Funktionsweise unterschiedlicher Verhütungscomputer und Merkmale der natürlichen Familienplanung

Unter Verhütungscomputern versteht man spezielle Messgeräte. Sie dienen dazu, die fruchtbaren Tage der Frau zu ermitteln. Als natürliche Familienplanung bezeichnet man natürliche Methoden, die zur Empfängnisverhütung dienen.

Von Jens Hirseland

Verhütung durch Unterstützung von speziellen Zykluscomputern

Spricht man von einem Verhütungscomputer, Verhütungsrechner oder Zykluscomputer, ist damit ein Messgerät gemeint, mit dem eine Frau die Möglichkeit hat, ihre fruchtbaren Tage zu bestimmen. Dabei ist der Verhütungscomputer nicht als Verhütungsmethode, sondern als Hilfsmittel zu verstehen.

Unterschiedliche Modelle

Man unterscheidet zwischen unterschiedlichen Arten von Verhütungscomputern. So gibt es:

  • Temperaturcomputer
  • Computer zur Hormonmessung
  • Kombinationscomputer, die sowohl die Temperatur als auch die Hormone messen

Die meisten Geräte haben die Größe eines Handtellers und werden von Batterien betrieben. Außerdem bieten manche Hersteller auch Apps für ein Mobiltelefon an, mit deren Hilfe sich die gemessenen Daten speichern und auswerten lassen.

Eigenschaften von Verhütungscomputern

Je nach Modell verfügen Verhütungsrechner über die Eigenschaft:

Die Werte zeigen der Frau an, ob ihre fruchtbaren Tage bereits eingesetzt haben oder noch nicht. Auf diese Weise lässt sich der Verhütungscomputer sowohl zur Empfängnisverhütung als auch zur Empfängnisplanung bei bestehendem Kinderwunsch verwenden.

Allerdings eignet sich das Gerät mehr für eine natürliche Familienplanung (NFP) und für Frauen, die Kinder bekommen möchten.

Die Verhütungssicherheit des Zykluscomputers hängt davon ab, welche Methoden von dem Gerät unterstützt werden.

Temperaturcomputer

Bei Temperaturcomputern handelt es sich um Geräte, die jeden Morgen nach dem Aufwachen die Basaltemperatur messen. Danach werden die ermittelten Daten im Rahmen des Monatszyklus ausgewertet.

Aus den Daten errechnet der Zykluscomputer die fruchtbaren Tage, die er dann auf einem Display anzeigt. Je mehr Monatszyklen das Messgerät erfassen kann, desto präziser fallen die Berechnungen aus.

Die Berechnung des Eisprungs ergibt sich aus der Körpertemperatur. So kommt es 24 Stunden nach der Ovulation zu einem Anstieg der Körpertemperatur zwischen ca. 0,4 und 0,6 Grad Celsius. Bis zur nächsten Regelblutung bleibt die Temperatur auf diesem Niveau.

Vorteile des Temperaturcomputers

Ein Temperaturcomputer hat den Vorteil, dass die Frau die ermittelten Daten nicht mehr selbst eintragen und auswerten muss, da ihr das Messgerät diese Arbeit abnimmt. Zu beachten ist allerdings, dass die Basaltemperatur stets zur gleichen Uhrzeit gemessen wird.

Außerdem müssen die Messbedingungen ähnlich sein. Vor allem in den ersten Monaten gilt es, die Messungen regelmäßig vorzunehmen. Durch die gespeicherten Daten lassen sich später kleinere Abweichungen vom Computer erkennen.

Bei manchen Geräten besteht auch die Möglichkeit, weitere Daten, wie die Konsistenz des Zervixschleims, einzugeben. Der Pearl-Index für die Temperaturmessung beträgt 2.

Frauen, die eine Schwangerschaft unbedingt ausschließen wollen, wird empfohlen, zusätzlich mechanische Verhütungsmittel wie Pessare oder Kondome zu verwenden.

Hormonmessung

Bei der Hormonmessung wird ein Teststreifen in den Urin gegeben. Dieser erfasst die Hormonwerte im Harn. Danach erfolgt die Auswertung durch den Verhütungscomputer. Dabei werden von ihm die Konzentration des LH-Hormons (luteinisierendes Hormon) und des Östrogens bestimmt.

Durch die beiden Hormone lässt sich feststellen, ob die Anwenderin zurzeit fruchtbar ist oder nicht.

Funktionsprinzip

Erreicht der Östrogenspiegel seinen Höchststand, kommt es zur vermehrten Freisetzung von LH. Dessen Höhepunkt tritt 24-36 Stunden nach Beginn des Anstiegs ein. Hat eine Frau einen Kinderwunsch, sollte der Geschlechtsverkehr in den nächsten 24 Stunden stattfinden.

Die verschiedenen Zyklusphasen zeigt der Verhütungsrechner täglich mit unterschiedlich gefärbten Balken oder Leuchten an. Auf diese Weise kann die Frau genau erkennen, wann sie fruchtbar ist.

Bei Beginn des Zyklus wird ein Knopf aktiviert. Einige Tage später gibt der Rechner ein Leuchtsignal ab, das die Anwenderin daran erinnert, im Urin die Hormonkonzentration zu messen.

Zu diesem Zweck wird ein Teststreifen in den morgendlichen Urin getaucht. Anschließend führt man diesen Streifen in den Zykluscomputer ein.

  • Wichtig ist, im ersten Monat der Anwendung 16 Messungen vorzunehmen.
  • Danach folgen pro Monat 8 Messungen.

Erhältlich sind Teststreifen u.a. in Drogerien.

Sicherheit der Hormonmessung

Der Pearl-Index für die Hormonmessung liegt bei 5-6. So eignet sich das Verfahren nur für Frauen, die eine Schwangerschaft nicht gänzlich ausschließen wollen. Da sich mit dieser Methode der günstigste Zeitpunkt für eine Befruchtung bestimmen lässt, ist sie eher für Paare mit Kinderwunsch sinnvoll.

Ein Nachteil der Hormonmessung besteht darin, dass jeden Monat mehrere Teststreifen gekauft werden müssen. Als ungeeignet gilt die Hormonmessung:

Kombinationscomputer

Unter Kombinationscomputern versteht man Verhütungscomputer, die Temperaturmessung und Hormonmessung miteinander kombinieren. So werden sowohl die Basaltemperatur als auch das LH-Hormon gemessen. Auch Veränderungen des Zervixschleims berücksichtigt das Gerät.

In Deutschland erhält man Kombinationscomputer bislang allerdings nur, um die fruchtbaren Tage bei einem Kinderwunsch zu bestimmen.

Einblick in die natürliche Familienplanung (NFP)

Grundlage der NFP sind Beobachtungen der Vorgänge des weiblichen Körpers.

Konzept der Natürlichen Familienplanung (NFP)

Unter dem Begriff "Natürliche Familienplanung (NFP)" fasst man sämtliche Verhütungsmethoden zusammen, die auf

Hilfsmittel verzichten. Stattdessen werden zur Bestimmung der unfruchtbaren und fruchtbaren Tage die weiblichen Körpervorgänge beobachtet.

Die natürliche Familienplanung gilt als relativ sichere Verhütungsmethode. So beträgt der Pearl Index für NFP 0,4 bis 1,8. Allerdings lassen sich die Methoden der NFP auch einsetzen, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu steigern, indem man gezielt die fruchtbaren Tage der Frau zum Geschlechtsverkehr nutzt, denn vor und nach dem Eisprung ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangerschaft eintritt, am größten.

Will man dagegen eine Schwangerschaft vermeiden, übt man in den fruchtbaren Tagen lieber Enthaltsamkeit.

Billingsmethode

Als bewährte Methode der natürlichen Familienplanung gilt die Billingsmethode. Die Frau nimmt dabei über einen längeren Zeitraum Untersuchungen des Zervixschleims vor, der aus der Scheide austritt. Mithilfe der Billingsmethode lässt sich der Beginn der fruchtbaren Tage bestimmen.

Basaltemperaturmethode

Die Basaltemperaturmethode zählt zu den gängigsten Verfahren der natürlichen Empfängnisverhütung. Dabei dient die morgendliche Körpertemperatur der Frau zur Bestimmung der unfruchtbaren Tage nach dem Eisprung.

Symptothermale Methode

Eine Kombination aus Billingsmethode und Basaltemperaturmethode stellt die Symptothermale Methode, die auch Rötzer-Methode genannt wird, dar. Das heißt, dass man sowohl die morgendliche Körpertemperatur misst als auch die Absonderungen des Zervix-Schleims beobachtet.

Darüber hinaus erfolgt die Beobachtung von Gebärmutterhals und Muttermund.

Bestimmen der Fruchtbarkeit

Die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage einer Frau können auch mithilfe von diversen Tests oder Geräten bestimmt werden. Dazu gehören zum Beispiel die bereits erwähnten Zyklus-Computer, die man auf der Basis der Symptothermalen Grundlage einsetzt.

Darüber hinaus gibt es Zervixschleim- und Speicheltests, bei denen man eine Analyse der Veränderungen dieser Körperflüssigkeiten vornimmt. Eine weitere Möglichkeit bieten Eisprungtests mithilfe von Urinmessstäbchen.

Vor- und Nachteile der NFP

Zu den Vorteilen der natürlichen Familienplanung gehört, dass sie keinerlei unangenehme Nebenwirkungen aufweist. Darüber hinaus ist sie unkompliziert und nicht teuer.

Allerdings muss die Frau lernen, ihren Körper genau zu beobachten und über eine gute Selbsteinschätzung verfügen, was meist ein Vierteljahr dauert. Erlernen lässt sich die natürliche Familienplanung mithilfe von Büchern oder Kursen.