Ursachen, Symptome, Auswirkungen, Ausprägungsformen und Therapiemöglichkeiten einer Sexsucht

Bei der so genannten Sexsucht handelt es sich um ein permanentes und unstillbares Verlangen nach sexuellen Handlungen. Für eine Partnerschaft ist Sexsucht eine sehr schwere Belastung.

Von Jens Hirseland

Definition der Hypersexualität

In der Medizin wird Sexsucht auch als Hypersexualität oder gesteigertes sexuelles Verlangen bezeichnet und zu den sexuellen Funktionsstörungen gezählt. Dabei handelt es sich um einen übermäßigen und extremen Drang nach sexueller Befriedigung. Leben und Gedanken der Betroffenen drehen sich fast nur noch um Sex.

Von vielen Menschen wird Sexsucht eher belächelt und nicht als Suchtverhalten angesehen, das Probleme verursacht. Tatsache ist jedoch, dass Menschen, die von Sexsucht oder Hypersexualität betroffen sind, unter großem Leidensdruck stehen.

So suchen die Süchtigen ständig nach sexueller Befriedigung, die ihnen jedoch verwehrt bleibt, da sie meist nicht in der Lage sind, zum Höhepunkt zu gelangen. Darüber hinaus schaffen sie es nicht, zu einem Partner eine feste Beziehung aufzubauen - wenn doch, leidet auch der Partner darunter.

Da die sexuellen Erlebnisse der Betroffenen unbefriedigend verlaufen, setzen sie ihre Suche nach sexueller Erfüllung fort.

Ursachen

Nach Schätzungen von Experten leiden ungefähr 6 Prozent aller Erwachsenen unter Sexsucht, wobei diese bei Männern deutlich häufiger auftritt als bei Frauen; doch auch bei diesen hat Hypersexualität in den letzten Jahren zugenommen. Die Gründe für das gesteigerte sexuelle Verlangen sind meist in der Vergangenheit der Betroffenen zu finden. Dabei spielen familiäre oder psychologische Faktoren eine Rolle.

In vielen Fällen bestehen bei Sexsucht auch andere Suchtprobleme wie Alkohol- oder Drogensucht.

Merkmale

Sexsucht ist eine Form der nicht stoffgebundenen Süchte, die bisher nur wenig bekannt ist. Man kann sie auch mit Kaufsucht oder Spielsucht vergleichen.

In der Medizin betrachtet man Sexsucht als stark gesteigertes sexuelles Verlangen, das jedoch leidvoll erlebt wird. Man ordnet sie den sexuellen Funktionsstörungen zu.

Absoluter Kontrollverlust

Typisch für Hypersexualität ist Kontrollverlust. Das heißt, dass die sexuelle Aktivität für die Betroffenen wichtiger ist als alles andere - Beruf, Hobbys oder der Partner rücken zunehmend in den Hintergrund. Erschwerend kommt hinzu, dass die Symptome im weiteren Verlauf zunehmen, was zu einer fortwährenden Steigerung von sexuellen Aktivitäten führt.

Dabei suchen die Süchtigen ständig nach sexueller Befriedigung. Da sie es jedoch meist nicht schaffen zum Höhepunkt zu gelangen, bleibt diese aus. Aufgrund der mangelnden Befriedigung setzen die Süchtigen ihr Verhalten weiter fort.

Erscheinungsformen der Hypersexualität

Sexsucht findet jedoch nicht immer nach demselben Muster statt und äußert sich individuell verschieden. Während die einen versuchen Befriedigung durch

zu erlangen, wechseln andere ständig ihre Partner. Auch sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit oder sexuelle Belästigungen kommen vor.

Geschlechtliche Unterschiede: Merkmale der Nymphomanie und Satyriasis

Bei Frauen bezeichnet man das unstillbare Verlangen nach Sex als Nymphomanie, während bei Männern von Satyriasis oder Donjuanismus die Rede ist.

Nymphomanie - die Sexsucht der Frau

Nymphomanisch werden Frauen genannt, bei denen ein gesteigertes Bedürfnis nach Geschlechtsverkehr zu verzeichnen ist. Der Begriff "Nymphomanie" kommt jedoch nur dann zur Anwendung, wenn die Frau bei ihrem Verlangen nach Sex ständig ihre Partner wechselt.

In der heutigen Zeit gilt die Bezeichnung in der Wissenschaft allerdings als veraltet und abwertend. Stattdessen werden synonym die Begriffe "Klitoromanie" oder "Metromanie" verwendet.

Ein Problem ist, dass die Ansicht, ob ein bestimmtes Sexualverhalten normal ist oder nicht, von der jeweils vorherrschenden Sexualmoral abhängt. Diese wandelt sich im Laufe der Zeit jedoch immer wieder und hängt auch von den regionalen kulturellen Wertvorstellungen ab.

Unabhängig von der Bezeichnung leiden jedoch die meisten betroffenen Frauen unter ihrer Hypersexualität. In den meisten Fällen verbergen sich hinter der weiblichen Sexsucht psychische Probleme. Diese sollen durch den ständigen Sex kompensiert werden.

Nicht selten suchen die betroffenen Frauen nach Liebe oder haben Angst, sich fest zu binden. So dient der Sex als Ersatz für wahre Liebe.

Fast immer muss eine Nymphomanie psychotherapeutisch behandelt werden, denn die Sexsucht ist durchaus mit anderen Süchten wie Drogensucht oder Alkoholismus zu vergleichen.

Satyriasis - die Sexsucht des Mannes

Kommt es bei einem Mann zu einem überdurchschnittlichen Sexualtrieb, bezeichnet man dies als Satyriasis oder Donjuanismus. Genau wie der Begriff "Nymphomanie" gilt auch der Begriff "Satyriasis" mittlerweile als veraltet.

Seinen Ursprung hat er in der altgriechischen Mythologie. So beschrieb man im alten Griechenland Satyre als dämonische Mischwesen, die halb Mensch und halb Tier waren.

Bis ins 19. Jahrhundert galt die Auffassung, dass Sexsucht durch eine sitzende Lebensweise, Faulheit oder Selbstbefriedigung verursacht wurde. Um das Problem zu behandeln, mussten die betroffenen Männer schwere körperliche Arbeiten verrichten, saure Getränke zu sich nehmen oder in kaltem Wasser baden. In schweren Fällen konnte sogar eine Kastration erfolgen.

Im späten 19. Jahrhundert ersetzte man den Begriff der Satyriasis zunehmend durch die Bezeichnung Donjuanismus nach dem berühmten Frauenheld Don Juan. Damit wurden vor allem Männer beschrieben, die ständig ihre Partnerinnen wechselten, weil sie Bindungsängste hatten.

Auswirkungen auf den Partner und die Beziehung

Für die Partner von Sexsüchtigen ist der Umgang mit der Situation besonders schwer. Da sie nicht in der Lage sind, den ständigen Drang ihres Partners auf die Dauer zu befriedigen, sucht dieser sich andere Möglichkeiten oder sogar andere Sexpartner.

Oftmals bedeutet dies das Ende der Partnerschaft. Da die Sexpartner häufig gewechselt werden, besteht für den Betroffenen die Gefahr von Geschlechtskrankheiten.

Behandlungsmöglichkeiten

Hoffnung für die Fortsetzung der Partnerschaft besteht nur dann, wenn man den Süchtigen dazu bringt, eine Therapie zu machen, um seine Sexsucht in den Griff zu bekommen. Hat man sich aus Liebe dazu entschlossen, dem Partner zu helfen, seine Sucht zu bekämpfen, ist eine Paartherapie sinnvoll, denn auch der nichtsüchtige Partner hat durch die Sucht des anderen oft unter seelischen Problemen zu leiden und fühlt sich verletzt.

So bieten die meisten Therapeuten auch Familienprogramme an, bei denen zunächst nur mit den Angehörigen gearbeitet wird.

Während in den Vereinigten Staaten von Amerika sexsüchtige Männer und Frauen die Möglichkeit haben, zur psychischen Behandlung Fachkliniken aufzusuchen, die auf Hypersexualität spezialisiert sind, gibt es diese Einrichtungen in Deutschland bisher noch nicht.

Stattdessen können sich die Betroffenen jedoch auch in zahlreichen Städten an spezielle Selbsthilfegruppen wenden. Dazu gehören zum Beispiel:

  1. die Anonymen Sex- und Liebessüchtigen
  2. die Anonymen Sexaholiker

Kognitive Verhaltenstherapie

Als geeignete Therapie bei Sexsucht gilt die kognitive Verhaltenstherapie.

  • Dabei lernen die Betroffenen, wieder die Kontrolle über ihr Sexualverhalten zu erlangen.
  • Außerdem geht man den Ursachen der Sucht auf den Grund und zeigt den Patienten Möglichkeiten zur Änderung ihres Verhaltens auf.
  • Darüber hinaus sollen die Patienten wieder eine gesunde Beziehung zu sich selbst aufbauen.

In manchen Fällen kann ergänzend auch eine Behandlung mit Psychopharmaka sinnvoll sein.