Zornige Erwachsene als Gefahr: Bereits Babys analysieren Gefühle

Studie deckt die frühe Fähigkeit von Kindern auf, Zorn zu verstehen und als potenziell gefährlich einzuschätzen

Von Cornelia Scherpe
26. April 2016

Der Mensch ist ein soziales Wesen und lebt seit jeher in Gruppen. Diese Gruppenbildung ist wichtig für das Überleben und ist offenbar aus diesem Grund bereits den Kleinsten sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Forscher haben herausgefunden, dass bereits Babys in der Lage sind, Gefühle der Mitmenschen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.

Der Eindruck negativer Gefühle

Bisher glaubte man, dass dafür erst ein Alter von mehreren Jahren erreicht werden muss. Die Studie aus den USA zeigt jedoch, dass bereits 15 Monate alte Kinder Zorn als Emotion deuten können.

War ein Erwachsener zornig, reagierten die Babys auch in späteren Begegnungen mit mehr Vorsicht, auch wenn der Zorn ursprünglich gar nicht gegen sie gerichtet war. Es reichte bereits, dass sie eine Situation miterlebten, in der die betreffende Person diese negativen Gefühle zeigte.

Die kindliche Wahrnehmung im Versuch

Die Studie arbeitete mit 250 Mädchen und Jungen, die gerade einmal 15 Monate waren. Sie saßen dabei auf dem Schoß von Mutter oder Vater und ein Mitarbeiter des Forschungsteam zeigte ihnen verschiedene Spielzeuge. Man brachte dann einen weiteren Mitarbeiter in den Raum, der

  • entweder ganz neutral zum Kollegen sprach,
  • oder offenkundig zornig war.

Bereits in dieser Phase der Studie war deutlich sichtbar, dass die Babys beide Fremden intensiv beobachteten. Sie schenkten ihnen die gesamte Aufmerksamkeit und versuchten sich offenbar ein Bild von der "Gruppe" zu machen.

Gesten der Beschwichtigung

Im zweiten Durchlauf zeigte sich dann die frühe Fähigkeit der Kinder, Zorn zu verstehen und als potenziell gefährlich einzuschätzen. Kam der wütende Mitarbeiter in den Raum, boten die Babys im Spielsachen an.

Normalerweise sind Kinder in diesem Alter nicht gewillt, ihr Spielzeug zu teilen. Dem vorher zornigen Mann boten sie jedoch ihr Spielzeug als Geste der Beschwichtigung an, um Gefahr für sich abzuwenden.