Hängt mangelndes Mitgefühl pathologischer Narzissten mit einem Mangel an Nervenzellen zusammen?

Von Frank Sprengel
1. Juli 2013

Wenn es um pathologische Narzissten geht, wird gerne der 1904 geborene und im Jahr 1989 verstorbene Ausnahmekünstler Salvador Dalí als Paradebeispiel angeführt. Denn wie es für Narzissten typisch sei, habe Dali auf Anhieb eine geradezu magische Anziehungskraft auf Fremde ausgeübt. Bei näherer Bekanntschaft sei jedoch eine abwertende, arrogante oder geradezu selbstverliebte Wirkung von ihm ausgegangen.

Laut Auffassung von Psychologen sei eine solch ausgeprägte Selbstverliebtheit, wie sie Dali bis heute nachgesagt wird, das Resultat eines gestörten Selbstwertgefühls, das die Betroffenen durch die Vorstellung, einzigartig und grandios zu sein, auszugleichen versuchen. Nicht zuletzt aus diesem Grund seien Narzissten auch häufig gute Schauspieler.

Eine weitere Eigenschaft, durch die sich pathologische Narzissten auszeichnen würden, sei, dass sie nur selten wahres Mitgefühl empfänden und oft dazu neigen, andere auszunutzen. Dass dies zumeist auch gelingt, läge daran, dass die meisten Narzissten ein vortreffliches Gespür für die Gedanken, Gefühle und Vorhaben ihrer Mitmenschen hätten.

Die wahren Beweggründe für das fragwürdige Verhalten und die fehlende Empathie eines Narzissten herauszufinden, sei allerdings schon aufgrund der schauspielerischen Fähigkeiten, der zumeist wenig glaubhaften Aussagen und des zum Teil verwirrenden Auftretens bislang schwierig, wenn nicht sogar unmöglich gewesen.

Allerdings gehen mittlerweile einige Wissenschaftler davon aus, dass pathologischer Narzissmus auf eine Besonderheit an der Inselrinde genannten Region im Gehirn, die für Empathie verantwortlich ist, zurückzuführen sei. Anhand diesbezüglicher Untersuchungen an insgesamt 34 Probanden mittels Magnetresonanztomograf habe sich deutlich gezeigt, dass die 17 Narzissten im Vergleich zu den übrigen Studienteilnehmern tatsächlich eine sichtbar dünnere Inselrinde hätten.