Führender Minister in Indien nimmt Vergewaltigung als Straftat nicht ernst: Sie kann richtig sein

Von Ingrid Neufeld
6. Juni 2014

Ein Minister der Regierungspartei in Indien der als Parteifreund dem neuen Regierungschef Narendra Modi nahesteht hatte behauptet, dass Vergewaltigung "ein soziales Verbrechen, das von Männern und Frauen abhängt" sei, und dazu erklärt: "manchmal ist es auch richtig und manchmal falsch". Ohne Anzeige könnte jedenfalls "ermittlungstechnisch nichts unternommen" werden, behauptete der Innenminister Babulal Gaur.

Neuer Regierungschef schweigt bislang

Nach mehreren brutalen Vergewaltigungsfällen, die in der Öffentlichkeit bekannt geworden sind, ist in Indien in der Gesellschaft die Entrüstung über Vergewaltigungen an Frauen zunehmend angestiegen. Der Regierungschef Narenda Modi enthielt sich bisher eines Kommentars zu den Einlassungen seines Parteifreundes. Dessen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) meinte allerdings, dass diese Stellungnahme nicht die Aussagen der Partei widerspiegeln.

Verschärfte Ahndung der Täter

In der indischen Gesellschaft gibt es immer wieder sexuelle Übergriffe gegen Frauen, die im In- und Ausland die Schlagzeilen füllen. Erst in der letzten Woche waren im Bundesstaat Uttar Pradesh in einem Dorf zwei Cousinen im Alter von 12 und 14 Jahren brutal vergewaltigt und anschließend an einem Baum erhängt worden, wo sie gefunden wurden.

Im Dezember 2012 kam es zur Gruppenvergewaltigung einer Studentin mit tödlichem Ausgang. Daraufhin protestierte ein Großteil der Bevölkerung gegen die Gewalt, der Frauen täglich ausgesetzt sind. Die Proteste hatten eine Strafverschärfung zufolge. Jetzt wird Vergewaltigung mit Todesfolge mit der Todesstrafe geahndet.

Viele betroffene Frauen schweigen aus Angst vor Ächtung

Doch die Wahrheit sieht anders aus. Nach Angaben von Frauenrechtsaktivisten wird gegen die Täter nicht wirklich ermittelt. Dabei gibt es alle 22 Minuten eine Vergewaltigung. So hat es die indische Regierung bekanntgegeben. Doch Aktivisten vermuten eine sehr viel höhere Dunkelziffer, da die Frauen aus Gründen der sozialen Ächtung die Taten nicht zur Anzeige bringen.