Merkmale der Presswehen und mögliche Komplikationen

Eine Geburt verläuft in vier Phasen, die Presswehen sind die letzten vor den Nachgeburtswehen. Sie schieben im Normalfall zuerst den kindlichen Kopf und dann den Körper durch den Geburtskanal aus der Vagina. Sobald die Presswehen auftreten, geht die Geburt dem Ende zu. In gewissem Maße können die Presswehen beeinflusst werden.

Von Claudia Rappold

Austreibungsphase

Der Geburtskanal ist die engste Stelle und dies bedeutet für Mutter und Kind die härteste Arbeit. Hat das Köpfchen diese Stelle passiert, rutscht der Körper meist problemlos nach. Kurze Zeit darauf kann die Mutter ihr Kind im Arm halten.

Die Geburt ist geschafft. Die meisten Frauen empfinden es als Erleichterung, wenn sie endlich mitpressen dürfen. Diese Phase der Geburt bezeichnet man auch als Austreibungsphase.

Merkmale der Presswehen

Die Presswehen sind die stärksten und auch die schmerzhaftesten Wehen. Als Wehe bezeichnet man die Muskelkontraktion der Gebärmutter (Uterus), diese wird durch komplexe hormonelle Vorgänge ausgelöst - eine entscheidende Rolle spielt das Hormon Oxytocin.

Die Wehen davor dienen dazu den Muttermund zu öffnen, auch das ist sehr schmerzhaft. Hier darf die Frau noch nicht pressen. Während der Presswehen verspürt die Frau einen starken Druck auf den Damm und unter Umständen spürt sie einen starken Stuhldrang.

Das Ende der Geburt

Die Presswehen sind praktisch der Endspurt zur Entbindung. Das Ende ist in Sicht und die Frau mobilisiert noch einmal ungeahnte Kräfte. In dieser Phase ist auch die Tatkraft der Hebamme besonders gefragt. Bei einer normalen Geburt wird bei den Presswehen der Kopf geboren.

Beim Pressen ist es völlig normal, dass Urin abgeht oder sich der Darm entleert. Um dem vorzubeugen wird oft vor der Geburt ein Einlauf gemacht.

Die Presswehen können unterschiedlich lang sein und werden von Frau zu Frau als unterschiedlich schlimm empfunden. Das Einsetzen der Presswehen ist von der Hebamme klar zu erkennen und für die Frau deutlich spürbar. Die Presswehen dauern in der Regel nicht so lange wie die vorausgegangenen Eröffnungswehen.

Möglichkeiten die Presswehen zu beeinflussen

Die Presswehen treten in der letzten Phase der Geburt auf. Die werdende Mutter hat dann das Bedürfnis mitzupressen und das Baby nach draußen zu schieben. Der Drang ist dabei so groß, dass er kaum unterdrückt werden kann.

Die Presswehen veratmen

Meist darf die werdende Mutter jedoch nicht schon zu Beginn der Presswehen mitpressen. Dies hängt davon ab, wie weit der Muttermund bereits geöffnet ist. Ist der Muttermund noch nicht vollständig eröffnet, so würde das Mitpressen einen zu großen Druck auf Scheide und Damm ausüben und Verletzungen verursachen.

Daher wird die werdende Mutter angehalten, die Presswehen so lange zu veratmen, bis der Muttermund vollständig eröffnet ist und das Baby geboren werden kann.

Durch Atemtechnicken den Pressdrang zurückhalten

Wenn Presswehen veratmet werden müssen, so kann die werdende Mutter dies nur tun, indem sie tief ein- und wieder ausatmet und sich darauf konzentriert, nicht zu pressen. Dies kostet meist sehr viel Überwindung, da der Drang zum Pressen derart stark ist, dass er kaum unterdrückt werden kann.

Durch die richtige Atmung können jedoch einige Presswehen veratmet werden.

Im Geburtsvorbereitungskurs lernt die Schwangere während der Presswehen richtig zu atmen. Die Hebamme gibt die Anleitung und so lange die Frau noch nicht pressen darf, muss sie veratmen um den Pressdrang zurückzuhalten.

Die richtige Atmung während der Geburt trägt zur Linderung der Schmerzen bei und unterstützt einen guten Geburtsverlauf. Das richtige Atmen löst auch Angst und Spannung. Wehenschmerzen ordnet man den stärksten Schmerzen zu, die es gibt.

Einfluss der PDA

Frauen, die zur Geburt eine PDA bekommen haben, spüren die Presswehen oftmals nur sehr schwach. Sie müssen dann von der Hebamme angeleitet werden zu pressen, wenn es an der Zeit ist.

Mitpressen und die Geburt erleichtern

Während der Presswehen entleert sich meist auch der Darm der werdenden Mutter, da das Köpfchen den Inhalt nach außen drückt. Viele Frauen versuchen daher den Darminhalt zurückzuhalten und trauen sich nicht richtig zu pressen. Letztlich kann das Baby dadurch jedoch nicht geboren werden.

Einlauf

Erst wenn die Mutter hemmungslos mitpresst, können die Presswehen auch zum Ende der Geburt führen. Viele Krankenhäuser bieten den Schwangeren daher bei Geburtsbeginn einen Einlauf an, um den Darm zu reinigen.

Die Frauen können dann bei den Presswehen gleich richtig mitpressen, ohne Angst zu haben, den Stuhlgang nicht kontrollieren zu können.

Mögliche Komplikationen bei Presswehen

Sobald die Presswehen eintreten, hat die werdende Mutter unwillkürlich das Bedürfnis, das Baby auf die Welt zu "schieben". Der Pressdrang kann dann kaum mehr unterdrückt werden. In dieser Phase der Geburt können natürlich - wie auch in den anderen Phasen - Komplikationen auftreten.

Dammriss und weitere Geweberisse

Während der Presswehen drückt der Kopf des Babys massiv nach unten. Der Bereich um die Scheide herum, vor allem der Damm zwischen Scheide und After, ist dann sehr gespannt. Häufig reißt dieses Gewebe dann ein. Man spricht von einem Dammriss.

Oftmals wird auch ein gezielter Schnitt gesetzt, um dem Baby den Weg nach draußen zu erleichtern. Dies wird Dammschnitt genannt. Beides muss nach der Geburt mit ein paar Stichen genäht werden.

Auch wenn die Hebammen natürlich versuchen, den Dammriss zu vermeiden, indem sie das Köpfchen des Babys abstützen und die Frau anleiten, nicht zu heftig zu pressen, so kann er nicht immer vermieden werden.

Nicht nur der Damm kann während der Presswehen reißen sondern auch die gesamte Scheide. Je mehr Gewebe gerissen ist, desto größer sind natürlich die Blutungen. Dennoch können die Risse nach der Geburt wieder vernäht werden, so dass die frischgebackene Mutter nach einigen Wochen oder Monaten damit meist keine Probleme mehr hat.

Absinken der Herztöne des Babys

In seltenen Fällen können sich die Herztöne des ungeborenen Babys während der Presswehen verschlechtern. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn das Baby die Nabelschnur um den Hals gewickelt hat. Die Hebamme und der Frauenarzt müssen in diesem Fall die Geburt so schnell wie möglich zu Ende bringen.

Zangen- oder Saugglockengeburt

Oft wird das Baby dann mit Hilfe einer Zange oder Saugglocke geboren, um den Geburtsverlauf zu beschleunigen. Anderenfalls könnte es passieren, dass das Baby tot zur Welt kommt, wenn die Nabelschnur zu eng um den Hals gewickelt ist.

Falsche Drehung des Babys

Während der Geburt muss das Baby sich im Geburtskanal mehrmals drehen und sich auf diese Weise "hindurchschrauben". Erfolgt während der Presswehen eine dieser Drehungen nicht, so muss die Hebamme z.B. über die Bauchdecke der Mutter versuchen, das Baby entsprechend zu drehen.

Anderenfalls wird auch hier das Baby per Saugglocke oder Zange geboren.