Neues Verfahren erkennt "minimalen Bewusstseinszustand" von Koma-Patienten besser

Die Unterscheidung zwischen "minimalem" und "vegetativem Bewusstseinszustand" ist lebenswichtig

Von Frank Hertel
16. Mai 2011

Seit einigen Jahren unterscheidet man bei Koma-Patienten zwischen solchen im "vegetativen Zustand" und solchen im "minimalen Bewusstseinszustand". Letzterer beinhaltet die Hoffnung aus ein Erwachen aus dem Koma. Die Schwierigkeit besteht darin, den einen vom anderen Zustand zu unterscheiden, also den "minimalen Bewusstseinszustand" zu erkennen. Bisher machen die Ärzte das mit der Coma Recovery Scale, die allerdings relativ subjektiv ist.

Bei Koma-Patienten mit "minimalem Bewusstseinszustand" funktionieren Top-Down-Prozesse

Eine technische Ergänzung zur Differenzialdiagnose hat nun ein Team um Melanie Boly von der Universität Lüttich entwickelt. Darüber berichtet die aktuelle Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science". Boly verwendet ein elktrophysiologisches Verfahren, bei dem ein EEG mit 250 Elektroden gemessen wird. Dabei wird die Hirnreaktion auf verschiedene Töne getestet.

In einer Pilotstudie mit 22 Gesunden und 22 Komapatienten konnte Boly herausfinden, dass bei Koma-Patienten im "minimalen Bewusstseinszustand" sogenannte Top-Down-Prozesse funktionieren. Ihr Gehirn kann also Entscheidungen treffen, natürlich ohne sie umsetzen zu können. Sie konnte 8 Patienten im "vegetativen Zustand" deutlich von 13 Patienten im "minimalen Bewusstseinszustand" unterscheiden. Diese Unterscheidung ist für die Koma-Patienten lebenswichtig, weil bei der klaren Diagnose "vegetativer Zustand" die belebenden Geräte nach einer Zeit abgeschaltet werden.