Der Coitus interruptus - eine der unsichersten Verhütungsmethoden

Als Coitus interruptus bezeichnet man eine Methode zur Empfängnisverhütung. Sie gilt allerdings als sehr unsicher.

Von Jens Hirseland

Spricht man von Coitus interruptus, ist damit eine der unsichersten Verhütungsmethoden gemeint, die zudem als veraltet gilt. Der Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau wird dabei abrupt abgebrochen, damit der Samenerguss des Mannes außerhalb der weiblichen Vagina stattfinden kann.

Prinzip des Coitus interruptus

Der Begriff "Coitus interruptus" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "unterbrochener Geschlechtsverkehr". Bei dieser Verhütungsmethode wird der Penis des Mannes aus der Scheide gezogen, bevor es zur Ejakulation kommt. Diese Vorgehensweise gilt jedoch als wenig geeignet, um sich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen.

So liegt der Pearl Index beim Coitus interruptus zwischen 4 und 18, was von der jeweiligen Studie abhängt. Die Methode ist sehr simpel und hat keine Nebenwirkungen, die sich auf die Gesundheit auswirken könnten. Dennoch wird vom Coitus interruptus abgeraten, da er als ungeeignet zur Empfängnisverhütung gilt. Aus diesem Grund wird Paaren, die definitiv keine Kinder zeugen wollen, von dieser Methode zur Empfängnisverhütung dringend abgeraten.

Mögliche Probleme, die auftreten können

Der Coitus interruptus bringt einige Probleme mit sich. So sind eine große Selbstbeherrschung sowie die gute Wahrnehmung des eigenen Körpers nötig, um den Penis zum richtigen Zeitpunkt aus der Scheide zu ziehen. Es besteht jedoch das Risiko, dass dieser Zeitpunkt im Eifer des Gefechts verpasst wird und es doch zum Samenerguss innerhalb der Vagina kommt.

Vor allem junge Männer schaffen es oftmals nicht rechtzeitig, einen "Rückzieher" zu machen. Darüber hinaus wird durch diese Methode oftmals auch der Spaß am Sex verringert.

Verläuft der Coitus interruptus trotzdem erfolgreich, ist dies jedoch keine Garantie für eine sichere Empfängnisverhütung, denn noch vor dem Orgasmus kann es passieren, dass Spermien über die Lusttropfen des Mannes in die Vagina vordringen, was für eine Schwangerschaft mitunter schon ausreicht.

Zudem bietet der Coitus interruptus vor AIDS oder anderen Geschlechtskrankheiten keinerlei Schutz.

Wurde der Coitus interruptus praktiziert, empfiehlt man dem Paar, sich anschließend gründlich zu waschen, um sich von den Samenresten, die am Körper kleben, zu befreien. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Reste möglicherweise doch noch in die Scheide gelangen.

Religiöse Bewertung

In den großen Religionen bewertet man den Coitus interruptus auf unterschiedliche Weise.

Christentum

Im Christentum wird er von der katholischen Kirche aus Glaubensgründen strikt abgelehnt.

Vergehen des Onan

Dabei bezieht sich die Kirche auf das Vergehen des Onan in der Bibel. Dessen Geschichte wird in der Genesis, Kapitel 38, erzählt.

Onan sollte, wie es damals Brauch war, nach dem Tod seines Bruders dessen Frau schwängern, um für ihn Nachkommen zu zeugen. Weil Onan die Blutlinie seines Bruders jedoch nicht weiterführen wollte, zog er beim Geschlechtsverkehr sein Glied aus der Scheide seiner Schwägerin, sodass es zu einem Coitus interruptus kam. Auf diese Weise hoffte Onan, sich von seiner gesetzlichen Pflicht befreien zu können.

Islam

Im Unterschied zum Christentum ist im Islam der Coitus interruptus gestattet. So soll diese Methode bereits zu Lebzeiten des Propheten Mohammed praktiziert worden sein, wobei dieser den Coitus interruptus billigte.

Theorie nach Sigmund Freud

Mit dem Coitus interruptus beschäftigte sich auch der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856-1939). Freud vertrat die Ansicht, dass Patienten, die diese Art von Geschlechtsverkehr ausübten, anfällig für Angstneurosen seien. Diese Theorie ist in der heutigen Zeit bei Psychologen allerdings äußerst umstritten.