Künstliches Koma und dann? Langzeitfolgen schwer abzusehen

Von Nicole Freialdenhoven
20. Januar 2014

Nach einem schweren Unfall werden die Opfer häufig in ein sogenanntes künstliches Koma versetzt um den Körper zu entlasten. Dies klingt sehr dramatisch, ist jedoch heute Standard in den meisten Krankenhäusern. Eine treffendere Bezeichnung wäre Langzeitnarkose, denn der Patient befindet sich nicht in einem Koma, sondern in einem Zustand der tiefen Bewusstlosigkeit, in der die Gehirnfunktionen gedrosselt sind.

Wichtige Organe funktionieren in der Langzeitnarkose selbstständig weiter

Dadurch verringert sich das Risiko spontaner Bewegungen, die zu Verletzungen führen können, sowie das Bedürfnis nach Nährstoffen und Durchblutung. Der Körper nimmt weder starke Schmerzen noch die mit einem schweren Unfall verbundenen Todesängste länger wahr. Bei Gehirnverletzungen ermöglicht das künstliche Koma außerdem die Kühlung des Körpers auf bis zu 32 Grad, die im Normalzustand nicht möglich wäre.

Während Maschinen die Beatmung und die Ernährung über eine Sonde übernehmen, funktionieren wichtige Organe wie das Herz, die Leber und die Nieren selbständig weiter. Der Zustand des künstlichen Komas kann - wenn nötig - über Monate aufrechterhalten werden.

Stimmen und Berührungen von Vertrauten werden wahrgenommen

Auch während der tiefen Langzeitnarkose können die Patienten meist vertraute Stimmen und Berührungen wahrnehmen. Zeigt sich eine Verbesserung des Zustandes, zum Beispiel durch das Abschwellen des Gehirns, das nach einem schweren Sturz stark anschwillt, kann das Unfallopfer allmählich aus dem künstlichen Koma geholt werden. Erst dann ist wirklich absehbar, welche Schäden der Körper und das Gehirn zurückbehalten haben.

Im schlimmsten Fall droht das sogenannte Wachkoma, bei dem der Patient eine Umgebung zwar mit offenen Augen wahrnimmt, aber selbst reaktionsunfähig ist.