Nach Prostataentfernung: Nerventransplantat am Unterschenkel soll Erektion ermöglichen

Erektionsstörungen nach einer Prostatektomie könnten bald der Vergangenheit angehören

Von Cornelia Scherpe
6. Mai 2019

Müssen Männer sich einer Prostataentfernung unterziehen, werden entweder Wucherungen an der Prostata oder die gesamte Drüse entfernt. Das führt oft zu einer erektilen Dysfunktion, da die Nerven verletzt werden, die für eine Erektion nötig sind. Diese Nervi pudendus laufen rechts und links an der Prostata vorbei und werden nicht nur bei chirurgischen Eingriffen beschädigt, sondern beispielsweise auch bei einer Strahlentherapie bei Prostatakrebs. Das Sexualleben der Patienten ist dann auf Dauer eingeschränkt bis zerstört.

Um den Betroffenen zu helfen, haben Forscher ein Nerventransplantat entwickelt, das Erektionen wieder ermöglichen soll. Streng genommen handelt es sich direkt um vier Transplantate, denn für beide Nervi pudendus werden je zwei benötigt.

Wiederherstellung der Erektionskraft durch Transplantate

Zuerst wird eine End-zu-Seit-Verbindung in der Leistenbeuge hergestellt und dabei der Nervus femoralis angezapft. Das zweite Transplantat erhält eine End-zu-End mit dem Nervus dorsalis penis. Er stellt einen Endast des Nervus pudendus dar. Angewandt auf der rechten und linken Seite können die vier Implantate die Erektionskraft wiederherstellen. Dafür müssen allerdings auch neue Verbindungen zu den Muskelzellen des Penis entstehen. Dies muss der Körper selbst leisten, was jedoch in anderen Bereichen der Nervenzelltransplantation schon als erfolgreich bewiesen wurde. Es ist eine gewisse Trainingszeit nötig, damit das Gehirn lernen kann, die Impulse so auszusenden, dass die neuen Wege genutzt werden.

Bislang gibt es nur zwei kleine Fallstudien zum neuen Transplantat. Von zehn Männern mit Prostatektomie und zwei Jahren ohne Geschlechts­verkehr konnten sechs der Teilnehmer ihre Erektionsfähigkeit zurück erlangen. Die übrigen vier Männer konnten zwar (noch) keine Penetration durchführen, die erektile Dysfunktion verschwand jedoch zumindest teilweise. Da die neuen Nervenverbindungen je nach Person unterschiedlich schnell funktionieren, könnten diese vier Probanden einfach noch mehr Zeit benötigen. In einer zweiten Studie mit 17 Männern konnten zwölf Teilnehmer durch die Implantate wieder Geschlechtsverkehr haben.