Plötzlicher Kindstod - Ursachen und Vorbeugemöglichkeiten

Ist das Baby auf der Welt, machen sich Eltern Sorgen, wie sie den Nachwuchs am besten schützen können. Vor allem die Angst vor dem plötzlichen Kindstod (SIDS) ist allgegenwärtig. Erfreulicherweise kommt es selten zu diesem schrecklichen Szenarium. Doch verschiedene Präventionsmaßnahmen, unter anderem die richtige Schlafposition, schaffen mehr Sicherheit. Ein weiterer Risikofaktor dafür ist eine Infektion der oberen Atemwege.

Von Claudia Haut

Der plötzliche Kindstod tritt fast ausschließlich im ersten Lebensjahr eines Kindes auf. Das Kind ist augenscheinlich völlig gesund und wacht eines Tages nicht mehr auf. Für die Eltern ist das das Schlimmste, was ihnen mit einem Baby passieren kann.

Der plötzliche Kindstod kommt ohne Vorankündigung und meist können die betroffenen Babys nicht mehr wiederbelebt werden. Man bezeichnet den plötzlichen Kindstod auch nach dem Englischen als "Sudden Infant Death Syndrom" (SIDS).

Tiefer Einschnitt in das Leben der Eltern

Die häufig völlig gesunden Kinder versterben zumeist nachts, unbemerkt von den Eltern. Selten gibt es Vorwarnungen. Die Eltern sind schockiert und hilflos, wenn sie ihr Kind am Morgen tot im Bett vorfinden.

Auch wenn es medizinischer Sicht nichts gegen eine erneute Schwangerschaft spricht - viele Eltern brauchen längerfristige Beratung und Begleitung, bevor sie sich für ein neues Kind entscheiden können. Viele betroffene Angehörige nutzen die Möglichkeit, in Selbsthilfegruppen und Vereinen den Verlust zu bewältigen und neuen Lebensmut zu schöpfen.

Statistiken

Die Rate der plötzlich verstorbenen Säuglinge liegt bei 0,5 pro tausend Geburten. Das heißt, dass von 2.000 Kindern nur eines am plötzlichen Kindstod verstirbt.

Mehr als die Hälfte der Todesfälle ereignen sich in den ersten sechs Lebensmonaten. Dabei sind Jungen etwas häufiger betroffen als Mädchen.

Risikofaktoren

Noch immer sind viele der Ursachen ungeklärt. Scheinbar können genetische Faktoren den plötzlichen Tod begünstigen, da später geborene Geschwister im Schnitt häufiger plötzlich versterben als andere Kinder.

Atemstillstand

Auch ein wiederkehrender Atemstillstand des Säuglings während des Schlafs kann eine Ursache sein. Scheinbar kann gerade bei zu früh geborenen Kindern eine Störung der Steuermechanismen in den Gehirnabschnitten vorliegen, die für die Atmung und Herztätigkeit verantwortlich sind.

Mit der zunehmenden Reifung des Gehirns nimmt das Risiko für Aussetzer der Atmung oder des Herzschlages ab.

Forschung nach den Ursachen

Seit vielen Jahren forschen Ärzte an den Gründen für den plötzlichen Kindstod. Mittlerweile konnten etliche Risikofaktoren dafür herausgefunden werden.

Forscher vermuten, dass der plötzliche Kindstod während des Schlafs aufgrund einer Atemstörung auftritt, die zu Sauerstoffmangel führt. Nehmen Babys keine frische Atemluft auf, kommt es zum Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration.

Dieser Prozess löst normalerweise sofort das Aufwachen sowie den Reflex des Luftholens aus. Doch bei SIDS-Kindern scheint der Atemreflex nicht zu funktionieren.

Säuglinge verfallen in Schnappatmung, ohne wach zu werden, was letztlich eine Sauerstoffunterversorgung hervorruft. Es folgt Bewusstlosigkeit und Ersticken.

Mediziner denken, dass das Atemzentrum bei manchen Säuglingen noch nicht ausgebildet ist. Allerdings handelt es sich bisher nur um eine Vermutung.

Neben Faktoren wie dem Rauchen in der Gegenwart des Baby oder einer Bettdecke statt eines Schlafsackes fanden Forscher heraus, dass sehr viele Babys, die am plötzlichen Kindstod verstorben sind, an einer Infektion der oberen Atemwege litten.

Atemwegserkrankungen

Der plötzliche Kindstod tritt meist dann auf, wenn die Atemwege des Babys nicht frei sind. Dies kann aus verschiedenen Gründen passieren. Sehr häufig können die Babys jedoch nicht einwandfrei atmen, wenn sie einen Atemwegsinfekt haben. Dieser äußert sich zum Beispiel durch Husten und Schnupfen sowie erhöhter Temperatur.

Ursachen

Atemwegsinfekte werden bei kleinen Babys sehr häufig durch Rauchen verursacht. Eltern sollten demnach keinesfalls im Wohnbereich rauchen und auch Besucher sollten dafür auf den Balkon oder die Terrasse gehen.

Wird das Baby zu warm eingepackt, so schwitzt es. Durch kalte Luft kann sich ein verschwitztes Baby dann leicht erkälten. Dies wiederum kann zu einem Infekt der oberen Atemwege führen.

Prävention

Um Atemwegsinfekte zu vermeiden, sollten Eltern mit ihrem Baby viel an der frischen Luft spazieren gehen und das Baby niemals zu warm anziehen.

Die Immunabwehr wird auch durch das Stillen des Babys deutlich verbessert. Kinderärzte und Hebammen empfehlen daher, das Baby mindestens ein halbes Jahr zu stillen.

Ein Großteil der Kinder, die am plötzlichen Kindstod verstorben sind, wurde Statistiken zufolge nicht gestillt.

Sollen Eltern dennoch einen Atemwegsinfekt bei ihrem Baby vermuten, so sollten sie das Baby einem Kinderarzt vorstellen. Dieser kann ggfs. sofort Medikamente verordnen, so dass das Baby nicht den plötzlichen Kindstod erleiden wird.

Wann besteht ein besonders hohes Risiko?

Die Formulierung "Plötzlicher Kindstod" ist ein Ausdruck für Todesfälle bei Kindern mit nicht erklärbarer Ursache.

  • Babys im ersten Lebensjahr sind besonders gefährdet. Etwa 75 Prozent aller SIDS-Fälle ereignen sich im ersten halben Jahr. Nach diesen sechs Monaten sinkt das Risiko um ein Vielfaches.
  • Frühchen, die im siebten oder achten Schwangerschaftsmonat geboren werden, haben ein doppelt so hohes Risikopotenzial als reifgeborene Säuglinge.
  • Ebenso besteht ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod bei Frühgeborenen und bei Säuglingen, deren Geschwister bereits SIDS erlitten haben.
  • Auch Kinder, die in verqualmten Räumen schlafen, sind gefährdet. Atmen Babys Tabakrauch ein, sind sie einer besonders hohen SIDS-Gefahr ausgesetzt.

Weitere Risikofaktoren und -gruppen, die auf Befragungen, Autopsien und Statistiken basieren:

  • das Alter der Mutter
  • Drogenkonsum der Mutter
  • die Bettumrandung (Nestchen)
  • das Schlafenlegen des Babys im eigenen Kinderzimmer
  • Mehrlingsgeburten
  • Überwärmung des Kindes
  • Kinder aus sozial benachteiligten Familien
  • Kinder Alleinerziehender
  • Kinder besonders junger Mütter
  • Kinder, die bereits eine lebensbedrohliche Krise überlebt haben

Doch die Sterblichkeitsrate ist seit 1991 drastisch gesunken. Die positive Entwicklung geht mit einer Reihe Maßnahmen zur Prävention einer. Eine einfache Strategie, um das SIDS-Risiko um rund 50 Prozent zu senken, ist die Schlafposition auf dem Rücken.

Vorsorgemaßnahmen

Einige der Risikofaktoren lassen sich im Vorfeld vermeiden. Neben dem Verzicht auf Tabak können unterschiedliche Maßnahmen dem plötzlichen Kindstod vorbeugen:

  • So sollte es das Kind zum Schlafen nicht zu warm haben, 16-18°C sind optimal.

  • Am sichersten liegt der Säugling auf dem Rücken oder auf der Seite auf einer festen Matratze.

  • Damit er sich nicht nachts auf den Bauch rollen kann, empfiehlt sich ein Schlafsack. Ein Schlafsack kann auch nicht ohne weiteres verrutschen.

  • Spielzeug und Kissen haben im Kinderbett zur Schlafenszeit nichts zu suchen.

  • Wie Studien belegen konnten, sind Kinder, die mindestens 6 Monate lang gestillt wurden, weniger häufig vom plötzlichen Kindstod betroffen.

Wie schläft das Baby sicher?

Mittlerweile wird die Schlafstellung auf dem Rücken als ideale Position angesehen. Das Schlafen in Bauch- oder Seitenlage birgt ein weitaus höheres SIDS-Risiko. Säuglinge, die den plötzlichen Kindstod erleiden, befinden sich sehr häufig in Bauchlage. Oft ist das Gesicht von betroffenen Babys im Kopfkissen oder in der Bettdecke verborgen. Die Kinder schwitzen stark und bekommen kaum Luft.

Viele Eltern fragen sich allerdings, wie gefährlich die Lage noch ist, wenn sich das Kind bereits aus eigener Kraft in eine andere Schlafposition bringen kann.

Nicht in die Rückenlage zwingen

Experten beruhigen, denn ist ein Baby in der Lage, sich selbst in eine andere Schlafstellung zu drehen, wird es bei einem unbehaglichen Gefühl automatisch wieder eine angenehmere Liegeposition wählen. Die Gefahr des plötzlichen Kindstods ist geringer, wenn Kinder die Schlafstellung aus Eigenmotivation wechseln können. Auch, wenn sich die Kleinen in Bauchlage rollen, müssen Eltern sich nicht übermäßig sorgen.

Keinesfalls sollten Hilfsmittel wie dicke Kissen genutzt werden, um das Kind in die Rückenposition zu "zwingen", denn dieses Vorgehen birgt eine Vielzahl weiterer Risiken wie Stress, Angst und Überanstrengung.

Die Rückenlage schafft also beste Voraussetzungen, damit Babys sicher schlafen.

Babyschlafsack statt Bettdecke

Babys drehen sich im Schlaf mehrmals von links nach rechts, vom Bauch auf den Rücken und wieder zurück. So kann die Bettdecke leicht über das Gesicht des Babys rutschen und die Atmung behindern.

Viele Eltern lassen die Kleinen in einem Babyschlafsack schlummern und verzichten auf die übliche Bettdecke. In einem funktionalen, hochwertigen Schlafsack fühlen sich Säuglinge geborgen und können sich nur schwer in die Bauchlage drehen.

Zudem wärmt ein Babyschlafsack und verhindert das Freistrampeln. Im Fachhandel werden Sommer- und Winterschlafsäcke aus jahreszeitlich angepassten Materialien angeboten, die Schwitzen und Frieren verhindern.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Babys, die mit einer Bettdecke zugedeckt werden, häufiger am plötzlichen Kindstod versterben als Babys, die einen Schlafsack anhaben. Ein guter Schlafsack hält das Baby mindestens genauso warm wie eine Bettdecke und verhindert zugleich, dass Babys Atmung behindert wird.

Risiko minimieren:

  • Im Schlafsack schlafen
  • In Rückenlage schlafen
  • Möglichst lange stillen
  • Rauchen vermeiden
  • Mit Schnuller schlafen
  • Elternschlafzimmer
  • Atmungsüberwachung

Weitere Präventionsmaßnahmen zur Risikominimierung

Rauchen vermeiden

Wie bereits angedeutet, stellt das Rauchen eine erhebliche Gefahr für das Kind dar. Das betrifft den Tabakkonsum in der Schwangerschaft und in der Nähe von Neugeborenen. Forscher sind der Überzeugung, dass Rauch das Risiko des plötzlichen Kindstods drastisch erhöht.

Wer trotzdem nicht auf das Rauchen verzichten kann, sollte darauf achten, sich beim Rauchen grundsätzlich außerhalb des Wohnbereichs aufzuhalten.

Feste Schlafunterlage

Experten empfehlen, auf allzu weiche Kindermatratzen, Bettdecken oder Schlaffelle zu verzichten, da sie einen Zusammenhang mit einem erhöhten SIDS-Risiko sehen. Demzufolge sind eher feste Schlafunterlagen besser geeignet.

Schnuller

Auch Schnuller dienen der Risikominimierung und sollen die Gefahr des plötzlichen Kindstods um bis zu 50 Prozent senken. Bisher ist nicht eindeutig klar, warum Schnuller das Risikopotenzial mindern.

Auf Kopfkissen verzichten

Auf ein Kopfkissen können junge Eltern verzichten. Babys sollten mit dem Köpfchen nicht erhöht liegen. Es genügt, wenn es einfach ins Bettchen oder die Wiege gelegt wird.

Raumtemperatur und Kleidung

Die Raumtemperatur im Kinderzimmer sollte zwar angenehm warm sein, allerdings nicht mehr als 21 Grad betragen.

Auch zu enge Babykleidung in vielen Schichten übereinander ist nicht empfehlenswert. Leichte und bequeme Bauwollschlafanzüge in kindgerechten Schnittgebungen sorgen dafür, dass sich Babys auch während des Schlafs ausreichend bewegen können, sich aber nicht ständig hin- und herdrehen.

Atmungsüberwachung und Stehplatz

Zudem gibt es gute Atmungsüberwachungsgeräte, um das SIDS-Risiko einzudämmen. Beispielweise Überwachungsmatten, die mittels Sensoren die Atembewegungen des Kindes registrieren. Bleiben die Bewegungen aus, schlägt ein Gerät umgehend Alarm.

Viele Eltern schätzen diese technischen Hilfsmittel. Doch wenn der Ernstfall eintritt, müssen Eltern die richtigen Maßnahmen ergreifen können. Daher ist ein Erste-Hilfe-Kurs für Kindernotfälle eine weitere Präventionsmöglichkeit.

Das Bettchen oder die Wiege des Babys sollten im Elternschlafzimmer stehen. Wie herausgefunden wurde, erleiden Babys, die die ganze Nacht die Atemgeräusche der Eltern hören, seltener den plötzlichen Kindstod.