Nicht schön, aber offenbar ein Schutzmechanismus: Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft

Medizinische Tagebücher zeigen Zusammenhang zwischen Schwangerschaftserbrechen und einer niedrigen Fehlgeburtenrate

Von Cornelia Scherpe
11. Oktober 2016

Viele Frauen leiden zu Beginn ihrer Schwangerschaft unter starker Übelkeit und müssen vor allem morgens erbrechen. Die ersten Wochen gelten dabei als die schlimmste Phase und über die Zeit nehmen Übelkeit und Erbrechen schrittweise ab, bis sie ganz verschwunden sind. Eine aktuelle Studie äußert nun eine Vermutung, warum diese unschöne Phase ihre Daseinsberechtigung hat: Das Risiko für Fehlgeburten sinkt.

Medizinische Tagebücher geben Aufschluss

Ausgewertet wurden die Daten von 797 Frauen, die bereits eine oder sogar zwei Fehlgeburten erlebt hatten. Sie wollten nun zum zweiten beziehungsweise dritten Mal schwanger werden und begaben sich dafür in eine engmaschige Kontrolle durch den Arzt. Bei allen wurde täglich der Urin im Labor untersucht und auf das Schwangerschafts­hormon hCG geachtet.

Es wird zeitnah in großen Mengen ausgeschüttet, damit die befruchtete Eizelle sich sicher in der Gebärmutter einnisten kann. Nach erfolgreicher Empfängnis wurden die tägliche Tests weitergeführt, sodass die Forscher direkt bei Schwangerschaftsbeginn und lückenlos die hCG-Werte im Auge behalten konnten. Alle Frauen führten außerdem ein medizinisches Tagebuch über aufgetretene Übelkeit und Fälle des Erbrechens.

Schutzfaktor für das Ungeborene

Die ersten Probleme traten bei manchen Frauen bereits ab der zweiten Schwangerschaftswoche auf.

  • 18 Prozent erlitten Übelkeit und 2,7 Prozent Übelkeit und Erbrechen.
  • Bis zur achten Schwangerschaftswoche stiegen die Zahlen auf 57,3 und 26,6 Prozent.

Es zeigte sich, dass Übelkeit und Erbrechen direkt mit einer niedrigen Fehlgeburtenrate im Zusammenhang stand:

  • Wer nur Übelkeit erlebte, hatte ein um 50 Prozent kleineres Risiko,
  • wer Übelkeit und Erbrechen durchlitt, kam sogar auf 75 Prozent weniger Risiko.

Eine eindeutige Antwort auf das Warum kann die Studie zwar nicht geben, doch offenbar sind Übelkeit und Erbrechen ein großer Schutzfaktor für das Ungeborene. Die Forscher gehen davon aus, dass das Hormon hCG eine unmittelbare Rolle spielt. Es sinkt nach der elften Schwangerschaftswoche wieder ab und zeitgleich schleichen sie auch Übelkeit und Erbrechen aus dem Alltag aus.