Doppelte Opfer: Aus missbrauchten Mädchen werden essgestörte Frauen

Von Nicole Freialdenhoven
11. Juli 2013

Mädchen, die in jungen Jahren sexuell und körperlich misshandelt wurden, entwickeln mit zunehmendem Alter häufiger Essstörungen als andere Mädchen. Dies ergab eine umfangreiche Studie des Brigham and Women's Hospital in Boston, das dazu die Daten von insgesamt 57.321 Frauen analysierte.

Die Studienteilnehmerinnen erhielten 2001 einen Fragebogen, in dem sie Auskunft über möglichen sexuellen Missbrauch und Gewalt in ihrer Kindheit geben sollten. Acht Jahre später wurden die gleichen Frauen zu Essstörungen befragt.

Dabei stellte sich heraus, dass rund zwei Drittel der Teilnehmerinnen mit einem BMI von über 30 schwer übergewichtig waren, während bei 8,2% von ihnen eine echte Essstörung vorlag. Je schwerer der Missbrauch in der Kindheit war, umso höher war auch das Risiko, an einer Essstörung zu erkranken. Bei jungen Mädchen, die sowohl körperlich als auch sexuell missbraucht wurden, war das Risiko mehr als doppelt so hoch als bei anderen Mädchen.

Die Studie bestätigt frühere Erkenntnisse, wonach es einen direkten Zusammenhang zwischen traumatischen Erlebnissen in der Kindheit und Essstörungen gibt. Weitere Studien sollen nun erforschen, wie jungen Missbrauchsopfern besser geholfen werden kann, um die Entwicklung von Essstörungen zu vermeiden. Auch die psychologischen Hintergründe sollen besser erforscht werden.