Saugglocken- und Zangengeburten mit Spätfolgen? Betroffen entwickeln häufiger Hirntumore

Laut Studie erkranken Kinder, die mit einem der Hilfsmittel zur Welt gekommen sind, achtmal häufiger an einem Hirntumor

Von Cornelia Scherpe
16. April 2019

Läuft eine natürliche Geburt nicht komplikationsfrei, nutzen Ärzte abseits des Kaiserschnittes entweder einen Vakuumsog (umgangssprachlich eine "Saugglocke") oder Forzeps (medizinische Zangen). Diese Hilfsmittel können den Geburtsvorgang unterstützen, sind jedoch nicht ohne Risiken. Eine aktuelle Studie hat nun Ergebnisse veröffentlicht, die Hirntumoren in einen Zusammenhang mit Saugglocken- und Zangengeburten sehen. Der Kontakt mit dem jungen Säuglingsschädel könnte demnach ernste Spätfolgen haben.

An der Universität Athen wurde das nationale Krebsregister für Kinder NARECHEM-ST (National Registry for Childhood Hematological Malignancies and Solid Tumors) untersucht und dabei 203 Jungen und Mädchen ausgewählt. Sie waren an einem Hirntumor oder an Tumoren im Zentralnervensystem erkrankt. Die Altersspanne lag bei ein bis 14 Jahren.

Die Forscher bildeten eine gleichaltrige Kontrollgruppe mit 406 gesunden Kindern und besahen sich die Geburtsabläufe. Kinder, die durch eine vaginale Geburt ohne Komplikationen zur Welt gekommen waren, hatten ein deutlich geringeres Risiko auf Tumore im Gehirn. Unter dem Einsatz von Vakuumsog oder Forzeps war die Gefahr um das Achtfache erhöht.

Direkter Einfluss von Saugglocke und Zange auf Hirntumore wissenschaftlich nicht bewiesen

Die Forscher gehen davon aus, dass die Krafteinwirkung auf den Kopf durchaus in der Lage ist, Hirnstrukturen zu verletzen. Die zunächst unbemerkt verlaufenden Läsionen fördern Zellmutationen, die bösartig werden und die Diagnose Krebs mit sich bringen.

Eine reine Beobachtungsstudie kann dies jedoch nur vermuten. Der Gedanke liegt insofern nahe, da Studien bei Erwachsenen gezeigt haben, dass das individuelle Risiko auf einen Hirntumor steigt, nachdem ein Schädel-Hirn-Trauma auftrat. Auf der anderen Seite gibt es eine internationale Studie französischer, skandinavischer und Schweizer Wissenschaftler, die keinen Zusammenhang zwischen Vakuumgeburten und Hirntumoren fand. Eine deutsche Untersuchung entdeckte zudem eher eine Korrelation von Hirntumoren mit hohem Geburtsgewicht. Da Sauglocken- und Zangengeburten oft bei Kindern über 4.000 Gramm notwendig sind, wäre der Zusammenhang dann nur indirekter Natur. Weitere Studien sind für eine genaue Risikoabwägung gefragt.