Menschen mit Erythrophobie: Die Panik vor dem Erröten

Die Angst, andere Menschen könnten das Erröten belächeln, führt zu enormem emotionalen Stress

Von Cornelia Scherpe
9. Juli 2015

Das Erröten ist eine menschliche Reaktion. Biologisch betrachtet kommt es zu einer sehr plötzlichen Ausdehnung der Gefäße im Gesicht und am Hals und dies kann man durch die Haut hindurch sehr gut sehen. Die Gründe für die Gefäßausdehnung können ganz verschieden sein. Oft passiert es, wenn man sehr aufgeregt ist; etwa vor einer Prüfung oder Präsentation. Dabei gibt es Menschen, die panische Angst vor dem Erröten haben und diese Störung nennt man Erythrophobie.

Emotionaler Stress und Lebenseinschränkung

Wer an Erythrophobie leidet, macht sich viel zu starke Gedanken um das Rotwerden. Die Angst, andere Menschen könnten das Erröten sehen und sich lustig machen, führt zu enormen emotionalen Stress - was das Erröten erst recht heraufbeschwört. Dabei gibt es Fälle von Menschen, die sehr erfolgreich in ihrem Job sind und kündigen, wenn sie eine Beförderung bekommen sollen. Sie wechseln lieber das Arbeitsumfeld und fliehen so vor der Angst, als Gruppenleiter etc. irgendwann einen Vortrag halten zu müssen und dabei rot zu werden.

Die Erythrophobie als Angststörung mündet in diesen Fällen in einer sozialen Phobie. Die Betroffenen meiden menschliche Kontakte und vereinsamen. Der Auslöser der Angststörung liegt oft in der Kindheit. Nicht selten gibt es ein Schlüsselerlebnis, bei dem der Betroffene einmal fürs Erröten von Mitschülern gemobbt wurde.

Professionelle Hilfe einholen

Laut Schätzungen leiden mehrere tausend Deutsche unter der Erythrophobie. Viele würden es aber nicht zugeben und nehmen daher lieber eine Vermeidungshaltung ein, wann immer eine öffentliche Bloßstellung droht. Damit steuern sie jedoch in einen Teufelskreis hinein. Psychologen raten allen Betroffenen, sich einen ersten Termin beim Psychotherapeuten zu holen und ganz unvoreingenommen mit diesem ins Gespräch zu kommen.

Vielen hilft es bereits, zu erfahren, dass ihre Angst auf der einen Seite gar nicht so selten ist und tausende Menschen sie teilen und auf der anderen Seite Erröten vor anderen gar kein Weltuntergang ist. Bei späteren Terminen kann man dann mit dem Therapeuten zusammen den Auslöser der Phobie ergründen und sich selbst verstehen lernen.