Krankenhauskeim C. difficile bekämpfen - Ärzte wollen das Bakterium gegen sich selbst verwenden

Im Kampf gegen sich selbst, werden Erreger nur noch selten aggressiv und bilden kaum noch Gifte

Von Cornelia Scherpe
8. Mai 2015

Bei Clostridium difficile handelt es sich um ein Bakterium, das bei gesunden Menschen im Darm vorkommt. Es ist völlig harmlos und verursacht normalerweise keine Beschwerden. Zur Gefahr wird C. difficile dann, wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät. Muss ein Patient wegen einer Bakterieninfektion zu Antibiotika greifen, werden nicht nur die schädlichen Bakterien getötet, sondern auch C. difficile angegriffen.

Die eigentlich friedlichen Bakterien können sich wehren und vermehren sich dabei aggressiv. Gleichzeitig stellen sie zum Selbstschutz ein Gift her. Das Darmbakterium C. difficile zählt daher zu den gefährlichen Krankenhauskeimen, denn es kann zu lebensbedrohlichen Behandlungsreaktionen kommen. Schwerer Durchfall kann die Patienten dehydrieren und bis zum Tod schwächen.

Feuer mit Feuer bekämpfen

Im Kampf gegen diese Notsituationen wollen Mediziner künftig einen ungewöhnlichen Weg gehen. Sie spielen mit dem Gedanken, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Das bedeutet, dass sie C. difficile gegen sich selbst in den Kampf schicken wollen.

Vor über zwei Jahren führte man eine erste Pilotstudie durch, die erfolgreich verlief. Nun liegen die Daten einer zweiten Studie vor, an der 173 Freiwillige teilgenommen haben. Sie mussten gegen die schwere Infektion mit C. difficile behandelt werden und erhielten alle zunächst Antibiotika gegen die akute Infektion. Im Anschluss bekam eine Gruppe mehrere Millionen Bakterien C. difficile und die andere ein Placebo.

Bakteriotherapie als Behandlungsalternative

Es zeigte sich, dass die Darmbakterien sich in der behandelten Gruppe wieder im Darm ansiedelten und dort eine gesunde Darmflora aufbauten. Die Bakterien wurden nur noch selten aggressiv und bildeten kaum noch Gifte. Nur bei zwei von 43 auf diese Weise behandelten Patienten kam eine neue Infektion. Das sind fünf Prozent. In der Placebogruppe dagegen entwickelten 30 Prozent eine erneute Infektion.

Die sogenannte "Bakteriotherapie" könnte daher künftig zu einer echten Alternative werden. Nebenwirkungen traten nicht häufiger als in der Placebogruppe auf. Die Verträglichkeit ist damit sehr gut.