Homosexualität lässt sich teilweise über die Epigenetik erklären

Wie US-Forscher nun herausgefunden haben, lassen epigenetische Marker auf die sexuelle Orientierung schließen

Von Cornelia Scherpe
12. Oktober 2015

Homosexualität ist eine normale Facette des Sexualverhaltens und tritt nicht nur beim Menschen auf, sondern bei vielen verschiedenen Tierarten. Das zeigt, wie natürlich es ist, wenn die sexuelle Orientierung sich auf Partner desselben Geschlechts ausrichtet. Forscher fragen sich dabei schon sehr lange, ob Homosexualität auf einer genetischen Veranlagung beruht und damit keine bewusste Entscheidung des einzelnen ist, oder ob Homosexualität eine persönliche Entscheidung ist, die durch soziale Faktoren geprägt wird.

Die Idee eines "Homo-Gens" verwirft man immer mehr. Es gibt diverse Zwillingsstudien, bei denen klar wird, dass selbst eineiige Zwillinge mit identischem Erbgut nicht immer beide homo- oder heterosexuell werden.

spielen also definitiv die wichtigere Rolle.

Bisher allerdings weniger beachtet, wurde im Zuge dieser Debatte die Rolle der Epigenetik. Nun haben Wissenschaftler aus den USA erstmals gezeigt, dass hier ein Schlüssel zur Verständnis der Homosexualität liegen könnte.

Epigenetik: Einfluss äußerer Faktoren auf das Erbgut

Bei der Epigenetik geht es um einen besonders spannenden Teil der Genetik. Sie zeigt, dass äußere Faktoren (Lebenssituationen) direkt auf das menschliche Erbgut wirken können. Die DNS als solche ändert sich zwar nicht, doch durch aktivierte oder deaktivierte Mechanismen kommt es zu Veränderungen in den einzelnen Abschnitten der Chromosomen. Die Bausteine bleiben also gleich, können sich aber untereinander verschieben.

Die Evolution hat mit der Epigenetik damit eine faszinierende Möglichkeit gefunden, bei unverändertem Erbgurt dennoch flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Das kann große Auswirkungen auf den kompletten Organismus haben und laut den US-Forschern offenbar auch die sexuelle Orientierung beeinflussen.

Epigenetische Abweichungen zwischen hetero- und homosexuellen Zwillingen

Die Wissenschaftler führten dafür eine Studie mit eineiigen Zwillingen (ein Zwilling war hetero- der andere homosexuell) durch und suchten bei diesen 37 Geschwisterpaaren nach epigenetischen Unterschieden. Zehn weitere Zwillingspaare, bei denen beide homosexuell waren, nahmen ebenfalls teil.

Tatsächlich fanden die Forscher bei der jeweils identischen DNS der Zwillingspaare epigentische Abweichungen zwischen heterosexuellen und homosexuellen Zwillingen. Bei homosexuellen Zwillingspaaren waren die Marker dagegen kaum zu finden. Die Wissenschaftler konnten daher anhand der Genaktivität bei 70 Prozent der Teilnehmer die sexuellen Orientierung im Erbgut ablesen.