Bin ich transsexuell? Meine Geschichte

Huhu,

Ich habe nun schon ein Paar Tage mir diese Community hier angesehen und habe das Gefühl das hier zumindest sehr ernsthaft zum Thema Transsexualität geantwortet wird. Ich bin sehr ängstlich und schüchtern und ich weiß nicht wie meine Geschichte rüberkommt, bitte nicht lachen. Ich meine es wirklich ernst.

Ich bin 23 Jahre alt und von außen Männlich, lebe sehr zurückhaltent und fühle mich allein. Ich wirkte nie so stark wie die anderen Jungs. Ich habe nie das interesse gehabt mit Jungs zu spielen, ich musste es. Es wurde mir angelebt so zu sein wie ich heute noch teils bin. In der Schule hatte ich stehts Probleme. Ich hatte keine einzigsten wirklichen Freunde, mochte kein Fußball, wollte nie nach Draußen, da man dort nur geärgert wurde. Meine Mitschüler fanden mich erstmal komisch, dann aber auch abstoßend. Die Lehrer wussten nicht was mit mir los war.
Ein Gefühl dafür ein Mädchen zu sein hatte ich seit ich mich erinnern kann, nur konnte ich das da nie einordnen warum und wie das geschieht. Ich wollte oft lieber Röcke und Kleider tragen wie meine Mutter oder meine Schwester. Irgendwann führte das zu heimlichen Rollenspielen und unweigerlich ja mit vielleicht 5 Jahren zur ersten Mastrubation, ich wusste damals nichtmal das man es so nennt. Immer wenn ich es tat war aber eine besonderheit darin, ich war kein Junge, ich war ein Mädchen, ich fühlte mich wie ein Mädchen. Warum und wie das so war, weiß ich nicht. Irgendwann wurde es zu einer Sucht, etwas was mir bis heute nicht gefällt. Es war für mich der einzigste Weg weiblich zu sein, es ging mir garnicht um die Befriedigung, so bescheuert sich das anhört. Gespielt habe ich damals viel mit Legos, aber auch mit Indianern und gerne mit Puppen. Selbst die Barbie hätte ich gern gehabt, konnte es aber nicht. Ich war ja ein Junge. Ab und zu was von meiner Schwester ausgeliehen Mädchenunterwäsche geklaut und angezogen, das wars schon, mehr konnte ich und durfte ich nicht.
Meine Familie ist sehr Religiös Dies macht die Lage bis heute umso schwieriger. Für sie ist die Bibel die klare Wahrheit, es gibt nichts anderes. Ich wollte meine Eltern nicht enttäuschen und wurde darin geformt und habe so immer versucht das auszuleben und habe mich fälschlicher Weise zu den Entschluss gebracht das Gott mich ja irgendwann erlösen würde und ich einfach so tun müsste, ja Mann spielen, jemand der ich nicht bin, mich verstellen damit es andere auch toll finden.
Gewusst was Transsexualität bedeutet habe ich erst seit einer Fernsehdokumentation. Ich konnte mich damit zwar auf anhieb hineinversetzen ja hatte sogar echt neid vor diesen Personen aber konnte mich dazu nicht äußern und war einfach uneins. Zudem hatte mein Vater noch den Kommentar gegeben das er es nicht verstehen kann und das es einfach nicht sein kann.
In der Schule sahen die anderen einfach dass was mit mir nicht stimmte. Man hatte mich bis zum bitteren Ende gemobbt, geschlagen, angespuckt und aufgelauert. Ich kahm sehr oft zu spät zur Schule, hatte täglich Angst. Meine Eltern mussten mich dann abholen. Für das Mobbing wussten weder die Lehrer noch meine Eltern passenden Rat. Es wurden Gespräche geführt sowohl mit Eltern als auch mit den Schülern. Ich weinte wirklich oft ja ich war wohl das verzweifelste Kind was es jemals auf dieser Schule dort gab, ich behaupte es einfach mal. Wenn mir damals wer gefragt hat wie ich mich fühle, habe ich nie die Wahrheit gesagt, ich traute mich einfach nicht mehr. Durch die Grundschulzeit habe ich mir gedacht ich mache es beim zweiten mal, also in der neuen Schule besser, ich wollte stark sein ja ich wollte so sein wie die anderen Schüler auch, aber ich war es nicht. Es folgten 6 weitere Jahre. Viele Lehrer haben dabei auch versucht mir zu helfen wussten aber nicht wie.
Wenn ich mich damals immer in einen Anzug reinzwängen musste fand ich das etwas einfach nicht stimmen konnte, ja man sieht gut aus, den Kerl würd ich heiraten, aber ich bin das nicht. Trotz des Gedankens macht man mit, mit der Hoffnung das sich mal was ändert, aber wann und wie? Nie wird sich was ändern. Man denkt darüber nach nicht klar im Kopf zu sein, versucht das zu sein was man von Außen ist. Trotz der vielen Mühe past etwas nicht, ich bin anders.
Mittlerweile wohne ich alleine in einer Wohnung etwas über 300km entfernt von meinen Eltern.
Mittlerweile habe ich mich von dieser Glaubengemeinschaft wo meine Eltern immernoch aktiv sind verlassen und habe keinen Kontakt mehr zu den Leuten, außer zu meinen Eltern. Meine Eltern wollen das ich wieder dort hingehe, zeigen sich besorgt, können mir aber auch keinen Grund nennen warum ich das konkret tun sollte. Sie sehen ihre Ehre in gefahr die sie zeigen wollen. Wir sollen die Vorzeigefamilie sein. Ich will aber kein Vorzeigeobjekt sein, ich will endlich mal ich selbst sein. Meine Eltern können und wollen das nicht verstehen. Wo es mir richtig schlecht ging und ich mich fast umbringen wollte, habe ich SecondLife besucht. Zum ersten mal konnte ich so eine Frau sein ohne das auch nur annähernd mir jemand das verboten hat. Niemand wusste wer ich in echt war. Ich wollte endlich wissen was ich nun bin. Meine Eltern haben es nicht verstanden fragten mich warum ich denn eine "Tante" spielen würde. Ich habe es ihnen nicht gesagt, ich wollte und konnte es nicht mehr. Meine Eltern wollten das verhindern da sie Angst hatten ich würde dort fehler machen, oder mich von der "echten Welt" lösen, konnten es aber nicht verhindern. Anfangs war es nur ein Experiment, heute mein innerstes ich.
In RL habe ich durch SecondLife deutlich mehr initiative ergriffen als vorher. Ich habe mir Musik und anderes gekauft, habe auch sachen die nicht mehr Männlich sind, was ich damals nie traute. Ich weine wieder, ja das konnte ich eine Zeit garnicht mehr, es wäre doch nur eine Form von Schwäche, eine Schwäche die ich nicht zeigen wollte, wollte ja der starke Mann sein, der der ich nie war und auch nie sein werde. Ich will endlich wieder normal Gefühle zeigen können.
Nach und nach fühlte ich mich immer wohler in meiner Rolle, so das quasi meine gesamte Internetaktivität nicht auf meine Person die ich im echten Leben bin hinweist. Seit einiger Zeit jedoch schwächt es ab. Ich merke das mein Ava nicht mich selbst 100% wiederspiegelt. In echten Leben bin ich aber immernoch ein Mann. Ich bin doch die die den Avatar steuert, also bin ich die Frau. Die Person bin ich, klar aber warum bin ich es nicht im echten Leben? Wieso tut ich nichts dagegen? Warum immernoch diese Angst?

Was ich mich frage ist reicht das um wirklich zu sagen das ich eine Frau bin? Was passiert wenn ich es nun bin? Verliere ich meinen Job, meine Familie? Was wird passieren wenn mir ein Gutachter oder Psychologe sagt ich wäre ok so und klar ein Mann? Werde ich dazu stehen können oder verzweifeln? Wie werden die anderen Menschen über mich denken, würden diese mich noch unterstüzen wollen oder mich so wie ich bin Akzeptieren? Ich bin und war immer ängstlich, so ängstlich das ich mir zu oft alles was ich hätte aufbauen können verbaut habe.

Sorry für meinen ellenlangen Text, ich weiß nur leider nicht mehr weiter wie ich in meinen Leben etwas positiv ändern kann, ohne Menschen zu entäuschen oder weh zu tun. Ich habe mitlerweile das Problem das ich immer unglücklicher werde, das obwohl ich nun ein eigenes Leben führe und auch derzeit vieles von außen perfekt zu laufen scheint.

Antworten (10)
@Luisa90

Wie gesagt und wie du selbst schon merkst, du hast massive Probleme mit dir selbst, mit deiner Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptanz.

Klar hier kannst du texten ohne das dich jemand sieht, dir Fragen stellt (Auge in Auge) und daher ist es leichter für dich.
Aber du lebst ja nicht allein auf einer Insel und folglich musst du einen Weg finden um mit deiner Umwelt und deinem Umfeld auszukommen.
Du hast allen Mut zusammen genommen und dich bei einem Psychologen angemeldet. Ist doch schon mal gut. Also bleib jetzt nicht wieder auf dem Weg stehen sondern geh ihn weiter.
Kein Psychologe wird dich für "bekloppt" erklären. Das machen nur dumme Menschen, die halt nict wirklich denkfähig sind. Also bau dir da nicht schon wieder ein Bild auf, das absoluter Quatsch ist und dich letztlich nur behindert.

Willst du mit dir auskommen? Willst du endlich leben?
Wenn du das mit ja beantwortest, dann geh den Weg weiter. Allein oder per Online-Therapie schaffst du das nicht.

Also spring ins Wasser und schwimm ... es geht um dein Leben und du hast nur eins!

Habe Gestern tatsächlich einen passenden Psychologen angerufen, allerdings keinen Termin die Woche machen können und sollte mich wieder melden. Bei dem Gespräch kahm ich mir aber so richtig doof vor und merkte wie peinlich mir das ganze ist. Ich weiß nicht ob ich das wirklich schaffe da nochmal mich zu melden. Ich hab einfach Angst für bekloppt gehalten zu werden. Ich frage mich wirklich, denke ich mir das ganze nur aus, ist es doch normal? Meine Gefühle aufzuschreiben finde ich sehr leicht, ja niemand sieht mich hier, niemand weiß wer ich bin. In echten Leben bin ich nicht halbwegs so mutig, ich blockiere mich einfach. Habe nun Angst das es da genauso wieder passiert und ich mein Problem nicht wirklich schildern kann, oder was passiert wenn es wirklich nur hirngespinnst ist, vielleicht bin ich ja einfach nur bekloppt. Ich habe auch keine Erfahrung was so ein Psychologe genau tut, für mich ist das ein riesiges schwarzes Loch. Ich war wo ich dort angerufen hatte noch fest entschlossen, nun kommen mir so viele Zweifel auf dass es mich echt noch verrückter macht als ich jetzt schon bin. Es ist wirklich selten das ich mich so über mich selber aufrege.

Ihr habt recht ich muss mir wohl wirklich psychologische Hilfe suchen. Ob ich das in den nächsten Wochen schon schaffen kann weiß ich nicht. Habe derzeit auch noch bissien das Problem dass ich nicht genau weiß an wem ich mich genau wenden kann, der meine Probleme ernst nimmt. Werde es aber auf jedenfall versuchen.

Ich muss euch ganz doll Danken, auch wenn wir hier anonym sind, ihr habt mir echt bissien Mut gemacht wenigstens etwas zu tun, ohne mich dabei allzu doof zu fühlen.

@Luisa90

Wenn ich Deinen letzten Beitrag so lese, muss ich in diesem Fall mal Rainbow14 recht geben: Natürlich hast Du Deine Eltern, Geschwister und Dein sonstiges soziales Umfeld gern und möchtest sie nicht kompromittieren; aber momentan bist DU es der leidet und unglücklich ist, und nicht sie. DU brauchst Hilfe und musst Dir über Dich selbst klar werden. Wie soll es denn sonst mit Dir weitergehen? Willst Du Dein Leben lang vor Dir selbst weglaufen und vor Deinen nächsten Angehörigen Verstecken spielen? "Ich möchte nicht, dass sie unglücklich werden" - und wer denkt an Dein Glück? Kann schon sein, dass das Bekanntwerden Deiner Neigungen dazu führen wird, dass sich Deine Eltern irgendwie schuldig fühlen, aber dass das Unsinn ist, werden sie bei der tieferen Beschäftigung mit der Materien allmählich schon herausfinden.

Es ist die Aufgabe Deiner Eltern, es ist die Verantwortung Deiner (ihrer) religiösen Gemeinschaft, auf diese Herausforderung zu reagieren, und sich nicht in eine Scheinwelt zurückzuziehen. Damit tust Du ihnen sogar keinen Gefallen, weil sich echte Liebe, echter Glauben nur in Schwierigkeiten und am konkreten Menschen bewährt, ansonsten bleiben es Lippenbekenntnisse.

Du willst doch sicher auch, dass Du von Deinen Eltern, Geschwistern, ... so geliebt wirst wie Du bist? Und nicht als jemand, der Du vorgibst zu sein, so wie es ihren idealisierten Vorstellungen entspricht, mit einem Wunschbild, das nur vorgespielt ist. Dann müssen sie aber auch lernen, Dein Anders-Sein zumindest zu akzeptieren, auch wenn sie es nicht nachvollziehen können.

Auf jeden Fall musst Du um Deiner Selbst willen aufhören, "everybody's darling" sein zu wollen, der nirgendwo aneckt und niemandem zur Last fällt. Meinen Vorschlag gestern von wegen Gemeindeleitungsgespräch habe ich nur gemacht, damit Dein Konflikt endlich auch in dieser frommen Welt - wahrscheinlich dem schwierigsten Pflaster - zur Sprache kommt und Du keinen Vorwand mehr haben musst, Dich zu verstecken.

Greif Dein "Problem" an, auf mehreren Ebenen, psychologisch, familiär, glaubensmäßig. Du musst über Dich selbst klar werden, sonst bewegst sich nichts und es wird nur selbstzerstörerisch, auch für Deine Familie. So wie es aussieht, kannst Du derzeit von außen keine aktive Hilfe erwarten. Mach den ersten Schritt, und wenn es erstmal nur ist, dass Du psychologische Hilfe suchst.

Was ich mich frage ist vorallen wie die Menschen reagieren werden denen ich das sage. Meine Eltern wissen es nicht, da ich mich auch nie etwas ihnen gezeigt habe bis auf wenigen dingen die bei mir dann einfach mein Karakter waren. Das macht mir vorallen die Angst, das die Leute mich einfach nur für blöd halten und meinen ich würde falsch denken. Weiß nicht Lerathas, wie haben deine Eltern darauf reagiert und vorallen wie stehen sie heute noch zu dir? Ich habe noch Kontakt zu ihnen auch wenn sie immer Fundamentalistischer erscheinen, weil ich einfach auch weiß wie sehr sie daran hängen. Ich möchte nicht das sie Unglücklich werden, oder das Gefühl bekommen versagt zu haben. Ich will nicht für sowas Schuld sein. Meinen Geschwistern das zu erzählen macht mir genauso viel angst, ich weiß nicht was sie über mich denken, obwohl wir zusammen aufgewachsen sind.

Hallo Luisa

Also ich bin zwar erst 16, aber ich habe im Grunde das selbe Problem wie du, nur dass ich meine Eltern noch aushalten muss und sie "nur" normale Christen sind und in keiner Sekte sind (auch wenn sie sehr gläubig sind und ich im Glauben aufgezogen wurde Trassexualität etc. sei böse).

Die Schule ist vorbei und diese Idioten wirst du wahrscheinlich nie wieder sehen, also versuche irgendwie das alles zu vergessen.
Du wohnst 300km weit weg von deinen Eltern und ihrer Glaubensgemeinschaft. Also lass die sozusagen erstmal "links liegen". Es sind zwar deine Eltern, aber es ist nicht ihr Leben. Es ist DEIN Leben. Was du daraus machst geht sie absolut nichts an!

Schäm dich nicht dafür, wer und was du bist. Dass du hier im Forum deinen Beitrag geschrieben hast ist ein Zeichen dafür, dass du wenigstens schon ein bisschen Mut zeigst. Der erste Schritt ist getan, jetzt bleib nicht stehen!

Nachdem ich mir vor einigen Wochen hier im Forum Hilfe geholt habe, habe ich eine Therapie beim Psychologen begonnen, damit ich erfahre ob ich transsexuell bin oder nicht. Das kann ich dich auch nur empfehlen. Sich Gewissheit zu verschaffen ist unglaublich wichtig. Du lebst schon lange genug mit diesen Problemen vor dich hin.
Glaub mir, ich habe es genauso gemacht wie du und die Probleme und Ängst etc. jahrelang in mich hineingefressen, habe mich von der Gesellschaft sehr stark abgeschottet und viel Zeit vorm Computer verbracht.
Es hat nicht funktioniert. Ich denke das hast du inzwischen auch festgestellt. Also änder dein Leben. Du bist erwachsen, deine Eltern, die Leute aus ihrer Sekte und die Idioten aus der Schule sind nicht mehr da.
Wie gesagt, ich würde dir erstmal zu einem Besuch bei einem Psychologen raten um dir Gewissheit zu verschaffen.....ich weiss dass das sehr schwer für dich werden wird.
Aber denk immer daran: Du bist nicht allein!
Ich glaub an dich, du schaffst das!!!

Grüße, Lerathas

....

Hi Luisa

"Ich habe auch wirklich meine Schwierigkeit mich selber mit meinen Körper zu identifizieren ich fühle mich sehr unwohl."

siehst genau das ist dein wirklich größtes Problem. Nicht die Sekte, nicht deine Eltern, nicht die Grundschule ...
Du musst dich selbst erst annehmen, erst dann kannst es auch anderen Menschen in deiner Umgebung vermitteln, das du zu dir stehst!

Aber allein, vorm PC, nur mit virtuellen Freunden schaffst das halt nicht. Such dir Selbsthilfegruppen in deiner Umgebung. Such dir echte Kontakte.

Alles Glück dieser Welt für dich

Sebastian

Muss euch echt für die schönen Worte danken, tun einen wirklich gut,

Die Religionsgemeinschaft in der ich aufgewachsen bin, möchte ich nicht offen nennen, da ich nicht will das diese Leute die auch teilweise sehr nett waren schlecht gemacht werden. Viele würden sie allerdings als Sekte bezeichnen. Dort eine Diskusion zu führen oder um Hilfe zu bitten kann man sich ziemlich schenken, grade wenns um Dinge geht die die Bibel nicht gutheißt. Deshalb sah ich keinen anderen Ausweg als dort wegzugehen. Meinen Eltern das klar zu machen war wirklich sehr schwer und glaube auch nur möglich weil ich mitlerweile sehr weit weg wohne. Es gab viel streit und mittlerweile müssen sie es dulden. Verstehen können sie es bis heute nicht. Mit ihnen über Transsexualität zu sprechen empfinde ich derzeit als aussichtslos. Das sehe ich schon an den Witzelleien und doofen bemerkungen bei kleinen Dingen wo man es zum ausdruck bringen wollte, wie damals in SecondLife. Bis vor einen Jahr hatte ich sowohl in der Schule als auch im Beruf nur mit entäuschungen Leben müssen. Seit kurzen ist es endlich was besser geworden, aber ich fühle mich immernoch falsch. Ich habe einfach das Gefühl nicht zu einer Gruppe zu passen. Derzeit lebe ich bis auf das ich zu meiner Schwester ab und zu fahre und virtuelle Freunde habe sehr alleine. Ich habe auch wirklich meine Schwierigkeit mich selber mit meinen Körper zu identifizieren ich fühle mich sehr unwohl.

Das es ERIKA-PE so schlecht geht tut mir echt leid und ich wünsche mir wirklich das sie gut durchkommt. Sie hat hier so wie ich sehe wirklich sehr vielen Leuten immer gern geholfen.

....

Hi Luisa,

für mich gibt es in deinem Text zwei Kernaussagen:

1. „Ich will aber kein Vorzeigeobjekt sein, ich will endlich mal ich selbst sein.“

und

2. „Die Person bin ich, klar aber warum bin ich es nicht im echten Leben? Wieso tut ich nichts dagegen? Warum immer noch diese Angst?“

Du hast doch einen guten Start gemacht, indem du dich von deinen Eltern inkl. Der reli Gemeinde räumlich getrennt hast. Also warum hast du noch immer die Angst als „Vorzeigeobjekt“ behandelt zu werden?

Du hast dich halt nur räumlich getrennt, verstehst?
Es liegen zwar 300km zwischen dir und dieser Glaubensgruppe, aber in deinem Kopf bist du noch mitten in der Gruppe und mitten in deiner Grundschulzeit.

Der nächste Schritt muss für dich sein, zu dir selbst zu stehen. Dich eben nicht zu verstecken oder zu schämen. Du bist, wie du bist und das ist gut so!

Du atmest Sauerstoff, gehst aufrecht, bist eine Mischung aus Fleisch- und Pflanzenfresser, hast ein leistungsfähiges Gehirn ... Hey du bist ein Mensch! Und damit bist du ein „normaler“ Mensch. Deine Sexualität oder dein Geschlecht hat absolut nichts mit deinem Wert als Mensch zu tun. Das musst du dir selbst immer sagen.

Natürlich bist du anders. Aber das sind die restlichen 7, 1 Mrd Menschen auf dieser Welt auch.

Schule bzw. Kinder können grausam sein. Das habe ich selbst auch sehr gut gespürt.
Aber hey, du jetzt 23 und die Grundschule liegt weit zurück. Also löse dich von diesen Erinnerungen und lebe!
Du wirst die Demütigungen nie vergessen, das ist klar, aber du hast doch jetzt die riesen Chance endlich dein Leben zu gestalte wie du es magst. Als geh hinaus in die Welt und lebe!

Keiner kann dir sagen was mit deinem Job passiert oder ob deine Familie sich von dir lossagt. Du allein kennst ja nur dein Umfeld. Nur Luisa, von allein ändert sich dein Leben niemals. Wenn du über den Fluss schwimmen willst, musst du halt auch ins Wasser springen. Das kann keiner für dich übernehmen.

ABER es gibt in jeder größere Stadt Informationsstellen, Selbsthilfegruppen usw. dort triffst du Menschen die das gleiche wie du empfinden, die dir Rat und Tips geben, wo du dich eben nicht verstellen musst. Und wenn du ersteinmal checkst das du eben nicht allein bist, dann wirst du auch mutiger und kannst endlich zu dir stehen.

Also spring ins Wasser und schwimme.

Alles Gute

Sebastian

Hallo Luisa90

Hab zufällig gesehen dass Du hier schon seit Stunden auf die erste Antwort wartest. Leider habe ich Null Ahnung von der Thematik, zumindest was die Möglichkeiten angeht, seine wahre Neigung herauszufinden (ob Du also wirklich TS bist, oder ob noch andere Faktoren wie Erziehung und Hormone mit hineinspielen).

Daher kann ich Dir keinen Rat geben; vielleicht liest ja ERIKA-PE hier noch mit, die sehr oft und sehr einfühlsam Rat und Hilfe in solchen Fragen geben konnte, aber jetzt auf Grund einer schweren Erkrankung Ihren "Dienst" bei Paradisi eingestellt hat. Ich hoffe, Du findest hier bald Rat und Hilfe...

Ich wollte Dir aber trotzdem schreiben, weil mich ein Umstand in Deiner "Leidensgeschichte" besonders betroffen und traurig gemacht hat: Deine Eltern sind anscheinend gläubig und sehr in ihrer Glaubensgemeinschaft engagiert, und man hat so "ein wenig" den Eindruck, sie können mit Ihrem gar nicht so in ihr religiöses Denkschema von "richtig und falsch" passenden Sohn überhaupt nicht umgehen. Das ist einerseits erstmal nur traurig und tragisch, weil Du keine Hilfe und Verständnis von den Menschen erhältst, die zuallererst die Pflicht hätten, Dich so anzunehmen wie Du bist. Andererseits macht es mich sauer, dass sie so eine Fassade aufrecht erhalten wollen (zumindest schreibst Du es so), um vor ihren Glaubensgeschwistern als heile Familie dazustehen und sich nicht unangenehmen Fragen aussetzen zu müssen - und das scheint ihnen wichtiger zu sein wie die Lage ihres Kindes.

Ich kenne jetzt diese Gemeinschaft nicht und weiß nicht, ob dort wirklich alle so schwarz-weiß denken wie es scheint. Aber ich bin selber in einer christlichen Gemeinde engagiert, kenne mich auch in der Bibel recht gut aus und versuche das, was ich vom Glauben und vom Evangelium verstanden habe, mit meinem Leben abzugleichen und daraus das richtige zu tun, so dass ich es vor Gott und meinem Gewissen verantworten kann. So sehen es auch die meisten meiner "Geschwister", und ich kann mit vielen offen auch über die eigenen Schwächen und auch Schierigkeiten reden, oder was ich noch nicht an der Bibel verstanden habe oder was ich sogar ablehne. Vieles, aber bei weitem nicht alles ist einfach schwarz oder weiss.

Und da muss ich leider sehen, dass sich Deine Eltern auch im christlichen Sinn völlig falsch verhalten. Sie sind als Eltern dazu aufgerufen, in herzlichem Erbarmen zu leben (Kol 3, 12) sowie ihre Kinder nicht zum Zorn zu reizen (Eph 6, 4) und sie nicht einzuschüchtern und dadurch mutlos machen (Kol 3, 21). Aber vor allem: Jesus selbst hat sich auf die Seite derer gestellt, die zerschlagenen Geistes sind (Matth 5, 4). Alles, was er predigte, hat die benachteiligten und verlorenen Menschen aufgebaut und ihnen Hoffnung gebracht. Frag doch mal Deine Eltern, ob sie Dir Hoffnung geben können, oder ob sie Dich zerschlagen wollen? Je nachdem, wie "echt" die Gemeinde Deiner Eltern ist (also nicht nur ein frömmelnder Haufen, sondern wiedergeborene Menschen, die ernsthaft versuchen, nach dem Willen Gottes zu leben), solltest Du Dich vielleicht sogar mal aktiv an die Leitung der Gemeinde wenden, ihnen Dein Problem und die Haltung Deiner Eltern erklären und sie fragen, was sie Dir aus biblischer Sicht raten würden. Du musst es ja nicht befolgen, aber dann weißt Du wenigstens woran Du bist. Und Deine Eltern haben keinen Grund mehr Verstack zu spielen...

Natürlich sind Themen wie Homosexualität, Transsexualität usw. nicht gerade unumstrittene Themen in den christlichen Kirchen (und auch für mich ist da noch längst nicht alles klar, supertoll und abgehakt), aber ich denke die Christen müssen eine Antwort für die Menschen des 21. Jahrhunderts auf diese Fragen der sexuellen "Normabweichungen" finden, die diese Menschen annimmt und nicht verteufelt.

Ich wünsche Dir dass Du glücklich wirst, Antworten auf Deine Fragen bekommst und auch wieder ein gutes Verhältnis zu Deinen Eltern findest!

LG
marsupi

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