Wehen: Unterscheiden und erkennen

Unter Wehen versteht man Muskelkontraktionen der Gebärmutter. Dabei gibt es verschiedene Arten von Wehen. Die Geburtswehen verlaufen in unterschiedlichen Phasen.

Von Claudia Rappold

Was sind Wehen und wodurch werden sie verursacht?

Unter einer Wehe versteht man eine Muskelkontraktion der Gebärmutter. Diese beeinflusst die Geburt, indem sie den Gebärmutterhals verkürzt oder öffnet oder das Ungeborene in Richtung Beckenboden bewegt.

Während des Gebärens kommt es zu rhythmischen Muskelkontraktionen. Sie sind wichtig für die Austreibung des ungeborenen Kindes.

Im Laufe der Geburt nehmen Wehen an Frequenz und Stärke zu. Ihre Kontrolle erfolgt durch Abtasten oder durch den Tokographen, einen Wehenschreiber.

Doch nicht nur während des Gebärens kommt es zu Wehen. Diese können auch früher im Schwangerschaftsverlauf sowie nach der Geburt auftreten. So gibt es unterschiedliche Arten von Wehen.

Schmerzen - Wo und wie merkt man Wehen?

Je nach Art der Wehen können diese unterschiedliche Symptome mitbringen; manche von ihnen sind dabei schmerzlos. Generell sind häufig Unterleib und Rücken von Wehenschmerzen betroffen. Dies ist auf ein unkontrollierbares Zusammenziehen der Gebärmutter zurück zu führen.

Ebenso kann sich der Schmerz in Richtung Oberbauch, Lenden und Beine bewegen. Auch in umliegenden Körperteilen ist er manchmal spürbar.

Dabei kommt es häufig u krampfartigen Schmerzen. Diese gleichen nicht selten typischen Menstruationsbeschwerden.

Unterschiedliche Arten von Wehen

Man unterscheidet mehrere Arten von Wehen.

Vorzeitige Wehen - Können zu einer Frühgeburt führen

Unter vorzeitigen Wehen versteht man Wehen, die vor der 36. Schwangerschaftswoche auftreten. Diese Wehen können gefährlich werden, da eine Frühgeburt eine mögliche Folge darstellt.

Um die Wehen zu hemmen, werden in der Regel Tokolytika eingesetzt. Informieren Sie sich hier im Detail über vorzeitige Wehen.

Übungswehen (Braxton-Hicks-Kontraktionen) - Trainieren die Gebärmutter

Die so genannten Übungswehen treten können ab der 25. Schwangerschaftswoche auftreten. Sie dienen, wie der Name schon vermuten lässt, dem Üben. Sie trainieren die Gebärmutter.

Diese Wehen wirken noch nicht auf den Muttermund, um diesen zu öffnen. Die Übungswehen werden von den meisten Frauen nur als leicht schmerzhaft empfunden.

Typisch ist das Hartwerden des ganzen Bauches. Treten Sie zum Ende der Schwangerschaft, ab der 36. Woche auf, gehen sie in Vorwehen über.

Vorwehen/Senkwehen - Das Baby tritt tiefer in das Becken der Mutter

Zu Vorwehen kann es in unregelmäßigen Abständen in den Wochen vor der Geburt kommen. Sie werden auch als Senkwehen bezeichnet - das Ungeborene wird dadurch in das Becken der Mutter geschoben, was ein Senken ihres Bauches zur Folge hat.

Es können auch Tage zwischen den einzelnen Vorwehen liegen. Gerade Erstgebärende sind hier oft verunsichert und meinen, dass es sich schon um die Geburtswehen handelt.

Die Senkwehen treten etwa ab der 36. Schwangerschaftswoche auf. Sie werden von den meisten Frauen schmerzhafter empfunden. Manchmal können sie über einige Stunden dauern. Im Zweifelsfall sollte immer ein Arzt oder eine Hebamme kontaktiert werden.

Ein warmes Bad ist ein guter Wehentester. Vorwehen beruhigen sich durch die Wärme, echte Wehen werden stärker. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über Vorwehen.

Eröffnungswehen/Geburtswehen - Leiten die Geburt ein

Mit den Eröffnungswehen bzw. Geburtswehen beginnt die Geburt. Sie dienen dem Öffnen des Muttermundes auf die erforderlichen zehn Zentimeter.

Die eigentlichen Geburtswehen kommen rhythmisch und regelmäßig. Sie können in zwei- bis dreiminütigen Abständen auftreten, dabei dauert eine Wehe etwa 60 bis 90 Sekunden.

Kennzeichnend für die eigentlichen Geburtswehen ist ihre Regelmäßigkeit, sie treten immer im gleichen zeitlichen Abstand auf. Hier gehen wir im Detail auf die Eröffnungswehen ein.

Presswehen/Austreibungswehen - Befördern das Kind durch den Geburtskanal

Mithilfe der Presswehen oder Austreibungswehen kommt es zur Geburt des Kindes. Die Wehen schieben das Kind durch den Geburtskanal, so dass im Normalfall zuerst der Kopf geboren wird.

Die Presswehen können durch aktives Pressen von der Gebärenden unterstützt werden. Informieren Sie sich hier genauer über Presswehen.

Nachgeburtswehen - Dienen der Ablösung und Ausstoßung der Plazenta

Etwa eine halbe Stunde nach der Entbindung setzen die Nachgeburtswehen ein, diese dienen dazu, dass die Plazenta (Mutterkuchen) ausgestoßen wird, die so genannte Nachgeburt.

Nachwehen - Unterstützen die Rückbildung der Gebärmutter

In den Tagen nach der Entbindung treten die Nachwehen auf. Diese sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter zurückbildet.

Mehr Informationen über Nachgeburtswehen und Nachwehen erhalten Sie hier.

Geburtswehen erkennen - Woran merkt man, dass es sich um richtige Wehen handelt?

Viele Frauen haben Angst davor, die "richtigen" Wehen nicht zu erkennen und ihr Baby zu Hause oder im Auto entbinden zu müssen, weil sie es nicht mehr in die Geburtsklinik schaffen. Echte Geburtswehen kündigen sich jedoch rechtzeitig an.

Nur die wenigsten Babys kommen im Rahmen einer überstürzten Geburt zur Welt. Meist haben die Frauen einige Stunden lang Zeit, sich auch mental auf die Geburt vorzubereiten und in aller Ruhe in die Geburtsklinik oder das Geburtshaus einer Hebamme zu fahren.

Der Badewannentest: Richtige Wehen verschlimmern sich im warmem Wasser

Ist sich eine Schwangere nicht sicher, ob es sich um harmlose Übungswehen oder doch schon die richtigen Geburtswehen handelt, so kann sie sich in eine Badewanne mit warmem Wasser legen. Richtige Wehen verstärken sich durch das warme Wasser, Übungs- oder Senkwehen bessern sich.

Innere Unruhe, stärkere Schmerzen und kürzere Abstände

Wenn die Geburt losgeht, fühlen sich viele Schwangere anders als in den Wochen zuvor. Oft haben sie leichten Durchfall und sind innerlich unruhig.

Richtige Geburtswehen kommen in regelmäßigen Abständen und sind intensiver und schmerzhafter als die Übungswehen. Die Abstände der Wehen verkürzen sich immer mehr. Zuerst kommen sie alle halbe Stunde, irgendwann alle zwanzig oder zehn Minuten, bis sie irgendwann jede Minute kommen.

Bauch- und Rückenschmerzen

Wehen fühlen sich für viele Frauen wie Bauchschmerzen während der Menstruation an. Dies gilt zumindest für die Anfangswehen.

Etliche Frauen haben während der Wehen auch Rückenschmerzen. Je weiter die Geburt voranschreitet, desto schmerzhafter werden die Wehen.

Unkontrolliertes Auftreten

Ganz typisch für richtige Wehen ist, dass die Schmerzen und die Anzahl der Wehen nicht beeinflusst werden können. Geburtswehen treten auch auf, wenn die werdende Mutter sich schont oder sich hinlegt. Harmlose Übungswehen sind von ihrer Intensität her immer gleich, nicht schmerzhaft und sie bessern sich bei Ruhe.

Instinktive Veränderung der Atemweise

Ganz unwillkürlich versucht die werdende Mutter während der Wehen anders zu atmen. Intuitiv veratmet sie die ersten Wehen. Reine Übungswehen, die regelmäßig während der Schwangerschaft auftreten können, erfordern diese Atemübungen nicht.

Viele Frauen haben die Sorge, sie könnten die Geburtswehen vielleicht nicht als solche deuten. Hier kann man jedoch sagen: Sobald eine schwangere Frau richtige Wehen hat, erkennt sie diese auch als Geburtswehen. Geburtswehen unterscheiden sich von Übungs- oder Senkwehen doch deutlich.

Wann sollte man mit Wehen ins Krankenhaus?

Es gibt einige Situationen, in denen man sich ins Krankenhaus begeben sollte. Unabhängig davon, ob es zu Wehen kommt oder nicht, wäre dies bei einem Blasensprung der Fall. In Sachen Wehen gilt, dass die Schwangere bei Wehenabständen von fünf bis sieben Minuten sowie bei länger als 20 Sekunden andauernden sowie schmerzhafter werdenden Wehen ins Krankenhaus sollte.