Durch Sex übertragene Krankheiten: der Gang zum Arzt bleibt vor Scham zu oft aus

Verdacht auf Geschlechtskrankheit - Der Arztbesuch bleibt trotzdem aus

Von Cornelia Scherpe
20. Juni 2017

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat jüngst eine Umfrage zum Thema sexuell übertragbare Infektionen durchgeführt. Die Gruppe dieser Krankheiten wird auch STDs für das Englische "sexually transmitted diseases", beziehungsweise STIs für "sexually transmitted infections" genannt. In der Umfrage ging es unter anderem um die Frage, ob Menschen zu einem Arzt gehen, wenn sie selbst STDs bei sich vermuten.

Unter den 3.000 Befragten waren Teilnehmer, die wechselnde Sexualpartner gehabt hatten und 40 Prozent von ihnen gaben ehrlich zu, sich vor einer möglichen Ansteckung zu fürchten. Um zu überprüfen, ob sie sich mit HIV, Chlamydien oder anderen Krankheiten angesteckt haben, wäre ein Termin beim Arzt notwendig. Dazu waren aber zu 58 Prozent dieser Teilgruppe bereit. Das bedeutet, dass fast die Hälfte aus Scham den Arztbesuch vermied.

Falsche Scham ist unnötig und lebensgefährlich

Diese Scham ist nicht nur unnötig, da die Mediziner schlicht ihre Arbeit machen, sondern kann auch lebensgefährlich werden. Ohne eindeutige Diagnose läuft man Gefahr, das eigene Leben erheblich zu verkürzen oder langfristig zu schädigen. Chlamydien beispielsweise können behandelt werden.

Wer das jedoch nicht in Anspruch nimmt, riskiert zeitlebens unfruchtbar zu werden. Zudem steht immer die Verantwortung im Raum, andere Menschen vor einer Ansteckung zu schützen und nicht als Erkrankter ohne Diagnose künftige Sexualpartner ebenfalls zu infizieren.

Die Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bringt aber auch eine gute Meldung mit sich: Demnach greifen 91 Prozent der Befragten ohne festen Partner "immer" bis "gelegentlich" auf Kondome zurück. Das ist die effektivste Art, um sich vor sexuell übertragbaren Infektionen zu schützen.

Im Jahr 2000 hatte die damals befragten 3.000 Menschen nur zu 79 Prozent auf Kondome zurückgegriffen und 1988 sogar nur 54 Prozent. Dies ist ein guter Trend, der durch Aufklärung noch weiter gefördert werden sollte.

Teil der Aufklärungskampagnen sollte außerdem die Wichtigkeit des Arztbesuches im Verdachtsfall einer Infektion werden. Bereits Jugendliche sollten erklärt bekommen, dass falsche Scham nicht notwendig und gefährlich ist, so das Fazit der Befragung.