Gedanken vor dem Coming-out - Den richtigen Zeitpunkt finden

Spricht man vom Coming-out, dann ist damit gemeint, sich als homo- oder bisexuell zu erkennen zu geben. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?

Von Jens Hirseland

Das so genannte Coming-out stellt für homosexuelle Menschen einen wichtigen Moment in ihrem Leben dar. Bei diesem Prozess gehen ihnen viele Gedanken durch den Kopf.

Inneres und äußeres Coming-out

Beim Coming-out unterscheidet man zwischen zwei Phasen:

  1. inneres Coming-out
  2. äußeres Coming-out

Unter dem inneren Coming-out versteht man, dass sich die Homosexuellen über ihre Neigung bewusst werden und zunächst nur für sich feststellen, schwul oder lesbisch zu sein.

Wie lange das innere Outing dauert, ist höchst unterschiedlich. Meist beginnt diese Phase während der Pubertät. Mitunter kann sie sich über mehrere Jahre hinziehen.

Beim äußeren Coming-out teilt der Homosexuelle seinem sozialen Umfeld, das zumeist aus Verwandten und Freunden besteht, seine sexuelle Orientierung mit.

Mögliche Probleme, die ein Coming-out erschweren

"Coming-out" bedeutet soviel wie "Herauskommen" oder "Herausgehen". Der Begriff bezieht sich auf homo- oder bisexuelle Menschen, die ihre sexuelle Neigung ihrem sozialen Umfeld offenbaren.

Das Coming-out ist aber auch eine Zeit des Erwachens und Entdeckens, in der sich die Betroffenen mit ihrer eigenen Homosexualität auseinandersetzen und die von vielen unterschiedlichen Gedanken begleitet wird.

Für zahlreiche Menschen ist ein Coming-out nicht so einfach, denn trotz aller gesellschaftlichen Fortschritte gibt es Homosexuellen gegenüber noch immer viele Vorbehalte. Oftmals ist es auch für die Betroffenen selbst ein schwieriger Prozess, sich einzugestehen, dass sie anders als die Mehrheit sind.

Am größten ist bei den Betroffenen die Angst, von ihren Eltern abgelehnt und nicht mehr geliebt zu werden. Doch nicht immer sind diese Sorgen auch begründet. So leben immer mehr Lesben und Schwule ganz offen ihr Leben.

Allerdings lässt sich nie mit Sicherheit sagen wie Angehörige und Freunde reagieren, wenn man sich ihnen mitteilt. So muss also jeder sein Umfeld gut kennen und sorgfältig abwägen, ob er sich der Öffentlichkeit mitteilt.

Viele Homosexuelle berichten, dass sie einen bestimmten Moment hatten, in dem ihnen plötzlich klar wurde, dass sie schwul oder lesbisch sind. Andere wiederum kämpfen mit Selbstzweifeln und hoffen, nur eine vorübergehende Phase zu durchleben.

Ist man sich darüber im Klaren, dass man schwul, lesbisch oder bisexuell ist, möchte man dies seinen Angehörigen und Freunden mitteilen. Doch das ist nicht immer so einfach. So spielt auch der richtige Zeitpunkt eine Rolle.

Das Coming-out gilt als wichtiger Prozess beim Finden der sexuellen Identität. Durch diesen Schritt teilt man anderen Menschen seine sexuelle Neigung mit, was durchaus zu Problemen und Konflikten führen kann. So ist das Coming-out oft auch sehr schmerzlich.

Angst vor Zurückweisung

Viele Betroffene haben Angst, dass sie durch ihr Geständnis von der Familie, den Freunden oder den Arbeitskollegen zurückgewiesen werden, weswegen sie lieber schweigen. Hat man sich dagegen fest zu einem Coming-out entschlossen, erweist es sich mitunter als schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu finden.

Auf die lange Bank schieben sollte man ein klärendes Gespräch jedoch lieber nicht, denn Verstecken ist auf die Dauer keine Lösung. Eine goldene Regel für das Coming-out gibt es allerdings nicht, da jeder Mensch eine andere Lebensgeschichte und ein anderes soziales Umfeld hat und selbst wissen muss, wie und auf welche Weise er sein Outing durchführt.

So besteht für Jugendliche eine völlig andere Situation als für jemanden, der eine Beziehung führt und Kinder hat.

Selbstakzeptanz als Voraussetzung

Ein wichtiger Punkt ist, dass man seine Homosexualität vor sich selbst akzeptiert und bereit ist, mögliche Verletzungen, die durch das Coming-out entstehen können, zu verarbeiten.

Bevor man mit seinen Eltern spricht, kann man sich zunächst bei engen Freunden outen, denen man vertraut.

  • Dabei ist ein intimes Gespräch mit einzelnen Personen in der Regel deutlich leichter als mit mehreren Personen.
  • Darüber hinaus sehen Menschen, die im gleichen Alter sind, die Dinge meist gelassener als ältere Menschen.

Das Gespräch mit den Eltern

Besonders schwierig ist ein Coming-out gegenüber den Eltern, wenn man nicht genau weiß, wie sie reagieren werden. Einen idealen Zeitpunkt, sich zu outen, gibt es leider nicht. Es kann aber durchaus Momente geben, die sich besser eignen als andere. Hat man sich schon einem Freund gegenüber mitgeteilt, kann man mit diesem die richtige Vorgehensweise besprechen.

Oft sind die Reaktionen der Eltern vollkommen unterschiedlich und reichen von Verständnis, über Fassungslosigkeit bis hin zu Wut. So muss letztlich jeder Mensch selbst den richtigen Moment für sein Coming-out finden, denn jeder kennt seine eigene Familie am besten und kann so eventuelle Verhaltensweisen vorausahnen.