Zervixinsuffizienz: Gebärmutterhalsschwäche bei Schwangeren - Anzeichen und Folgen

Bei einer Gebärmutterhalsschwäche sprechen die Mediziner von einer Zervixinsuffizienz. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen, sie kann durch eine Muskel- oder Bindegewebsschwäche entstehen sowie durch eine Verletzung oder Dehnung durch frühere Geburten oder Operationen verursacht sein. Informieren Sie sich über typische Anzeichen einer Gebärmutterhalsschwäche sowie die möglichen Folgen.

Von Claudia Rappold
Klassifikation nach ICD-10: N88 O34
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Zervixinsuffizienz - Was ist eine Gebärmutterhalsschwäche und wie entsteht sie?

Der Gynäkologe spricht von einer Zervixinsuffizienz, wenn eine Schwangere eine Muttermundschwäche hat. Bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft öffnet sich der Gebärmuttermund erst wenige Tage vor der Geburt ganz langsam und wird am Ende der Geburt vollständig eröffnet sein, sodass das Baby geboren werden kann.

Bei einigen Frauen kann jedoch zwischen dem vierten und sechsten Schwangerschaftsmonat eine Muttermundschwäche auftreten. Eine Gebärmutterhalsschwäche kann unterschiedlichste Ursachen haben.

Mehrlingsschwangerschaft und Bindegewebsschwäche

Frauen, die mit Zwillingen oder Drillingen bzw. Mehrlingen schwanger sind, leiden gehäuft unter einer Zervixinsuffizienz, da hier ein erhöhter Druck auf den Muttermund besteht.

Auch eine Bindegewebsschwäche kann vorliegen, wenn der Gynäkologe eine Gebärmutterhalsschwäche feststellen kann. Bekommt die Schwangere nicht ihr erstes Kind, so kann eine vorherige Geburt Verletzungen hinterlassen haben, die die Gebärmutterhalsschwäche auslösen.

Operationen und Schwangerschaftsabbrüche

Operationen oder Eingriffe im Bereich der weiblichen Geschlechtsorgane können ebenfalls die Ursache einer Gebärmutterhalsschwäche sein. Auch Frauen, die früher einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, haben später ein erhöhtes Risiko, an einer Gebärmutterhalsschwäche zu leiden.

Wehen und Infektionen

Wehen können natürlich ebenfalls die Ursache dafür sein, dass der Muttermund sich dehnt und öffnet. Während der Schwangerschaft können Keime eine Infektion verursachen, die wiederum die Wehen auslösen kann.

Mögliche Folgen einer Gebärmutterhalsschwäche

Eine Gebärmutterhalsschwäche kann in der Schwangerschaft eine Früh- oder Fehlgeburt verursachen. Deshalb kontrolliert der Frauenarzt bei den Untersuchungen auch regelmäßig den Gebärmutterhals und dokumentiert dessen Zustand im Mutterpass.

Bei fortschreitender Schwangerschaft drückt das immer schwerer werdende Kind gegen den Muttermund. Das Gewicht und die Größe der Gebärmutter nehmen zu, der Gebärmutterhals verkürzt sich und der Muttermund wird weich und öffnet sich. Durch den mangelnden Verschluss, bedingt durch die Gebärmutterhalsschwäche, kann es so zu einer Früh- oder Fehlgeburt kommen.

Symptome der Zervixinsuffizienz - Wie erkennt man eine Gebärmutterhalsschwäche?

Eine Gebärmutterhalsschwäche führt dazu, dass der Gebärmutterhals viel zu früh weicher wird und sich verkürzt. Je kürzer der Gebärmutterhals wird, desto mehr Gewicht lastet auf ihm. Hat die Frau keine Wehen, so verspürt sie in der Regel auch nichts von der Gebärmutterhalsschwäche.

Möglich sind eine Schmierblutung und Kreuzschmerzen sowie einem Druckgefühl im Unterbauch an. Dann sollte sich die Schwangere sofort in ein Krankenhaus begeben.

Eine rechtzeitige medizinische Versorgung ist in diesem Fall sehr wichtig, um eine Früh- oder Fehlgeburt zu verhindern. Charakteristisch wird eine Fehlgeburt infolge einer Gebärmutterhalsschwäche oft als schmerz- und wehenlos beschrieben.

Wie wird eine Gebärmutterhalsschwäche diagnostiziert?

Da eine Muttermundschwäche keine Beschwerden verursacht, merkt die werdende Mutter davon nichts. Nur wenn bei einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung der Muttermund getastet wird, kann diese Diagnose gestellt werden.

Wurde diese Diagnose erst gestellt, als sich der Muttermund bereits geöffnet hat, so wird den werdenden Müttern auch oft strenge Bettruhe verordnet. Diese körperliche Schonung kann dazu führen, dass sich der Muttermund nicht weiter öffnet.

Ab wann kommt es zur Zervixinsuffizienz? - Mögliche Folgen einer Gebärmutterhalsschwäche

Wird eine Gebärmutterhalsschwäche nicht erkannt, so platzt bei vielen schwangeren Frauen im vierten, fünften oder sechsten Schwangerschaftsmonat die Fruchtblase und das Baby wird geboren. Zu diesem Zeitpunkt sind viele Babys noch nicht lebensfähig und versterben.

Wenn eine Frau bei einer Schwangerschaft unter einer Gebärmutterhalsschwäche leidet, so ist die Gefahr groß, dass dieses Problem auch bei folgenden Schwangerschaften auftritt. Die Untersuchungen werden dann vermutlich in kürzeren Intervallen durchgeführt werden, um sofort eingreifen zu können, falls sich der Muttermund erneut zu früh öffnet.

Behandlung und Vorbeugung - Was tun bei Gebärmutterhalsschwäche?

Schwangere, die unter einer Zervixinsuffizienz leiden, müssen engmaschig von einem Frauenarzt und/oder einer Hebamme betreut werden, so dass es nicht zu einer Früh- oder Fehlgeburt kommt. Meist müssen die Frauen Bettruhe einhalten und sich körperlich schonen. Hat die Frau Wehen, so bekommt sie Wehen hemmende Medikamente, um die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.

Was beachten? - Bei einer Zervixinsuffizienz schonen

Frauen, die unter einer Gebärmutterhalsschwäche leiden, müssen sich für den Rest der Schwangerschaft strikt schonen und dürfen sich körperlich nicht mehr belasten. Viele Schwangere müssen in eine Frauenklinik eingewiesen werden, in der sie bis zur Geburt liegen müssen.

Sofern mit wehenhemmenden Medikamenten oder strikter Bettruhe die Schwangerschaft fortgeführt werden kann, nimmt jede Schwangere diese Einschränkungen gerne in Kauf.

Nicht immer kann eine Früh- oder Fehlgeburt bei bestehender Gebärmutterhalsschwäche jedoch durch diese Maßnahmen verhindert werden. Unabhängig davon bestehen bei einer Gebärmutterhalsschwäche nicht immer Beschwerden, die auf diese Erkrankung hindeuten lassen.

Tokolyse: Medikamente zur Hemmung der Wehen

Im Rahmen der Tokolyse werden wehenhemmende Medikamente eingesetzt. Man verabreicht ein Betamimetikum über die Vene. Auf diese Weise kommt es zur Hemmung der Muskeln der Gebärmutter, was die Schwangerschaft um wenige Tage verlängern kann.

Ist die 34. Schwangerschaftswoche verstrichen, kommt in den meisten Fällen keine Tokolyse mehr zum Einsatz: das Kind ist nun ausreichend ausgereift. Im Rahmen von Ultraschalluntersuchungen und Cardiotokographie werden Vitalfunktionen und Wehentätigkeit überwacht.

Bei Infektionsverdacht: Antibiotikagabe

Besteht der Verdacht auf eine Infektion, nimmt man einen vaginalen Abstrich und behandelt die Patientin gegebenenfalls mit einem Antibiotikum. Intimygiene ist hier ebenfalls sehr wichtig - auf das Tragen von Einlagen sollte verzichtet werden.

Cerclage

Kann der Frauenarzt im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen bereits eine Gebärmutterhalsschwäche feststellen, so kann mit Hilfe einer so genannten Zervixumschlingung oder Zervixcerclage der Muttermund verschlossen und einer Früh- oder Fehlgeburt vorgebeugt werden.

Dabei handelt es sich um einen kleineren operativen Eingriff, der unter Vollnarkose von der Scheide aus gemacht wird. Die Schwangere sollte sich dann auch schonen und viel liegen.

Ungefähr zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin wird die Zervixcerclage entfernt. In anderen Fällen, in denen keine Zervixcerclage gemacht wird, verordnet man der Schwangeren absolute Bettruhe, damit das Gewicht der Gebärmutter nicht nach unten zieht.

Gummiring

Alternative zur Cerclage ist ein Eingriff, der nicht in Narkose durchgeführt werden muss. Dabei wird ein Gummiring über den Muttermund gelegt, sodass dieser sich nicht mehr öffnen kann. Erst kurz vor der Geburt werden Naht bzw. Gummiring gelockert und entfernt.