Wissenswertes zur Keuschheit

Als Keuschheit wird ein gemäßigter Umgang mit der Sexualität bezeichnet. Zumeist erfolgt sie aus religiösen Motiven.

Von Jens Hirseland

Der Begriff Keuschheit entstammt dem lateinischen Begriff "Castitas" und bedeutet soviel wie "Bewusstheit". Gemeint ist damit der freiwillige und bewusste Verzicht auf sexuelle Handlungen. Dabei kann es sich auch um die Gedanken und Empfindungen an den Sex handeln.

Wissenswertes

Bei Keuschheit handelt es sich in der Regel um die sexuelle Enthaltsamkeit. Diese wird in den meisten Fällen aus religiösen Gründen vorgenommen. Allerdings kann sich die Keuschheit auch auf das Verhalten und das Schamgefühl der betroffenen Person erstrecken. Dabei sollen sittliche Verstöße vermieden werden.

Keuschheit aus religiösen Gründen ist in zahlreichen Kulturen von Wichtigkeit. Die Keuschheit wird jedoch als allgemeine Mäßigung verstanden und beschränkt sich nicht ausschließlich auf die Sexualität.

Im Laufe der Zeit war der Begriff der Keuschheit einigen Wandlungen unterworfen. So bezeichnete man im Mittelhochdeutschen Keuschheit als Bewusstheit oder Sittsamkeit. Im Neuhochdeutschen diente der Begriff hingegen dazu, sexuelle Enthaltsamkeit zu benennen.

Keuschheit in der Religion

Im Christentum spielte die Keuschheit eine bedeutende Rolle. Zum Beispiel wurde sie als Gegenstück zur Wolllust, die zu den sieben Todsünden zählte, angesehen und bildete eine wichtige sittliche Tugend. Dagegen galt die Unkeuschheit als schweres Laster.

Von Martin Luther (1483-1546) wurde die Keuschheit sogar als Haupttugend des Evangeliums betrachtet. Durch die Keuschheit sollte der Mensch sich vor schamlosen Dingen schützen.

Von besonderer Bedeutung war die Keuschheit vor der Ehe. Befanden sich die Menschen dann im Stand der Ehe, durften sie außerhalb davon keine sexuellen Handlungen vornehmen.

Die Ableitung der christlichen Keuschheit erfolgte aus dem 6. Gebot, welches besagte, dass man nicht ehebrechen sollte. In der katholischen Kirche differenzierte der bedeutende Kirchenvater Ambrosius von Mailand (339-397) zwischen drei Formen der Keuschheit. Dabei handelte es sich um:

  1. die Jungfräulichkeit
  2. die Keuschheit der Verheirateten
  3. die Keuschheit der Verwitweten

Von großer Bedeutung in der römisch-katholischen Kirche ist noch heute das Zölibat der Priester, mit dem diese nicht nur auf sexuelle Handlungen, sondern auch auf die Ehe verzichten. Dabei spielt zudem die Keuschheit der Gedanken eine wichtige Rolle.

Auch im Islam wird das Vermeiden von unnötigen sexuellen Kontakten zwischen den Geschlechtern empfohlen. So sollen Männer gemäß der Koransure 24:30 ihre Augen niederschlagen und sich ebenso keusch verhalten wie eine Frau. Eine Enthaltsamkeit von lebenslanger Dauer sowie das Mönchtum lehnt der Islam allerdings ab.

Vorteile der Keuschheit

Die Keuschheit gilt als sichere Verhütungsmethode. So ist es nicht möglich, Kinder zu zeugen, wenn man keusch lebt. Auch eine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten lässt sich auf diese Weise vermeiden.

Keuschheit in der Gesellschaft

In der modernen sexualisierten Gesellschaft spielt Keuschheit kaum noch eine Rolle. Gerade in den letzten Jahrzehnten stieg das Bedürfnis nach sexueller Entfaltung zunehmend an. So wurde Geschlechtsverkehr als einer der wichtigsten Lebenssinne angepriesen, wodurch die Tugend der Keuschheit immer mehr ins Abseits geriet.

Dennoch gibt es auch heute noch immer junge Menschen, die sich der Keuschheit vor der Ehe verschrieben haben. Darunter verstehen sie das Warten auf den richtigen Partner. So soll es sich beim ersten Geschlechtsverkehr um ein positives Erlebnis der besonderen Art handeln, das mit dem Menschen geteilt wird, den man liebt und mit dem man sein weiteres Leben verbringen möchte.