. Erste Studien zeigen eine gute Wirkung.

Training mit virtuellem Arm

Schwedische Wissenschaftler arbeiteten mit 14 Menschen zusammen, die aus unterschiedlichen Gründen jeweils einen Arm verloren hatten. Die Amputationen lagen zwischen zwei und 36 Jahren zurück, doch alle kämpften im Alltag mit Phantomschmerzen. Herkömmliche Therapien hatten wenig geholfen. Für die Studie wurden Sensoren auf den Armstumpf geklebt und damit die Aktivität der Muskeln gemessen. Eine Software verarbeitete diese Impulse und übertrug sie auf ein virtuelles Abbild. Setzte man den Patienten vor den Monitor, sah er einen Arm, der genau die Bewegungen machte, an die er gerade dachte.

In zwölf Therapiesitzungen trainierten die Patienten mit dem virtuellen Arm und wurden vor jedem Termin nach ihren aktuellen Schmerzen gefragt. Sechs Monate und ein Jahr nach der letzten Sitzung befragte man sie erneut.

Pilotstudie erfolgreich

Das Ergebnis: Die Schmerzen waren nicht nur seltener geworden, sondern beim Auftreten auch weniger intensiv. Lediglich ein Patient sprach überhaupt nicht auf die Therapie an. Bei allen anderen kam es zumindest zu Teilerfolgen:

  • Insgesamt besserte sich die subjektive Einschätzung um 37 bis 51 Prozent.
  • Das wirkte sich auch auf die Schlafqualität der Patienten aus. Vor der Therapie wachten viele durch Phantomschmerzen regelmäßig auf. Das besserte sich zu 61 Prozent.
  • Die Beeinträchtigung täglicher Aktivitäten nahm um 43 Prozent ab.

Die Forscher sehen die Pilotstudie insgesamt als Erfolg, betonen allerdings die eingeschränkte Verwendbarkeit. Es können nur Patienten therapiert werden, deren Stumpf noch gesunde Nervenbahnen enthält. Wer den Stumpf nicht bewegen kann, übermittelt keine Daten an die Sensoren und entsprechend kann kein virtuelles Abbild auf dem Monitor entstehen.