Natürliche Entbindung nach zurückliegendem Kaiserschnitt bringt eher Komplikationen mit sich

Risiken und Nutzen einer natürlichen Entbindung nach einem Kaiserschnitt müssen gegeneinander abgewogen werden

Von Cornelia Scherpe
7. November 2019

Mussten Mütter bereits einmal per Kaiserschnitt entbinden, steigen bei ihnen beim nächsten Kind diverse Risiken bei einer vaginalen Geburt. Zu dieser Erkenntnis kommt eine aktuelle Studie.

Forscher aus Schottland hatten 74.043 Geburten ausgewertet, bei denen eine Frau jeweils ein Kind via Kaiserschnitt zur Welt brachte. Zwischen 2002 und 2015 bekamen dieselben Frauen jeweils ein zweites Kind. Diese zweite Geburt wurde genau untersucht und dabei festgestellt, dass der einmal erlebte Kaiserschnitt offenbar messbare Auswirkungen hat.

Zunächst einmal fiel auf, dass sich mit zwei Dritteln (45.579 Frauen) die Mehrheit der Mütter erneut für einen Kaiserschnitt entschied. Die kleinere Gruppe mit einer vaginalen Geburt (28.464 Frauen) hatte statistisch gesehen jedoch häufiger Komplikationen.

Komplikationen bei natürlicher Entbindung nach einem Kaiserschnitt

  • Eine Bluttransfusion war bei der natürlichen Entbindung in 1,14 Prozent der Fälle nötig. Beim Kaiserschnitt lag die Quote bei nur 0,5 Prozent.
  • Bei 0,27 Prozent der vaginalen Geburten kam es zu einer Sepsis. Eine solche Blutvergiftung hatten hingegen nur 0,17 Prozent in der Kaiserschnitt-Gruppe.
  • Eine lebensgefährliche Uterusruptur, also der Einriss der Gebärmutter, trat in beiden Gruppen selten auf. Er betraf 69 von 28.464 Vaginalgeburten und damit 0,24 Prozent der Frauen dieser Gruppe. Das ist statistisch deutlich mehr als beim Kaiserschnitt, wo 17 von 45.579 Frauen (0,04 Prozent) eine Ruptur erlitten.
  • Andere, weniger drastische Geburtsverletzungen wurden zusammengefasst und betrafen 0,17 Prozent in der Vaginal- und 0,09 Prozent in der Kaiserschnitt-Gruppe.
  • Für das Kind selbst stiegen die Risiken ebenfalls. Die Gefahr für Todesfälle befand sich bei 0,07 versus 0,01 Prozent. Eine Betreuung auf der Intensivstationen war nach der vaginalen Geburt häufiger (5,45 versus 5,27 Prozent) und auch Wiederbelebungsmaßnahmen waren gehäuft nötig: 1,63 versus 0,33 Prozent.

Vorteile dennoch nicht außer Acht lassen

Die Forscher ziehen das Fazit, dass eine natürliche Entbindung sowohl für Mutter als auch Kind mit höheren Risiken einhergeht, wenn es einen zurückliegenden Kaiserschnitt gibt. Insgesamt ist jedoch die absolute Gefahr in beiden Gruppen so gering, dass die Vorteile einer vaginalen Entbindung dagegen gehalten werden müssen. Frauen stillen nach der natürlichen Geburt häufig früher und länger, zudem wird das Immunsystem des Kindes über den natürlichen Geburtsweg besser vorbereitet. Im Zweifel sollte mit dem Frauenarzt frühzeitig über Risiko und Nutzen der Geburtsmöglichkeiten gesprochen werden.