Studie untersucht: Wo im Gehirn entstehen Halluzinationen?

Die Studie hat eine "Furche" gefunden, die bei Menschen mit Halluzinationen anders ausgeprägt ist als bei Menschen ohne

Von Cornelia Scherpe
23. November 2015

Wer noch nie eine visuelle oder akustische Halluzination hatte, der kann sich schwer vorstellen, wie stark Betroffene darunter leiden. Die Erkrankten sehen Dinge und/oder hören Geräusche, die nicht wirklich da sind. Das Gehirn gaukelt sich selbst eine Wahrnehmung vor.

Wie Halluzinationen entstehen, konnten Hirnforscher bisher nicht genau klären. Auch der genaue Entstehungsort im Gehirn ist ein Forschungsthema. Eine aktuelle Studie hat sich mit der Suche nach der Hirnregion beschäftigt und präsentiert die neusten Erkenntnisse.

Forscher vergleichen MRT-Bilder von Teilnehmern mit und ohne Halluzinationen

Häufig begleiten Halluzinationen eine Schizophrenie, allerdings haben nicht alle Patienten dieses Symptom. Genau diesen Fakt machten sich die Forscher zu nutze und untersuchten 79 Betroffene mit Halluzinationen sowie 34 Patienten ohne Halluzinationen. Hinzu nahm man eine dritte Gruppe mit 54 komplett gesunden Probanden.

Von allen Teilnehmern gab es MRT-Bilder des Gehirns und so konnten die Forscher klare Unterschiede im präfrontalen Cortex feststellen. Im präfrontalen Cortex sitzt das Entscheidungsvermögen des Menschen.

Sulcus paracingularis variiert in Länge und Breite

Im Detail betrachtet lag der Unterschied in der Unterregion "Sulcus paracingularis". Dabei handelt es sich um eine Art "Furche", deren Länge und Breite bei den Studienteilnehmern sehr unterschiedlich war. Am auffallendsten war der Unterschied bei Schizophrenie-Patienten mit starken Halluzinationen: Hier war bei manchen die Furche gar nicht vorhanden.

Für die restlichen Probanden galt eindeutig: Je schmaler und kürzer die Sulcus paracingularis war, desto schwerer fiel es den Personen, im Alltag zwischen realen Erinnerungen und fiktive Dingen zu unterscheiden. Laut Berechnungen der Wissenschaftler steigt die Gefahr auf Halluzinationen um 19,9 Prozent je einem Zentimeter Verkürzung der Furche.

Unterschiede zwischen Sulcus paracingularis in rechter und linker Gehirnhälfte

Innerhalb der Studie fiel außerdem auf, dass die Sulcus paracingularis bei jedem Patienten in der linken und in der rechten Hirnhälfte unterschiedlich ist. Im Regelfall war sie links länger.

Woher die ungleichmäßige Länge beim Menschen kommt, kann man nicht sagen. Wichtig ist die Erkenntnis, dass bei Halluzinationen die linke Furche deutlich verkürzt ist. Die Frage ist nun, ob die linke Furche bei Halluzinationen kleiner wird, oder ob vielmehr die rechte Furche sich durch genetische Veranlagung und/oder Krankheit vergrößert.