Herz-Operation bei Neugeborenen geht häufig mit Hörstörungen einher

Ein Fünftel aller am Herzen operierter Säuglinge kann in der Folge schlecht hören

Von Cornelia Scherpe
6. März 2018

Bei gesunden Neugeborenen sind Hörstörungen sehr selten. Kommen sie doch einmal vor, sind sie meist die Folge einer akuten Mittelohrentzündung und bei den meisten Kindern reversibel. Die Hörstörungen gehen also wieder weg und mit der Zeit hören die Kinder ebenso gut wie andere Altersgenossen.

Jedes fünfte Baby erleidet Hörstörungen nach Herz-OP

In einer aktuellen Untersuchung fiel Forschern in den USA jedoch etwas Seltsames aus: Musste ein Kind sich relativ kurz nach der Geburt einer Herz-Operation unterziehen, entwickelten sich auffallend häufig Hörstörungen. Insgesamt 55 der untersuchten 348 Mädchen und Jungen waren bei einer Nachuntersuchung als Vierjährige betroffen. Das entspricht 21,6 Prozent und betrifft damit jedes fünfte der Babys. Da Hörstörungen sonst so selten sind, bedeutet das eine Risikovergrößerung um das Zwanzigfache - und das gab den Forscher zu denken.

Die genauere Analyse zeigte, dass bei 12,4 Prozent der Kinder die Hörstörung eine sogenannte Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit war. Diese wiederum geht sehr häufig auf Infektionen wie die Mittelohrentzündung zurück. Bei 6,9 Prozent der Kinder lag eine Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit vor, bei der ohne Infektion eine Störung direkt im Innenohr vorliegt. Bei den übrigen Kindern fehlten genaue Angaben.

Krankenhausaufenthalt nach Herz-OP wird als Ursache vermutet

Die Forscher können aus diesen Daten keine definitiven Rückschlüsse ziehen, sie haben aber mehrere Vermutungen, warum Herz-Operationen bei Säuglingen mit vermehrten Hörstörungen einhergehen. Die Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit könnte eine genetische Ursache haben, die sowohl das Innenohr als auch das Herz betrifft. Es wäre demnach eine angeborene Störung, von der man bislang nur die Auswirkung auf das Herz beachtet hat. Bei der Schall-Leitungs-Schwerhörigkeit hingegen dürften nach der Geburt aufgetretene Infektionen ein Hauptgrund sein. Während die Kinder wegen der Herz-Operation einige Zeit im Krankenhaus bleiben müssen, ist der Kontakt zu Erregern wahrscheinlicher als bei Säuglingen, die früh mit den Eltern nach Hause dürfen.

Möglicherweise spielen aber auch die notwendigen Medikamente und die häufig laute Geräuschkulisse in der Klinik für beide Hörstörungen eine Rolle.