Sexualität im Judentum

Sexualität wird von den großen Weltreligionen unterschiedlich bewertet. Im Judentum betrachtet man sexuelle Lust als natürlichen Bestandteil des Lebens.

Von Jens Hirseland

Zahlreiche religiöse Vorstellungen des Judentums sind durch die Bibel gut bekannt. Vor allem unterschieden sich die Juden im Altertum von anderen Kulturen darin, dass sie nur an einen Gott glaubten, den sie als Schöpfer der Welt betrachteten und der sie dazu auserwählt hatte, seine Gebote zu befolgen. Andere Gesetze oder fremde Einflüsse lehnten sie dagegen ab.

Fortpflanzung und Nacktheit

Eines der wichtigsten Ziele der alten Israeliten war die Fortpflanzung.

  • So galt es für Männer und Frauen als Pflicht, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren.
  • Aus diesem Grund lehnte man sexuelle Abstinenz eher ab und betrachtete sie sogar als unsozial.
  • Menschen, die keine Kinder zeugen wollten, wurden verachtet.

Dennoch gab es hohe moralische Prinzipien. So war zum Beispiel Nacktheit verboten. Das Schamgefühl beim Nacktsein wurde auf die Geschichte des Sündenfalls zurückgeführt:

Als Adam und Eva sich ungehorsam gegen Gott verhielten, bestrafte er sie, indem er sie aus dem Paradies vertrieb und sie ihre Nacktheit erkennen ließ, für die sie sich schämten.

Daher galt Nacktheit im Judentum als schlimme Demütigung oder Strafe. So zog man Ehebrecherinnen in der Öffentlichkeit nackt aus, um sie auf diese Weise bloßzustellen.

Selbstbefriedigung und Homosexualität

Verschiedene Bibelstellen lassen erkennen, dass die alten Israeliten Sexualität gegenüber positiv eingestellt waren und sie als gesunden Teil des Lebens betrachteten. Allerdings bezog sich dies nur auf die Ehe. Dagegen stufte man sexuelle Handlungen, die nicht der Fortpflanzung dienten, als moralisch verwerflich ein.

Noch heute gilt Homosexualität bei orthodoxen Juden als schwere Sünde. Dagegen sind das konservative Judentum sowie das Reformjudentum weitaus liberaler eingestellt. Dort legt man die alten Schriften weniger wörtlich aus.

Das Reformjudentum lässt sogar grundsätzlich Segnungen für homosexuelle Paare zu. Beim konservativen Judentum ist dies zumindest teilweise der Fall.

Vergleich zum Christentum

Zahlreiche jüdische Moralvorstellungen wurden vom späteren Christentum übernommen. So lehnten auch die christlichen Kirchen

  • Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe
  • Inzest
  • Ehebruch und
  • Homosexualität

ab. Im Unterschied zum Judentum wurden dort auch Ehelosigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit als Mittel angesehen, um Gott besser dienen zu können.