Warum Küssen gut für die Gesundheit, die Partnerschaft und das Gemüt ist

Küssen macht nicht nur Freude, sondern ist auch gut für die Gesundheit. So wird durch Küsse das Immunsystem gestärkt.

Von Jens Hirseland

Es gibt viele verschiedene Arten von Küssen:

  • das Bussi zwischen Eltern und Kindern
  • das Küsschen für die beste Freundin oder den besten Freund
  • der Kuss mit seinem Partner

Die Berührung der Lippen und der Zungen, die bei vielen ab einer bestimmten Häufigkeit für selbstverständlich angesehen wird, setzen unter der Haut der Küssenden weit mehr frei als das, was wir mit dem Mund spüren und den Augen sehen können.

Küsse gelten mittlerweile als natürliches Arzneimittel. So weisen Menschen, die viel küssen, bessere Gesundheitswerte auf.

Positive Effekte für den Körper

Küssen hat zahlreiche positive Effekte auf den Organismus. So werden mitunter das Immunsystem gestärkt und die Zähne vor Karies und Parodontose geschützt.

Natürliche Schluckimpfung

Ein Kuss kann durch den Austausch von Bakterien sogar wie eine Schluckimpfung wirken. Dabei werden im Blut die Abwehrzellen des Körpers mobilisiert, die gegen die Fremdkörper vorgehen und auf diese Weise für eine Stärkung des Immunsystems sorgen.

Eine aktuelle Studie, die im Journal "Medizinische Hypothesen" veröffentlicht wurde, besagt, dass das Küssen bei Frauen die Abwehr gegenüber dem Cytomegalievirus stärkt. Dieser Erreger kann Zytomegalie verursachen.

Der Virus wird durch Mund-zu-Mund-Kontakt übertragen und kann bei einer Schwangerschaft zur Blindheit des Kindes oder andere Geburtsfehler führen, so denn die Mutter während der Schwangerschaft eine Trägerin des Virus ist. Für Erwachsene ist der Virus harmlos.

Chemische Reaktionen

Bei einem intensiven Kuss kommt es im Körper zu verschiedenen starken chemischen Reaktionen. Dazu gehören

Außerdem beschleunigt sich der Herzschlag bei Frauen auf 108 Schläge in der Minute und bei Männern auf 110 Schläge in der Minute. Des Weiteren kommt es

  • zu einem Anstieg des Blutdrucks auf 150 mm/Hg sowie
  • zur Bewegung von 29 verschiedenen Gesichtsmuskeln.

Von den Nervenenden der Zunge und der Lippen werden die Reize, die beim Küssen entstehen, unmittelbar an die Geschlechtsorgane weitergeleitet.

Küssen statt Trainieren

Ein weiterer positiver Effekt des Küssens ist, dass es schlank macht. So werden dabei genauso viele Kalorien verbraucht, als wenn man einhundert Meter Joggen würde. Allerdings ist dafür ein inniger Kuss erforderlich, der mindestens zehn Minuten dauert.

Durch einen Kuss, der zwei Minuten lang ist, lassen sich immerhin 15 Kalorien verbrauchen.

Ausschüttung verschiedener Hormone

Beim Küssen kommt es auch zur Ausschüttung von verschiedenen Hormonen wie zum Beispiel Dopamin und Adrenalin. Diese haben eine schmerzhemmende Wirkung.

Eingedämmt wird hingegen das Stresshormon Kortisol, wodurch ein Kuss

  • entspannend wirkt
  • für gute Laune sorgt und
  • Ängste abbaut.

Küssen trägt auf natürliche Art zur Entspannung bei

Wissenschaftliche Berichte belegen, dass das Küssen auf natürliche Art den Spiegel des körpereigenen Stoffes Oxytocin erhöht. Des Weiteren erhöht sich der ebenfalls natürliche und beruhigende, chemische Stoff Endorphin. Das Küssen ist demnach eine Quelle für die Produktion der körpereigenen Wohlfül-Chemikalien.

Dem Küssen wird ebenfalls der Anstieg von Dopamin zugeschrieben. Dopamin unterstützt das Aus- und Erleben von romantischen Gefühlen.

Lungentraining

Auch für die Lunge ist Küssen ein gutes Training. So werden dabei 60 Atemzüge anstatt nur 20 Atemzüge gemacht. Da ein intensiver Kuss einen entkrampfenden Effekt hat, lässt sich dadurch auch ein lästiger Schluckauf wirkungsvoll bekämpfen.

Durch das richtige Küssgefühl können Sie den richtigen Partner finden

Die Anthropologin Helen Fisher beschreibt das Küssen als ein natürliches Werkzeug, um den für Sie passenden Partner zu wählen. Ein großer Teil der Gehirnrinde ist dafür bestimmt, kleinste, sensible und feine Berührungen rund um die

  • Lippen
  • Wangen
  • Zungen und
  • Nasen

aufzunehmen. Von zwölf Hirnnerven sind fünf davon ausgelegt, alle Berührungen und Wahrnehmungen um den Mund herum zu verzeichnen und zu verarbeiten.

Sie sind so gebaut, dass sie empfindsamste Gefühle, kompliziert zu schmeckende und riechende Komponenten und verschiedene Temperaturen wahrnehmen und weiterleiten können. Wenn Sie jemanden küssen und sich ganz auf sich und den anderen einlassen, können Sie tatsächlich in der Lage sein, zu hören, zu sehen und zu fühlen.

Demnach ist ein Kuss nicht gleich ein Kuss und Küssen nicht gleich Küssen. Es stellt eine tief greifende Werbung dar,

  • wer man ist,
  • was man will und
  • was man geben kann.

Forscher weisen darauf hin, dass das Küssen selbst aus biologischer Sicht einen Auswahlprozess darstellt, wonach man feststellt, welcher Partner am besten genetisch kompatibel zu einem selbst ist.

Im Moment des Kusses finden im Körper viele Mechanismen und Prozesse statt, die

  • die Gesundheit des anderen und die eigene bewerten
  • den reproduktiven Status ausmachen und
  • die genetische Kompatibilität weitestgehend prüfen.

Diese Mechanismen basieren auf den Reproduktionsstudien zur Werbung eines Lebewesens um ein anderes und der Biologie der zwischenmenschlichen Anziehungskraft. Somit kann ein erster Kuss ausschlaggebend dafür sein, ob eine weitergehende Intimität zustande kommt oder ein Kuss das erste und letzte intime Bekenntnis zueinander darstellte.

Negative Folgen des Küssens

In manchen Fällen können Küsse aber auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. So besteht der Verdacht, dass das Bakterium Heliobacter pylori, das für Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre verantwortlich ist, über Küsse ausgetauscht wird.

Auch Allergiker müssen beim Küssen aufpassen, denn wenn der Partner noch allergieauslösende Substanzen im Mund hat, können diese nach einem intensiven Kuss eine allergische Reaktion zur Folge haben.