Hilfreiche Strategien gegen Heißhunger und emotionsgesteuerte Essattacken

Neben den Möglichkeiten, die es im Rahmen der Ernährung gibt, um den Appetit zu zügeln, bietet das eigene Verhalten ebenfalls genügend Potenzial, um seinen Appetit nicht zu groß oder gar übermächtig werden zu lassen.

Von Andreas Hadel

Treiben Sie Sport

Das Wasser läuft einem im Mund zusammen. Die Gedanken kreisen nur noch um eines - etwas Süßes muss her! Schnell und in großen Mengen. Das schlägt auf die Hüften nieder - oder wie es salopp heißt: Das verwandelt sich zu Hüftgold.

Wenn sich der Heißhunger meldet, ist oft Süßes im Spiel. Dabei kennt der Heißhungrige kein Maß der Verträglichkeit mehr - das kleine "große Fressen" beginnt ungezügelt.

Was tun dagegen? Fachleute aus Japan haben jetzt herausgefunden, dass Sport ein erfolgreiches Gegenmittel zum Griff zur Schokolade oder zu anderen Süßigkeiten ist. Wenigstens die Laborversuche an Ratten an der Universität Osaka haben diese Erkenntnis zum Ergebnis gehabt.

Die Gier nach süßen Schleckereien hat sich nach zwei Stunden Laufradtraining deutlich reduziert. Sie hatten das herausgefunden, indem sie ihnen nach dem Sport Wasser und Wasser mit einer Zuckerlösung anboten.

Die Tiere haben sich bevorzugt am reinen Wasser gelabt. Bei Menschen soll es Hinweise auf gleiches Verhalten geben.

Die Erklärung dazu: Auch beim Sport werden Endorphine, Glückshormone, ausgeschüttet. Dieser Effekt ist nach Vermutung der Forscher mit Schokolade, die gleichfalls eine Endorphin-Ausschüttung bewirkt, nicht mehr zu überbieten.

Das richtige Essverhalten

Wer weiß, welche Nahrungsmittel er zu welcher Zeit essen sollte, wird Heißhunger erfolgreich abwehren können.

Halten Sie Süßigkeiten außer Sichtweite

Eine statistische Erhebung in unserem Büro hat ergeben, dass das Naschrisiko auf nahezu 100 Prozent ansteigt, wenn Süßigkeiten und andere diätunverträgliche Speisen in greifbarer Nähe sind. Halten Sie daher Ihren Arbeitsplatz sauber und tauschen Sie die Schokoriegel in der untersten Schublade gegen Äpfel und Karotten aus.

Essen Sie Ihr Frühstück

Wer nicht am frühen Morgen isst, hat den Tag schon an die Kalorienmonster verloren. Hören Sie auf das, was Ihnen ihre Mutter schon als kleines Kind ins Ohr geflüstert hat und essen Sie Ihr Frühstück auf.

Wenn Sie morgens keinen Appetit haben, kann ein Smoothie, zubereitet aus fettarmer Milch, Proteinpulver und Früchten, der perfekte Start in einen erfolgreichen Diättag sein.

Essen Sie mindestens alle drei Stunden

Wenn Sie nicht regelmäßig etwas Nahrung zu sich nehmen, sinken Ihre Blutzuckerwerte in den Keller und öffnen das Tor zur Heißhungerhölle. Wenn Sie sich wirklich gesund und ausgewogenen ernähren wollen, müssen Sie nicht nur darauf achten, was Sie essen, sondern dass Sie es auch in gleichmäßigen Abständen tun.

Sinkt der Blutzuckerspiegel, fühlen Sie sich zudem schlapp und der Körper lechzt dann spätestens am Abend nach Zucker und kohlehydratreichen Knabbereien. Also sorgen Sie am Tag dafür, dass der Energietank nie ganz leer wird. Langkettige Kohlenhydrate, die sich vor allem in Vollkornprodukten tummeln, lassen den Blutzuckerspiegel langsam und kontinuierlich ansteigen und verhindern so Heißhungerattacken.

Wenn schon sündigen, dann mit Vernunft

Adam hat es vorgemacht. Der gute Mann hat die erste Sünde der Menschheit begangen und das mit gutem Grund: Um die Liebe seines Lebens zu beeindrucken.

So gesehen war der Apfelraub kein Akt seelischer Unreinheit, sondern die Folge eines romantischen Kalküls. Wenn Sie von schokoladigen Lustgefühlen geplagt werden, sollten Sie ähnlich vernünftig wie Adam handeln und nur das Beste vom Besten genießen.

Im Falle von Schokolade bedeutet das, dass Sie nur Schokoerzeugnisse essen sollten, die einen hohen Kakao-Anteil haben. So kommen Sie halbwegs kalorienarm davon.

Sorgen Sie für ein frisches Mundklima und gesunde Snacks

Wenn Sie die Schlemmerlust packt, dann vertreiben Sie die Lust mit einem frischen Klima im Mund. Das geht am besten mit einem Kräutertee. Auch frisch geputzte Zähne vertreiben den Heißhunger, denn das signalisiert dem Gehirn, dass das Essen für heute vorbei ist.

Vermeiden Sie das unbewusste Naschen vor dem Fernseher und beim Lesen. Wenn Sie das liebgewonnene Ritual jedoch partout nicht ablegen können, dann greifen Sie zu Gemüsestreifen mit Joghurt-Dip statt zu den Schokocrackern.

Wenn der Körper konsequent nach Zucker lechzt, dann pürieren Sie sich etwas Obst oder bereiten Sie sich ein Knusper-Müsli zu. Der Vorteil des knusprigen Snacks: Müsli macht schnell satt ohne auf die Hüften zu schlagen.

Erkennen Sie echten Hunger

Nur weil Ihre Gedanken permanent um etwas Essbaren kreisen, bedeutet das nicht, dass Sie auch tatsächlich Hunger haben. Sobald in Ihnen die Neigung zum Kalorienverzehr immer größer wird, warten Sie einfach rund zehn Minuten ab.

Wenn Ihr Hungergefühl größer wird, wird ein schnöder Apfel zu einer echten Delikatesse. Wenn Sie trotz Wartens noch immer Karamellpudding einen Apfel vorziehen würden, haben Sie lediglich Appetit, aber keinen echten Hunger.

Achten Sie auf den Ursprung und lenken Sie sich ab

Wenn Sie besonders häufig während der Arbeit von Heißhungerattacken heimgesucht werden, sollten Sie in sich gehen und überlegen, was Sie tatsächlich belastet. Denn Hunger kann auch Folge einer Übersprungsreaktion sein. Sind Sie vielleicht mit der Powerpoint-Präsentation unterfordert oder wünschen Sie sich, ein klärendes Gespräch mit Ihren Arbeitskollegen über seinen Nakedeikalender?

Wenn Sie vor dem Computer sitzen und eine aufkommende Hungerattacke unterdrücken wollen, versuchen Sie, ein Ablenkungsmanöver zu starten. Wenn die Hände beschäftigt sind, können Sie nicht zur Chipstüte greifen.

Lenken Sie sich ab, indem Sie ein paar Telefonanrufe erledigen, den Drucker wieder mit Papier auffüllen, ein Buch lesen oder E-Mails beantworten.

Sorgen Sie für das richtige Licht

Die Dunkelheit enthemmt. Schnell geht die Kontrolle über die gegessene Menge an Keksen verloren. Daher sollten Sie das Dämmerlicht am Abend meiden und sich in gut beleuchteten Räumen aufhalten. Dort isst man kontrollierter.

Ein weiterer Trick: Schrauben Sie abends die Glühbirne aus dem Kühlschrank heraus - so sieht der Inhalt nicht mehr ganz so verlockend aus.

Stoppen Sie emotionsgesteuerte Essattacken

Im Wesentlichen geht es darum, sich bewusst zu machen, dass man an seinem bisherigen Ernährungsplan etwas verändern möchte. Im nächsten Schritt geht es um die Stärkung seiner Motivation und im letzten Schritt darum das im täglich unter Alltagsbedingungen erfolgreich umzusetzen.

Mehr Schlaf und weniger Stress

Sorgen Sie zum Beispiel für ausreichend Schlaf in Form von sieben bis acht Stunden und das an sieben Tagen in der Woche. Nur mit ausreichender Kraft kann man seine Ziele verfolgen. Und diese Kraft schöpft sich in der Regel aus einem tiefen und regelmäßigen, gesunden Schlaf.

Ein weiterer Ratschlag liegt in der Minderung Ihrer Alltagsbelastungen. Dabei ist vornehmlich der im Berufsleben und Familienleben tief angesiedelte Faktor Stress zu nennen. Es gibt verschiedene Wege, Stress zeitnah zu bewältigen und nicht zu verschleppen oder über einen längeren Zeitraum in sich aufzustauen.

Stress ist ein gefährlicher Gegner für jeden noch so gut konzipierten Plan, da Stress zu einer Minderung unserer Kräfte und damit zu einer Destabilisierung und mitunter auch zu einer sinkenden Motivation beitragen kann.

Es sollte Ihr oberstes Ziel sein, Ihren Stress so niedrig wie möglich zu halten. Durch Stress wird das Hormon Cortisol freigesetzt, das vor allem am Bauch zu einer Ablagerung von Fettpolstern führt.

Dieses Hormon dient dazu einen Fluchtreflex umzusetzen, der eine Nahrungsaufnahme und damit verbundene Abspeicherung in Form von Fettablagerungen im Unterbauch zur Folge hat.

Sorgen Sie für so wenige Stressmomente wie möglich und für ausreichend Bewegung in Ihrem Alltag.

Konzentration aufs Glücklichsein

Messen Sie dem Thema Glücklichsein und Lebensqualität mehr Gewicht zu. Nachweislich sind Menschen, die es schaffen, jeden Tag mindestens einen Glücksmoment zu erleben, zufriedener und weisen eine wesentlich geringere Tendenz auf, im Laufe des Tages übermäßig oder ungesund zu essen als Menschen, die unglücklich sind.

Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit und konzentrieren Sie sich auf die Frage, was Sie glücklich macht und was Sie im Moment unglücklich sein lässt. Wenn Sie die Gründe für das Unglücklichsein nicht selbst oder zeitnah ändern können, dann suchen Sie sich Möglichkeiten sich selbst glückliche Momente zu schaffen und wiegen Sie diese gegen die momentan nicht zu ändernden unglücklichen Anteile auf.

Auf diese Weise werden Sie sich insgesamt besser fühlen und dem Essen mehr und mehr einen normalen Stellenwert geben und es nicht als Ablenkung vor Langeweile oder als Kompensation von Problemen annehmen.

Auf die eigenen Bedürfnisse hören

Lernen Sie sich besser kennen und Sie werden das jeweilige Aufkommen Ihres Appetits besser einzuordnen verstehen und werden mit der Zeit besser darauf reagieren können.

Negative Verhaltensweisen bleiben so lange erhalten, wie sie unerkannt sind. Sobald man diese erkennt und das Bewusstsein und die Kraft hat diese zu ändern, werden sich diese meist bereits in kurzer Zeit tatsächlich ändern.

Nehmen Sie sich vor, sich besser zu beobachten und räumen Sie sich das Erreichen des Zieles ein, dass Sie Ihren Ernährungsplan tatsächlich ändern können. Halten Sie sich bei positiver Laune und halten Sie die Beschäftigung mit für Sie belastenden und negativen Themen so gering wie möglich.

Schaffen Sie sich zu jedem negativen Thema in Ihrem Alltag mindestens zwei positive Themen.

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