Stimmungstief in der Schwangerschaft: Pränatale Depression bleibt häufig unbemerkt

Von Christine Krusberski
2. Juni 2014

Schwangerschaft bedeutet pure Glücksgefühle und strahlende Augen - zumindest wird dieses Bild überall vermittelt. Doch auch wenn ein Kind heranwächst, schützt das nicht vor Stimmungstiefs und Traurigkeit.

Viele werdende Mütter blicken sorgenvoll in die Zukunft oder leiden unter einem Gefühl der Leere. Anhaltende negative Gedanken können ein Hinweis auf eine pränatale Depression sein, doch bleibt diese häufig unbemerkt.

Fehlendes Glücksempfinden führt zu schlechtem Gewissen

Während der ersten Monate der Schwangerschaft müssen sich Frauen auf große Veränderungen in allen Lebensbereichen einstellen - ob im Hinblick auf den Partner oder den Job. Oft entstehen Angstgefühle statt überschäumender Freude.

Bei vielen Frauen führt das fehlende Glücksempfinden zu schlechtem Gewissen. Sie geraten immer mehr unter Druck, versuchen ihre Empfindungen zu verdrängen und befürchten, dem Ungeborenen zu schaden. Ein Teufelskreis.

Schuldgefühle sind typisch für eine pränatale Depression, der im Gegensatz zum Baby-Blues nach der Geburt häufig nicht die gleiche Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Die Gesellschaft erwartet schließlich eine werdende Mama, die vor Glück strahlt. Oft werden die Symptome vom sozialen Umfeld oder von Ärzten als hormonell bedingte Stimmungsschwankungen abgetan.

Im Zweifel psychologische Beratung holen

Typische Alarmzeichen für eine pränatale Depression sind Freudlosigkeit, Motivationsverlust und ständige negative Gedanken über die Geburt oder das Baby.

Im Zweifel sollten sich Frauen psychologische Beratung holen. Bei schweren depressiven Zuständen können Medikamente eingesetzt werden, die dem Ungeborenen nicht schaden. Oft ist die Behandlung durch einen Psychologen der beste Weg, aber auch Entspannungsübungen, Spaziergänge in der Natur und Gespräche mit Freunden können wieder neue Kraft schenken.

Welche Auswirkungen eine Depression auf das Kind hat, ist wissenschaftlich nicht gesichert, denn Teststudien wären ethisch bedenklich. Schwere, nicht behandelte Depressionen können jedoch das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Pränatale Depressionen sollten kein Tabu-Thema sein. Frauen, die sich rechtzeitig Hilfe suchen, kommen schneller wieder aus dem tiefen Loch heraus.