Immer mehr Sexdienstleistungen in deutschen Altenheimen

Auch alte Menschen verspüren oft noch Lust, weshalb es häufig Prostituierte in Altenheimen gibt

Von Frank Hertel
9. Februar 2011

Stephanie Klee ist Anfang 50 und seit 30 Jahren Prostituierte. Sie gehört zu den an die 100 Berliner Kolleginnen, die sich auf Sex mit alten und behinderten Menschen spezialisiert haben.

Frau Klee bietet in Berliner Seniorenheimen auch Seminare zum Thema "Sex im Alter" an. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass auch alte Menschen noch Lust verspüren. Das kann sich oft in sexuelle Übergriffe auf das Personal auswachsen. Deshalb gibt es jetzt immer häufiger Prostituierte, die in Alten-und Pflegeheimen arbeiten. Sie besuchen ein Heim einmal pro Monat und haben dann bis zu vier Kunden hintereinander.

Es gibt Fahrdienste von Zivis, die Huren in die Heime bringen. Manche Prostituierte campieren sogar mit dem Wohnmobil auf dem Parkplatz vor dem Heim. Hier hat sich eine Marktnische aufgetan, die wohl noch wachsen wird und so auch den Sexarbeiterinnen, die schon älter werden, noch berufliche Perspektiven eröffnet.

Der Kontakt zur Prostituierten wird oft ohne Wissen der Heimleitung arrangiert

Außerdem ist der Konkurrenzdruck auf dem Sexmarkt gewachsen, weil Osteuropäerinnen sich sehr billig verkaufen. Klee sagt, dass sie sich manchmal als Nichte des Kunden ausgeben muss. Oft wird der Kontakt auch nur von den Angehörigen ohne Wissen der Heimleitung arrangiert.

Es gibt aber auch den Berliner Verein Hydra, der sich seit 30 Jahren um die Interessen von Prostituierten kümmert. Ende der 1990er Jahre hat dieser Verein sämtliche Seniorenheime Berlins angeschrieben und sich als Vermittler für Sexdienstleistungen empfohlen. Mit Erfolg: Marion Detlefs, eine Sozialarbeiterin des Berliner Vereins, schätzt, dass in jedem zweiten Altenheim Deutschlands Prostituierte arbeiten.