Fetales Alkoholsyndrom: Bluttest der werdenden Mutter könnte eine frühe Diagnose ermöglichen

Ein neuer Test soll es bald ermöglichen, das Krankheitsbild bereits vor der Geburt eindeutig zu identifizieren

Von Cornelia Scherpe
18. November 2016

Das fetale Alkoholsyndrom betrifft Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft nicht auf Alkohol verzichteten. Durch die Plazenta kommen sowohl der Alkohol selbst als auch seine Abbauprodukte mit dem Fötus in Kontakt. Das kann zu Entwicklungsverzögerungen führen, bei steigender Alkoholmenge aber auch zu psychischen Behinderungen und körperlichen Einschränkungen.

Komplizierte Diagnostik

Die schädlichen Veränderungen finden vorgeburtlich statt, weshalb Forscher schon seit längerer Zeit nach einem Weg suchen, das fetale Alkoholsyndrom frühestmöglich zu erkennen. Bisher ist die Diagnose erst nach der Geburt sicher möglich. Die betroffenen Kinder zeigen typische Veränderungen im Gesicht. Dazu zählen:

Allerdings weichen die Gesichtszüge unterschiedlich stark von der Norm ab, weshalb Ärzte besonders auf körperliche und geistige Fehlentwicklungen achten müssen. Diese allerdings zeigen sich oft erst mit den späteren Lebensjahren und zu diesem Zeitpunkt denken viele nicht mehr an das fetale Alkoholsyndrom.

Abhilfe durch Bluttest

Ein neuer Test soll es bald ermöglichen, das Krankheitsbild bereits vor der Geburt eindeutig zu identifizieren. Die Untersuchung ist für Mutter und Kind harmlos, denn es muss lediglich eine Blutprobe der Schwangeren entnommen werden. Für ihre Studie durften die US-Forscher 68 Blutproben von Frauen nutzen, denen aus verschiedenen Gründen im zweiten oder letzten Schwangerschafsdrittel eine Blutprobe entnommen worden war. Die Kinder waren inzwischen zwischen sechs Monaten und einem Jahr alt.

Jede mütterliche Blutprobe wurde auf insgesamt 752 verschiedene MicroRNA untersucht und die Frauen zusätzlich zu ihrem Alkoholkonsum während der Schwangerschaft befragt. Man fand elf MicroRNA, die bei Müttern vermehrt vorhanden waren, wenn die Kinder Entwicklungsstörungen zeigten und die Frauen offen einen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft angegeben hatten. Nun soll in einer größer angelegten Studie geklärt werden, ob ein Bluttest auf diese elf MicroRNA zum fetalen Frühtest werden kann.