Haptonomie - Das Baby schon während der Schwangerschaft kennenlernen

Die Haptonomie beschreibt eine - unter anderem - besondere Form der Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung. Sie zielt auf einen intensiven emotionalen Kontakt zwischen Kind und (werdenden) Eltern ab. Dabei spielt Berührung eine entscheidende Rolle. Schon sehr früh in der Schwangerschaft können Mutter und Vater die emotionale Kontaktaufnahme mit ihrem Baby erlernen. Lesen Sie über die Wirkung, Ziele und den Ablauf der Haptonomie.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Ziel und Zweck der Haptonomie - Kontakt zum Baby aufbauen

Während die werdende Mutter ihr Kind oft schon ab der zwölften Schwangerschaftswoche spüren kann, tun sich werdende Väter meist deutlich schwerer, einen innigen Kontakt zum ungeborenen Baby aufzubauen. Sicher streicheln die Väter auch den immer dicker werdenden Bauch ihrer Partnerin, und wenn sie Glück haben, tritt sogar ein kleines Füßchen zurück.

Trotzdem können Frauen leichter eine Beziehung zu ihrem ungeborenen Baby aufbauen als Männer. Und dennoch können sich auch schwangere Frauen noch nicht richtig vorstellen, dass ein kleines Lebewesen in ihrem Bauch heranwächst.

Aber auch sie haben das Bedürfnis, ihr Baby schon in der Schwangerschaft richtig kennenzulernen. Genau hier setzt die Haptonomie an, die von vielen Hebammen angeboten wird. Sobald das Paar jedoch ein paar Handgriffe beherrscht, kann es die Übungen dann auch jederzeit zu Hause durchführen.

Ziel dieser Methode ist es, Kontakt mit dem Baby aufzunehmen. Dazu werden die Hände auf den Bauch der werdenden Mutter gelegt und in Gedanken mit dem Baby gesprochen. Wird dies regelmäßig wiederholt, so reagieren die Babys z.B. mit Strampeln darauf.

Die werdenden Eltern spüren irgendwann, wie es ihrem Baby geht. Und genau dieses Gefühl kann auch die Geburt erleichtern, denn Haptonomie kann auch während der Geburt eingesetzt werden.

Ablauf - Wie, wo und ab wann kann man Haptonomie erlernen?

Oft werden spezielle Kurse von Hebammen geleitet. Je weiter die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist, desto länger dauern die Berührungen, die die Eltern hier lernen. Frühestens ab der 24. Schwangerschaftswoche kann mit dem intensiven Kontakt zwischen Mutter, Vater und Kind begonnen werden. Eine Schwangere sollte ihr Baby aber auf jeden Fall schon deutlich spüren können, damit der Kurs auch Sinn macht.

Wie laufen die Sitzungen zur Haptonomie genau ab?

Während der Haptonomie legen Mutter oder Vater ganz bewusst die Hand auf den Babybauch und nehmen Kontakt mit dem Baby auf. In Gedanken erzählt man dem Baby, wie sehr es jetzt schon geliebt wird oder wie sehr man die Geburt herbeisehnt. Das Baby wird irgendwann antworten, indem es sich gegen die Hand der Eltern lehnt, mit dem Füßchen tritt etc.

Während der Schwangerschaft werden in der Regel sieben bis acht Sitzungen durchgeführt. Dabei nehmen Mutter, Vater (oder ein anderer Begleiter), der haptonomische Begleiter und natürlich das Ungeborene teil. Den Eltern werden unterschiedliche Handgriffe gezeigt, um auf diese Weise mit ihrem Kind in Kontakt zu treten.

Bei diesen Handgriffen befinden sich die Hände auf dem Bauch der Schwangeren. Zudem kommen Übungen zum Einsatz, durch die sich die werdende Mutter besonders wohlfühlt.

Nähert man sich dem Geburtstermin, kommen Methoden hinzu, die den Eltern ermöglichen, während der Wehen mit dem Baby in Verbindung zu bleiben. Genaue Anleitungen werden oftmals vermieden; wichtiger ist es, dass die Eltern die Haptonomie bewusst verspüren, statt die Griffe und Co. einfach nur nachzuahmen.

Die Berührungen auch zuhause anwenden

Ziel der Haptonomie ist es, dass die Eltern sogar die Stimmung ihres Babys "erspüren" können. Man kann den Kontakt zum ungeborenen Baby bequem zu Hause suchen, wenn man die Griffe in einem entsprechenden Kurs gelernt hat. So kann es zu einem schönen Ritual werden, dass der werdende Vater sich abends intensiv um sein ungeborenes Baby kümmert, während die werdende Mutter entspannen kann.

Doch nicht nur in der Schwangerschaft kann die Haptonomie hilfreich sein, auch während der Geburt kann man mit dem Baby kommunizieren. Ist das Baby dann geboren, müssen die Eltern ihr Baby nicht erst kennenlernen, weil sie es schließlich schon seit Monaten kennen.

Leichtere, haptonomische Geburt

Die haptonomische Geburtsbegleitung stellt eine gute Voraussetzung für eine natürliche Geburt dar. So können die Wehen auch ohne Medikamente erträglich werden. Durch die vorangegangene Begleitung ist die Muskulatur elastischer geworden; außerdem spielt die Qualität zwischen Mutter und Kind eine Rolle.

Selbst bei unterschiedlichen Schwangerschaftsleiden sowie einer drohenden Frühgeburt kann die Haptonomie ein sehr hilfreiches Werkzeug sein. Anwender dieser Methode gehen davon aus, dass die Geburt keinesfalls unbedingt mit Schmerzen einhergehen muss.

Abgesehen von Medikamenten und Kaiserschnitten, mit denen man gegen die Schmerzen angeht, können bei der Haptonomie vermehrt natürliche Geburten durchgeführt werden. Wichtige Voraussetzung ist der Mut, sich mehr auf das Kind sowie das eigene Gefühl statt auf die moderne Medizin zu verlassen.