Kaiserschnitt könnte sich negativ auf die Gehirnentwicklung beim Neugeborenen auswirken

Forscher konnten diesen Effekt bei Versuchen mit Mäusen beobachten

Von Cornelia Scherpe
9. November 2018

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Kaiserschnitte zugenommen. Längst nicht in jedem Fall liegt dafür eine medizinische Notwendigkeit vor, sondern vielmehr der persönliche Wunsch der Schwangeren. Über die Nachteile für das Kind wird schon seit längerer Zeit diskutiert, doch bislang geht es vor allem um den Einfluss auf das Immunsystem wegen des vorhandenen oder fehlenden Kontakts zur Vaginalflora. Einem ganz anderen Aspekt widmeten jetzt Forscher erstmals ihre Aufmerksamkeit: der Hirnentwicklung.

Geringe Hormonfreisetzung wegen Kaiserschnitt könnte Zelltod im Hirn verstärken

Für die Studie arbeiteten die Wissenschaftler mit gesunden Mäusen, bei denen die Geburt der Jungtiere nicht auf natürliche Weise, sondern via Kaiserschnitt erfolgte. Eine Untersuchung der Gehirne ergab, dass nach der Geburt viele Nervenzellen abstarben. Betroffen waren vor allem jene Neuronen, die unmittelbar auf Vasopressin reagieren. Dabei handelt es sich um ein Hormon, das ähnlich wie Oxytocin bei der Geburt in großen Mengen freigesetzt wird. Bei einem Kaiserschnitt allerdings wurde das Vasopressin bei den Jungtieren nur in geringen Mengen freigesetzt. Das verstärkte offenbar den Zelltod im Hirn.

Inwiefern die Menge an toten Neuronen die kognitiven Fähigkeiten der Mäuse verändert, ist schwer einzuschätzen. Beobachtungen zeigten zumindest, dass die betroffenen Tiere insgesamt weniger piepten, wenn sie von ihrer Mutter getrennt wurden. Das könnte darauf hindeuten, dass sie weniger als andere Artgenossen verstehen, dass ihr Muttertier nicht da ist.

Zudem nahmen die Kaiserschnitt-Mäuse insgesamt schneller zu und neigten zu einer ungesunden Gewichtszunahmen. Dieses Phänomen kennt man bereits aus Studien mit Menschen, die via Kaiserschnitt entbunden worden waren.

Ob auch der Einfluss auf die Gehirnentwicklung auf den Menschen übertragbar ist, bleibt noch offen, doch es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit.