Transfrauen erkranken häufiger an Brustkrebs

Infolge der Hormontherapie sind Transfrauen laut Studie einem deutlich erhöhten Brustkrebsrisiko ausgesetzt

Von Cornelia Scherpe
3. Juni 2019

Menschen bezeichnen sich selbst als Transfrauen, wenn sie in einem männlichen Körper geboren wurden, sich aber als Frau fühlen. Wer die weibliche Geschlechtsidentität nicht nur mental annimmt, sondern auch die körperliche Erscheinung dem anpassen möchte, beginnt eine Hormontherapie. Dabei werden unter ärztlicher Betreuung über einen längeren Zeitraum weibliche Hormone eingenommen, was den Körper verändert. Bei Transgenderfrauen beginnt unter anderem die Brust zu wachsen, Transgendermänner erleben einen Bartwuchs.

Studie zum Brustkrebsrisiko von Transfrauen

In Amsterdam gibt es eine Gender-Clinic, die von 95 Prozent aller Transgenderpersonen der Niederlande aufgesucht wird, wenn eine Behandlung erwünscht ist. Die Wissenschaftler konnten so für eine aktuelle Studie die Therapiedaten von 2.260 Transgenderfrauen nutzen.

Innerhalb dieser Gruppe erkrankten inzwischen 15 Personen an Brustkrebs. Das Mammakarzinom musste invasiv behandelt werden. Drei weitere Transfrauen erhielten ebenfalls die Diagnose Brustkrebs, allerdings bislang ohne Notwendigkeit zu invasiven Maßnahmen.

18 Krebsfälle klingen zunächst wenig, sie sind jedoch gemessen an der Personenzahl von 2.260 eine hohe Risikorate. Die Quote liegt um das 46,7-fache über der von Männern, die keine Hormontherapie durchführen lassen. Das zeigt, wie risikobelastet die Langzeiteinnahme der künstlichen Hormone ist.

Hormongabe steigert das Brustkrebsrisiko

Die meisten Transgenderfrauen erhalten während der Therapie hochdosiertes Östrogen und zugleich Antiandrogene, um die körpereigenen, männlichen Hormone zu drosseln. Das Ausbilden der weiblichen Brust selbst ist eher nicht der Auslöser für ein erhöhtes Risiko, denn verglichen die Forscher die Gefahr bei den 2.260 Transfrauen mit dem einer geborenen Frau, lag die Gefahr sogar 70 Prozent niedriger als bei der weibliche Normalbevölkerung.

Zu den Krebsdiagnosen kam es nach sieben bis 37 Jahren nach dem Start der Therapie. Im Schnitt waren die Betroffenen dabei 50 Jahre alt. Die Forscher raten Transfrauen daher während einer Hormonbehandlung dazu, nach fünf Jahren zum ersten Mal zum Brustkrebsscreening zu gehen. Fällt dieses negativ aus, sollten sie ab 50 Jahren regelmäßig die angebotenen Checkups für Frauen wahrnehmen.