Chirurgischer Schwangerschaftsabbruch: Komplikationen in Spezialkliniken seltener

Kanadische Studie beleuchtet Risiko für Komplikationen nach einem späten Abbruch

Von Cornelia Scherpe
28. Mai 2019

Eine aktuelle Studie aus Kanada hat sich dem Thema Schwangerschafts­abbruch gewidmet. Es ging um die Frage, ob vermehrt Komplikationen bei einem chirurgischen Abbruch auftreten können.

In Kanada gibt es keine verpflichtenden Gesetze zum Zeitpunkt oder zu den Umständen einer Abtreibung. Frauen dürfen ohne Angabe von Gründen auch in der Spätschwangerschaft einen Abbruch durchführen lassen. Diese Tatsache machte es für die Forscher einfach, eine große Studie zum Thema durchzuführen.

Studie zu Komplikationen nach chirurgischen Schwangerschafts­abbrüchen

Untersucht wurden die Fälle von 565.631 Frauen, die zwischen 2003 und 2015 einen Abbruch hatten. 529.141 von ihnen benötigten einen chirurgischen Schwangerschafts­abbruch. Das bedeutet, dass nicht etwa über Medikamente ein Abgang herbeigeführt wird, sondern bei örtlicher Betäubung die Gebärmutterschleimhaut samt Fötus mit chirurgischen Instrumenten entfernt wird. Über die Daten der stattlichen Kranken­versicherung konnten die Forscher verfolgen, welche Frau sich binnen 42 Tagen nach ihrem Abbruch wegen gesundheitlichen Beschwerden zu einem Arzt begab.

Geringeres Risiko in Spezialkliniken

Schwere Komplikationen traten bei Eingriffen, die Fachärzte an Spezialkliniken durchgeführt hatten, nur in 1,4 von 1.000 Fällen auf. Da 90 Prozent der Abbrüche bei solchen Spezialisten durchgeführt worden waren, hatte die große Mehrheit der Frauen keine schweren Komplikationen. Bei den zehn Prozent, die eine Abtreibung in kleinen Kliniken hatten durchführen lassen, lag die Quote höher. Hier befand sich das Risiko bei 3,7 Komplikationen pro 1.000 Abbrüchen.

Ein Schwanger­schafts­abbruch sei daher in Krankenhäusern mit Spezialisierung besser, so das Fazit der Studie. Allerdings gibt es nur wenige Kliniken, die auf Abbrüche derart spezialisiert sind. Nur in Großstädten finden die Frauen passende medizinische Zentren. Entsprechend sind für andere Patientinnen lange Anfahrtswege ein zeitliches und auch finanzielles Ausschlusskriterium.

Die Forscher geben zudem zu bedenken, dass mit jeder verstreichenden Schwangerschaftswoche das Risiko auf Komplikationen steigt. Nach der 15. Woche lag es bereits bei 5,8 Komplikationen pro 1.000 Eingriffen, davor bei nur 1,5 pro 1.000.