Warum Kinder nach einem Kaiserschnitt meist dicker werden

US-Wissenschaftler erforschen Zusammenhang zwischen Übergewicht bei Kindern und Entbindung per Kaiserschnitt

Von Cornelia Scherpe
24. Oktober 2017

Im Praxisalltag von Kinderärzten fällt es bereits seit einigen Jahren auf: Die jungen Patienten, die zu Übergewicht bis Adipositas neigen, sind auffallend oft per Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Es wird daher vermutet, dass die natürliche Entbindung einen positiven Einfluss auf die spätere Darmflora eines Kindes hat. Es existieren bislang allerdings wenige Studien zu dieser Frage und die Antworten sind teils widersprüchlich. US-Wissenschaftler wollten Grundlagenforschung zu diesem Thema betreiben und haben mit Mäusen gearbeitet.

Sie nahmen insgesamt elf trächtige Weibchen, die vollständig gesund waren. Sechs von ihnen bekamen ihre Jungtiere (insgesamt 35) auf natürlichem Wege, während die übrigen fünf Weibchen mittels Kaiserschnitt 34 gesunde Nachkommen bekamen.

Bei Kaiserschnitt-Gruppe fehlen wichtige Bakterien

Die beiden Gruppen wurden unter normalen Bedingungen gehalten und ihre Gewichtsentwicklung beobachtet. In den ersten Lebenswochen zeigte sich kein Unterschied. Erst nach einiger Zeit begannen viele Tiere aus der Kaiserschnitt-Gruppe stärker an Gewicht zuzulegen.

Sie wurden jedoch nicht anders ernährt. Dennoch wogen sie mit 15 Wochen (das entspricht einem 18 Jährigen Menschen) nun 33 Prozent mehr als die Kontrollgruppe. Betrachtete man nur die weiblichen Nachkommen, lag der Unterschied bei 70 Prozent.

Die Forscher sahen sich daraufhin die Darmflora der Tiere an. Den Mäusen aus der Kaiserschnitt-Gruppe fehlten wichtige Helfer wie Clostridiales, Bacteroides und Ruminococcaceae. Im Darm der Kontrollgruppe waren diese Bakterien hingegen in großer Zahl vertreten.

Das untermauert die Ansicht, dass die Zusammensetzung der Darmflora eine entscheidende Rolle bei der Gewichtsentwicklung hat und mancher trotz Diät nur schwer abnimmt. Warum die weiblichen Mäuse aus der Kaiserschnitt-Gruppe besonders häufig adipös wurden, bleibt als Frage noch offen.

Fakt ist, dass bei der natürlichen Geburt große Mengen von nützlichen Bakterien aus der Vaginalflora auf den Nachwuchs übergehen. Daher sprechen sich auch immer mehr Ärzte dafür aus, bei einem notwendigen Kaiserschnitt eine sterile Kompresse für kurze Zeit in der mütterlichen Vagina zu legen und das Kind anschließend damit abzutupfen. Ob dies hilfreich ist, wurde im Tierexperiment allerdings noch nicht überprüft.