Sturzgeburt: Richtiges Verhalten und Folgen

Von einer Sturzgeburt spricht man, wenn das neugeborene Baby im Rahmen einer überstürzten Geburt in weniger als zwei Stunden zur Welt kommt und z.B. auf den Boden fällt. Meist sind davon Mehrgebärende betroffen, deren Baby sehr leicht und klein ist. Es kann zu Verletzungen beim Baby und bei der Mutter kommen. Informieren Sie sich über das richtige Verhalten bei einer Sturzgeburt sowie über mögliche Folgen.

Von Claudia Haut

Was ist eine Sturzgeburt?

Im Volksmund spricht man praktisch immer von einer Sturzgeburt, wenn es sich um eine sehr schnelle und überraschende Entbindung handelt, bei der die werdenden Eltern es oft nicht mehr in die Klinik schaffen. Genau genommen ist dies jedoch eine überstürzte Geburt.

Nicht jede überstürzte Geburt muss auch eine Sturzgeburt sein. Umgekehrt hingegen ist jede Sturzgeburt eine überstürzte Geburt.

Unter einer Sturzgeburt versteht man im engeren Sinn einen sehr schnellen Geburtsverlauf, der jedoch damit endet, dass das Baby aus dem Körper der Frau "herausfällt". Das Baby "stürzt" somit aus dem Geburtskanal der Mutter heraus und landet dann unsanft z.B. auf dem Boden oder in der Toilettenschüssel.

Der Unterschied zwischen Sturzgeburt und überstürzter Geburt

Eine überstürzte Geburt ist im Prinzip das, was im Volksmund als Sturzgeburt bezeichnet wird. Meist tritt die überstürzte Geburt bei Frauen auf, die schon mindestens ein Kind geboren haben oder die ein sehr kleines Kind erwarten.

Auch diese Geburtsform kündigt sich zwar mit Eröffnungswehen an, diese sind jedoch oftmals so leicht, dass sie nicht als Wehen wahrgenommen werden. Ganz plötzlich wird die werdende Mutter dann von den Presswehen überrascht.

Teilweise kommt das Baby sogar mit nur einer Presswehe auf die Welt.

Frauen, die eine überstürzte Geburt haben, entbinden sehr häufig z.B. noch:

Nur wenn der Weg zum Krankenhaus sehr kurz ist, kann die Frau die Presswehen vielleicht noch veratmen, so dass das Baby doch im Krankenhaus zur Welt kommen kann.

Geburtsdauer

Hebammen und Frauenärzte sprechen bei einer überstürzten Geburt von "partus praecipitatus". Eine derartige Geburt dauert weniger als zwei Stunden. Zum Vergleich: Normale Entbindungen dauern bei Mehrgebärenden etwa acht Stunden, bei Erstgebärenden einige Stunden länger.

Gefahren einer überstürzten Geburt

Die Gefahr bei einer überstürzten Geburt ist, dass das Baby ohne die Hilfe einer Hebamme oder eines Frauenarztes zur Welt kommt. Endet eine überstürzte Geburt mit einer Sturzgeburt, so kann das Baby schwere Schäden davontragen oder sogar tödlich verletzt werden, wenn es ungehindert auf einen harten Boden fällt.

Babys, die bei einer überstürzten Geburt geboren werden, kühlen leicht aus, wenn die Eltern sie nicht sofort warm einpacken.

Gründe - Warum kommt es zu einer Sturzgeburt?

Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einer Sturzgeburt führen können. Beispele wären

  • eingeleitete Geburten
  • Plazentaablösungen oder
  • Kinderwunschbehandlungen.

Doch die folgenden Auslöser kommen weitaus häufiger vor.

Mehrgebärende

Eine Sturzgeburt bzw. überstürzte Geburt kommt - auch wenn man immer wieder davon hört - nur recht selten vor. Meist trifft es Mütter, die nicht ihr erstes Kind bekommen, so genannte Mehrgebärende. Der Geburtskanal wurde vom ersten Kind bereits etwas geweitet, so dass es die folgenden Kinder leichter haben und schneller geboren werden können.

Die meisten Mehrgebärenden erleben jedoch beim zweiten und folgenden Kind einen normalen Geburtsverlauf. Nicht jede Mehrgebärende entbindet ihr Baby per Sturzgeburt. Wenn jedoch die Schwangerschaften sehr schnell aufeinander folgen, so hat sich der Geburtskanal oftmals noch nicht völlig zurückgebildet und das Baby rutscht praktisch hindurch.

Leichtes und kleines Kind

Dies alleine reicht jedoch noch nicht als Voraussetzung für eine Sturzgeburt. Die meisten Babys, die derart überraschend und schnell geboren werden, haben ein geringes Geburtsgewicht und auch einen relativ kleinen Kopfumfang.

Verdrängung

Einige schwangere Frauen, die die gesamte Schwangerschaft über nicht wahrhaben wollten, dass sie ein Baby erwarten, gebären dieses hin und wieder ebenfalls im Rahmen einer Sturzgeburt. Diese Frauen ignorieren - aus verschiedensten Gründen - nicht nur die Schwangerschaft sondern auch die Wehen und werden dann von der Geburt überrascht.

Übermäßig starke Wehen und schwaches Gewebe

Eine Sturzgeburt kann auch dann auftreten, wenn die Wehen sehr stark sind und der Geburtskanal der Mutter besonders nachgiebig ist.

Was tun? - Das richtige Verhalten während einer Sturzgeburt

Eine Sturzgeburt ist eine überstürzte Geburt mit weniger als zwei Stunden Dauer. Die werdende Mutter bemerkt in der Regel die Eröffnungswehen nicht oder deutet sie nicht als Wehen und wird dann plötzlich von den Presswehen überrascht.

Erste Presswehen veratmen

Einige Presswehen können meist noch veratmet werden. Dies sollte die werdende Mutter auch versuchen. Vielleicht reicht die Zeit aus, um ins Krankenhaus zu fahren oder um zu warten, bis eine Hebamme oder ein Frauenarzt eintrifft.

Um die Presswehen zu veratmen, muss die Frau tief ein- und ausatmen. Beim Ausatmen muss die Luft durch den Mund ausgepustet werden, als würde man eine Kerze ausblasen. Die Beine sollten dabei nicht zusammengepresst werden, da dies dem ungeborenen Baby schaden könnte.

Den Boden polstern

Sollte die Geburt nicht mehr aufzuhalten sein, so muss der werdende Vater (die Schwangere ist mit dem Veratmen der Presswehen beschäftigt) dafür sorgen, dass genügend Decken am Boden liegen, so dass aus der überstürzten Geburt keine gefährliche Sturzgeburt werden kann.

Rettungswagen rufen und Anweisungen befolgen

In jedem Fall sollte umgehend der Rettungsdienst verständigt werden. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes können den werdenden Vater auch sehr gut telefonisch anleiten, was als nächstes zu tun ist.

Diese Unterstützung empfinden die meisten Männer als sehr angenehm, da sie mit einer Sturzgeburt in der Regel völlig überfordert sind. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes erklären dem werdenden Vater, was er für das Baby alles bereitstellen sollte (warme Handtücher, Decken, Wasser) und dass das Baby nach der Geburt sofort gewärmt werden muss.

Dazu sollte es auf den Bauch der frischgebackenen Mutter gelegt und warm zugedeckt werden. In der Regel trifft dann bereits der Rettungsdienst ein, der Mutter und Kind versorgt, das Baby abnabelt und beide ggfs. mit in eine Geburtsklinik zur weiteren Versorgung nimmt.

Das Baby richtig versorgen

Wenn das Baby da ist, ist es wichtig, die Nabelschnur nicht durchzuschneiden. Natürlich muss das Kind von dieser befreit werden, sollte sie sich etwa um den Hals gewickelt haben.

Das Baby muss atmen können und die Nase frei haben. Mögliche Reste von Schleim und Fruchtwasser in Mund und Nase müssen ganz vorsichtig entfernt werden - am besten streicht man vorsichtig die Nasenflügel nach unten aus. Ist das Gesicht des Babys noch mit Eihäuten überzogen, müssen diese abgenommen werden.

Die Risiken einer Sturzgeburt

Die Sturzgeburt kommt hauptsächlich bei Mehrgebärenden vor, bei denen sich durch schnell aufeinander folgende Geburten der Geburtskanal schneller dehnt. Die vorherigen Wehen werden oft kaum wahrgenommen oder es gibt kaum Wehentätigkeit und die werdende Mutter wird von den Presswehen überrascht. Dann muss in jedem Fall der Notarzt verständigt werden.

Problematische Konsequenzen einer Sturzgeburt

Sturzgeburten sind deshalb gefürchtet, weil die werdende Mutter das Krankenhaus meist nicht mehr erreichen kann. Fernab von medizinischer Hilfe muss entbunden werden.

Dabei hat es auch gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind. Die Frau kann einen großen Blutverlust erleiden und Verletzungen davontragen. Oft muss die Frau hyperventilieren oder sie fällt in Ohnmacht.

Wenn nicht schnell medizinische Hilfe eintrifft oder das Krankenhaus erreicht wird, kann auch das Neugeborene nicht richtig versorgt werden. Die unterschiedlichen Phasen einer normalen Geburt, auch Spontangeburt genannt, laufen nicht ab und wichtige hormonelle Vorgänge sind gestört.

Verletzungsgefahr für Mutter und Kind

Eine Sturzgeburt ist für die meisten Frauen ein Trauma, denn der Körper und die Psyche hatten nicht genug Zeit sich auf die Geburt vorzubereiten. Eine Sturzgeburt kommt so überraschend, dass schon durch die Körperhaltung der Frau eine Verletzungsgefahr für Mutter und Kind bestehen kann. So kann zum Beispiel auch die Nabelschnur verletzt werden.

Das Kind stürzt regelrecht aus dem Geburtskanal und das manchmal nach einer einzigen Presswehe. Diese wird dann aber oft sehr schmerzhaft empfunden, weil das Gewebe am Damm und im Geburtskanal sich nicht vordehnen konnte.

Die oft gehörten Sturzgeburten auf Toiletten sind kein Ammenmärchen sondern sie können so wirklich passieren. Es wird sogar von Fällen berichtet, bei denen die Frauen gar nicht wussten, dass sie schwanger sind. Da die Schwangere von der Geburt überrollt wird, hat sie keine Gelegenheit adäquat zu reagieren.

Verhalten nach einer Sturzgeburt

In den meisten Fällen verlaufen die Sturzgeburten aber komplikationslos. Das Baby muss nach der Geburt unbedingt warm gehalten werden, am besten auf den Bauch legen und gut zudecken. Ein Arzt oder eine Hebamme müssen sich dann um die Abnabelung und die Nachgeburt kümmern.