Intrazytoplasmatische Spermieninjektion

Eine spezielle Variante der In-Vitro-Fertilisation stellt die intrazytoplasmatische Spermieninjektion dar. Sie erfolgt, wenn die Behandlung weder in einem Labor noch im Eileiter stattfinden kann.

Von Jens Hirseland

Bei der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) handelt es sich um eine spezielle Form der In-Vitro-Fertilisation. Sie kommt in Sonderfällen zum Einsatz.

Ziel und Zweck der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion

Normalerweise erfolgt im Rahmen einer künstlichen Befruchtung zunächst eine In-Vitro-Fertilisation. Bei diesem Verfahren wird die Eizelle der Frau außerhalb ihres Körpers befruchtet und anschließend mit einer Spritze in den Körper injiziert.

Verfügt das männliche Ejakulat jedoch nicht über ausreichend Spermien, um die Befruchtung der Eizelle durchzuführen, greift man stattdessen auf die intrazytoplasmatische Spermieninjektion zurück.

So gilt eine herkömmliche In-Vitro-Fertilisation nur dann als erfolgversprechend, wenn mehr als eine Million bewegliche Samenzellen im Ejakulat vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, kommt eine ICSI zur Anwendung.

Durchführung

Grundsätzlich ist die Durchführung einer intrazytoplasmatischen Spermieninjektion ähnlich wie bei einer In-Vitro-Fertilisation. Unterschiede bestehen nur in der Art, wie die Eizelle befruchtet wird.

Außerdem ist eine gründliche Vorbereitung beider Partner erforderlich.

Vorbereitung bei der Frau

  • So findet bei der Frau eine Hormonbehandlung statt, um mehrere Eizellen zu gewinnen. Dabei verhindert man zunächst durch die Einnahme von Hormonpräparaten den Eisprung. Bis zur kompletten Unterbrechung des Zyklus vergehen normalerweise 14 Tage.

  • Im Anschluss nimmt man eine Hormonstimulation vor, durch die an den Eierstöcken verstärkt Eibläschen entstehen. Das Wachstum der Bläschen wird durch das Verabreichen von Hormonspritzen stimuliert. Nach rund sieben Tagen wachsen rund 5 bis 15 Eibläschen zur passenden Größe heran.

  • Dann verabreicht man das Hormon hCG, um auf diese Weise den Eisprung zu starten und die Eizellen auf den Befruchtungsvorgang vorzubereiten. Vor dem Eisprung findet eine Punktion statt, bei der man die Eizellen entnimmt, damit sie in einem Laboratorium befruchtet werden können.

Vorbereitung beim Mann

  • Aber auch beim männlichen Partner sind einige Vorbereitungen nötig. So erfolgt zur Feststellung der Spermienqualität ein Spermiogramm. Anschließend reinigt man das Sperma mit einer Nährlösung in einer Zentrifuge. Danach wählt der Arzt für jede Eizelle ein geeignetes Spermium aus.

  • Damit es beim Kind nicht zu Erbkrankheiten oder anderen genetischen Defekten kommt, wird im Vorfeld noch ein Bluttest durchgeführt. Für den Fall, dass das Ejakulat überhaupt keine Spermien enthält, weil eine Azoospermie besteht, gewinnt man durch einen mikrochirurgischen Eingriff die Samenzellen aus den Hoden oder den Nebenhoden.

Unterschiede zur In-Vitro-Fertilisation

Im Unterschied zur In-Vitro-Fertilisation, bei der sich zehntausende Samenzellen mit einer Eizelle in einer Schale tummeln, befruchtet man im Rahmen einer intrazytoplasmatischen Spermieninjektion die weibliche Eizelle lediglich mit einem einzelnen Spermium, das dazu speziell ausgewählt wird.

Zu diesem Zweck injiziert der Arzt die Samenzelle unmittelbar ins Zytoplasma der Eizelle. Dabei liegt die Eizelle unter einem Mikroskop, während man den Samenfaden mit einer dünnen Nadel in den Zellkern einbringt. Auf diese Weise muss sich die Eizelle von dem Samenfaden befruchten lassen.

Kommt es nach 24 bis 72 Stunden tatsächlich zur Entstehung eines Embryos, gibt man die befruchtete Eizelle in den Körper der Frau. Das Verfahren dazu läuft genauso ab wie bei der In-Vitro-Fertilisation. Das heißt, dass die Eizelle mit einem Schlauch unmittelbar in die Gebärmutter injiziert wird, wo sie sich dann einnistet.

Mögliche Risiken

Eine ICSI ist nicht frei von Risiken. So kann es zu einer Eileiterschwangerschaft, einem Blutgerinnsel oder Nierenversagen kommen. Auch das Entstehen von Mehrlingsschwangerschaften ist möglich, da man in der Regel drei Embryonen in die Gebärmutter einsetzt.

Kosten

Durchschnittlich betragen die Behandlungskosten für eine ICSI mindestens 5.000 Euro. Von den gesetzlichen Krankenkassen werden normalerweise bei drei ICSI-Behandlungen 50 Prozent der Kosten übernommen, was jedoch nur für Ehepaare gilt. So müssen Partner, die nicht verheiratet sind, die Behandlungskosten vollständig selbst tragen.

Die privaten Krankenkassen unterstützen die intrazytoplasmatische Spermieninjektion nur dann, wenn der männliche Partner über eine private Krankenversicherung verfügt, da er als Verursacher gilt.