Narzissmus - wenn nur noch das eigene Können zählt

Von Cornelia Scherpe
4. Mai 2012

Umgangsprachlich nennt man all jene Menschen "narzisstisch", die scheinbar in ihr eigenes Spiegelbild verliebt sind. Die eigene Attraktivität so hoch zu schätzen, zählt zwar zum Bilde des Narzissmus, es ist aber noch längst nicht alles. Betroffenen geht es selten nur um ihr Aussehen, sondern auch um ihr Können. Sie sind selbstverliebt in ihre Führungsqualitäten, in ihr kreatives oder handwerkliches Schaffen. Alles, was sie selbst tun, ist großartig und sollte immer im Mittelpunkt stehen.

Was die Betroffenen gar nicht als Krankheit realisieren, wird für das direkte soziale Umfeld fast immer unerträglich. Partner bekommen keine Liebe, Freunde und Kollegen fühlen sich zurück gesetzt. Narzisstische Menschen akzeptieren ihre Mitmenschen nur dann, wenn sie von ihnen Bestätigung bekommen, ansonsten beachten sie sie kaum oder begegnen ihnen negativ.

Die meisten mit Narzissmus benötigen dringend eine Psychotherapie, doch in der Regel fehlt die Einsicht dafür, dass etwas nicht stimmt. Oft können Familie und Freunde nur durch langes und eindringliches Zureden den Weg zur Therapie eröffnen. Der Psychologe dann hat die Aufgabe, ein realistischeres Selbstbild im Kopf der Betroffenen zu verankern. Dass diese nicht so schön und grenzenlos erfolgreich sind, wie sie selbst glauben, kommt bei den meisten verständlicherweise aber nur sehr langsam an.