Verunsicherte Eltern: Was tun, wenn Sohn oder Tochter lieber das andere Geschlecht hätten?

Verhaltenstipps für Eltern, wenn sie bemerken dass das Kind in seinem Körper nicht glücklich ist

Von Cornelia Scherpe
9. Oktober 2015

Es gibt Mädchen, die fühlen sich bereits in jüngster Kindheit eher als Junge und Jungen, die sich selbst als Mädchen definieren. In der Wissenschaft spricht man dabei von Transgender. Jüngst in den Schlagzeilen ist die Thematik, da die leibliche Tochter von Bratt Pitt und Angelina Jolie ein Junge sein möchte. Mit kurzen Haaren, in Anzug und Krawatte, möchte die junge Shiloh unbedingt als John angesprochen werden.

Wie reagieren Eltern richtig?

Es ist völlig normal, dass Eltern tief verunsichert und beunruhigt sind, wenn ihr eigenes Kind sich vehement vom eigenen biologischen Geschlecht abwendet. Die beste Reaktion lautet dabei: ruhig bleiben.

Um Sohn oder Tochter richtig zu verstehen, müssen Eltern sich zunächst klar machen, dass es neben dem biologischen Geschlecht das soziale Geschlecht gibt. Während im Deutschen beide Male das Wort "Geschlecht" dafür benutzt wird, ist die Ausdrucksweise im Englischen leichter, denn hier wird zwischen dem "sex" und dem "gender" unterschieden. Gender ist die Geschlechteridentität und deckt sich eben nicht immer mit dem biologischen Geschlecht.

Findungsprozess in der Pubertät

Solange Kinder sich vor der Pubertät befinden, sollte man Äußerungen wie "Ich wäre lieber ein Junge/Mädchen" ruhig zur Kenntnis nehmen und abwarten. Der Findungsprozess einer eigenen Geschlechterrolle ist erst nach der Pubertät abgeschlossen. Vorher sollte auch in keinem Fall eine Operation zur Umwandlung in Betracht kommen.

Viele Heranwachsende stören sich auch schlicht daran, dass sie Rollenklischees erfüllen sollen. Möchten Mädchen keine Röcke tragen oder nicht mit Puppen spielen, sagt das noch lange nichts darüber aus, ob sie später eine Geschlechtsumwandlung wünschen.

Bleibt im Erwachsenenalter das Gefühl, man sei im falschen Körper geboren, ist der Gang zu Spezialisten sinnvoll. Viele verzichten aber darauf und legen als selbstbewusste Menschen "nur" Wert darauf, dass ihr Gender von der Gesellschaft anerkannt wird.

Indem Menschen bereits im Kindesalter nicht in Rollenklischees gepresst werden, nimmt man ihnen viel Leid und Unsicherheit von den Schultern. Nicht zuletzt deswegen denkt auch die Bundesregierung darüber nach, eine zusätzliche Geschlechtsoption in Amtsdokumenten wie dem Ausweis zu verankern.