Vorlauf und Ablauf einer Geschlechtsumwandlung

Unter einer Geschlechtsumwandlung versteht man eine geschlechtsangleichende Operation. Dabei werden bei Transgender-Personen primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale an Funktion und Aussehen des anderen Geschlechts angeglichen.

Von Jens Hirseland

Im falschen Körper: Gedanken vor der Geschlechtsumwandlung

Unter Transsexualität versteht man den intensiven Wunsch, das Geschlecht zu wechseln, da der Betroffene glaubt, im falschen Körper zu leben. Vor einer Geschlechtsumwandlung gehen dem Transsexuellen viele Gedanken durch den Kopf.

Im falschen Körper geboren

Während die meisten Menschen keinen Gedanken über ihre Geschlechtsidentität verschwenden, ist dies bei Transsexuellen ganz anders. Sie gelangen im Laufe der Jahre zu der Erkenntnis, dass sie im falschen Körper geboren wurden, was sie natürlich vor große Probleme stellt.

Von Transsexualität spricht man, wenn es zum Überschreiten der Geschlechtergrenzen kommt. Dabei erleben sich Frauen als Männer oder Männer als Frauen. Die Gefühle sind bei den Betroffenen so intensiv, dass sie schließlich den Wunsch verspüren, ihr Geschlecht in jeglicher Hinsicht zu wechseln.

Transsexualität gilt nicht als Krankheit, sondern als anerkanntes wissenschaftliches Phänomen, dessen Ursachen vielfältig sind.

Das Gefühl von Gefangenschaft

Transsexuelle Menschen fühlen sich in ihrem Körper gefangen und empfinden ihn als fremd. Besonders schwer fällt ihnen das Leben in der Geschlechterrolle, die ihnen von der Gesellschaft zugeordnet wird.

Dabei kann der Leidensdruck so stark werden, dass es zu großen Problemen für die Betroffenen kommt. So leiden Transsexuelle oftmals unter:

Probleme beim Coming-Out

Das Gefühl anders zu sein, entsteht bei vielen Transsexuellen oft schon in der Kindheit. Allerdings sind sie in diesem Alter noch nicht in der Lage, ihre Gefühle richtig einzuordnen.

Häufig kommt es daher erst in der Pubertät oder im Erwachsenenalter zu einem Coming-Out, dem in vielen Fällen eine schwere persönliche Krise vorausgeht. Die meisten Transsexuellen empfinden ihr Coming-Out jedoch als befreiend.

Sind allerdings Partner oder Familie mit im Spiel, führt dies meist erneut zu Problemen und Konflikten. Vor allem den Eltern fällt es schwer, mit der neuen Situation fertig zu werden. Auch Freunde oder Arbeitskollegen reagieren in vielen Fällen mit Ablehnung.

Letzter Ausweg: Geschlechtsumwandlung

In der Medizin bezeichnet man eine geschlechtsumwandlung als geschlechtsangleichende Operation (GAOP). Unter bestimmten Umständen ist es möglich, eine Geschlechtsumwandlung von Frau zu Mann oder von Mann zu Frau vorzunehmen.

Dabei erfolgt beispielsweise

Darüber hinaus wird zur Veränderung der Geschlechtsmerkmale eine Hormonbehandlung durchgeführt.

Voraussetzungen für eine Geschlechtsumwandlung

Da eine Geschlechtsumwandlung einen tiefgreifenden Eingriff bedeutet, der sich später nicht mehr rückgängig machen lässt, sind im Vorfeld weitreichende Überlegungen erforderlich.

Psychologisches Gutachten

Entschließt sich ein Transsexueller zu einer medizinischen Geschlechtsumwandlung (bzw. Geschlechtsangleichung), muss zunächst die Transsexualität durch ein psychologisches Gutachten festgestellt werden. Wichtigstes Kriterium ist, das die betroffene Person schon eine Zeit lang in der anderen Geschlechtsrolle lebt.

Außerdem muss ein Psychotherapeut den Transsexuellen wenigstens ein Jahr lang begleiten. Danach dauert es noch einmal sechs Monate, bis die Diagnose durch einen Gutachter festgestellt wird.

Untersuchungen

Neben den Gesprächen sind auch zahlreiche körperliche Untersuchungen notwendig.

Gibt es grünes Licht für die Operation, erfolgen weitere Untersuchungen. Dazu gehören unter anderem:

Da es bei den Eingriffen nicht zu einer Veränderung des Erbguts kommt, handelt es sich eigentlich nicht um eine Geschlechtsumwandlung, sondern um eine Geschlechtsangleichung.

Ablauf der Geschlechtsangleichung

Mann zu Frau

  • Bei einer Angleichung von Mann zu Frau werden der Penis und die Hoden entfernt und stattdessen Scheide, Klitoris und Schamlippen gebildet.
  • Darüber hinaus erfolgt der Aufbau der Brüste.
  • Mitunter werden auch Eingriffe am Kehlkopf durchgeführt, die das Ziel haben, die Stimme zu verändern.

Im Rahmen der Penisinvaginations-Methode löst man einen Teil der Eichel samt Blutgefäßen und Nerven heraus und setzt diesen an die Stelle, an der dieser Teil nun als Klitoris dienen soll. Auch die Harnröhre wird ein Stück gekürzt.

Nach der Entfernung der Hoden stülpt man die Penishaut nach innen, sodass sie nun die Vagina bildet. Aus dem Hodensack werden schließlich die Schamlippen geformt. Oft muss zu einer Korrektur dieser Eingriffe nach einigen Monaten eine weitere Operation erfolgen.

Als weiteres Verfahren gilt die kombinierte Methode, bei der im Unterschied zur Penisinvaginations-Methode ein Stück der Penisvorhaut an der Eichel gelassen wird, um daraus Klitoris samt -häubchen sowie die kleinen Schamlippen zu formen.

Der Scheideneingang wird aus der übriggebliebenen Penis- und Hodensackhaut gebildet. Die Harnröhre öffnet man längs und kleidet damit zusätzlich die Scheide aus.

Frau zu Mann

  • Bei einer Geschlechtsangleichung von Frau zu Mann entfernt man die weiblichen Brüste und bildet stattdessen eine männliche Brust nach.
  • Weiterhin werden die weiblichen Geschlechtsorgane wie Gebärmutter, Eileiter sowie Eierstock herausoperiert und ein Penis nachgebildet.
  • Um Bart- und Haarwuchs sowie das Ausbleiben der Monatsblutung zu erreichen, muss zudem eine Hormonbehandlung erfolgen.

Die Klitoris wird mithilfe einer Hormontherapie vergrößert. Im Rahmen der Metaidoioplastik wird ein Teil der Klitoris freigeschnitten; eine neue Harnröhre wird aus den kleinen Schamlippen geformt. Es entsteht ein Penis, welcher jedoch sehr klein ausfällt.

Möchte man größere Ergebnisse erzielen, muss man Gewebe aus anderen Körperregionen herausnehmen, so zum Beispiel aus dem nicht-dominanten Unterarm (Unterarm-Plastik), aus dem Bauch (Bauchmuskel-Plastik) oder aus dem Rückenmuskel (Latissimus-dorsi-Plastik). Letztere gilt als neueste und auch erfolgreichste Methode.

Aus den großen Schamlippen entsteht in der Regel ein künstlicher Hodensack. Oftmals werden zwei Silikon-Implantate eingesetzt, die dem Gefühl echter Hoden sehr nahe kommen.