Genetisch bedingte Adipositas kontrollieren: Medikament spricht das Sättigungszentrum an

Ergebnis der Behandlung zweier Adipositaspatientinnen mit neuem Wirkstoff verblüfft die Ärzte

Von Cornelia Scherpe
9. August 2016

Menschen mit Adipositas sind nicht nur übergewichtig, sondern fettsüchtig. Der gesamte Körper leidet und Folgekrankheiten wie Diabetes, Herzschwäche und ähnliches bedrohen das Leben. Erstmals wurden nun zwei betroffene Frauen mit einem Medikament behandelt, das direkt im Gehirn wirkt. Es schaltet sich ins Sättigungszentrum ein und reguliert damit den tägliche Appetit. Die Ergebnisse waren so gut, dass selbst die Ärzte verblüfft waren.

Genetisch bedingtes Hungergefühl

Innerhalb von 42 Therapiewochen verlor eine der Damen 51 Kilogramm. Zuvor hatte sie 155 Kilo auf die Waage gebracht und ihr Gewicht damit um ein Drittel reduziert. Die zweite Patientin wog zu Therapiebeginn 152,8 Kilo und verlor in einem Jahr immerhin 20,5 Kilogramm. Durch regelmäßige Untersuchungen konnten die Ärzte genau nachvollziehen, was im Körper der Frauen passierte.

Die Frauen aus Berlin leiden beide an einer angeborenen Krankheit, bei der die Gene sie anfällig für Adipositas machen. In ihrem Gehirn wird vermehrt ein Hormon ausgeschüttet, das Hunger signalisiert. Durch eine gezielte Ernährung können zwar auch diese Patienten überschüssigen Kilos verlieren, doch damit dies gelingt, ist krankheitsbedingt bedeutend mehr Willensstärke als normal gefragt.

Aktivierung des Sättigungszentrums

Durch das Medikament benötigten die zwei Frauen aber nicht mehr Willensstärke als normal, denn der Wirkstoff aktiviert im Gehirn das Sättigungszentrum. Er wurde zum Gegenspieler des Hungergefühls.

Die Forscher freuen sich zwar über den großen Erfolg, sie können allerdings noch keine Aussage darüber machen, ob das Medikament auch bei adipösen Menschen ohne entsprechende genetische Veranlagung funktioniert. Dafür sind nun Studien in der Planung.