Verzögertes Pressen bei der Geburt senkt die Kaiserschnittrate nicht

Aktives Pressen laut Forschern die bessere und gesündere Geburtsmethode

Von Cornelia Scherpe
22. Oktober 2018

Es existieren zwei konkurrierende Meinungen in der Geburtshilfe, wenn es um den Beginn der Geburtsphase geht. In dieser sogenannten Austreibungsphase erlebt jede Mutter, wie die Gebärmutter sich zusammenzieht, damit das Kind durch den Muttermund gepresst wird. Manche Hebammen und Ärzte sprechen sich dafür aus, diesen Prozess mit aktivem Pressen zu unterstützen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Powerpressen. Die Gegenseite rät davon ab und bittet die Frauen, dem Drang zum Pressen so lange wie möglich nicht nachzugeben. Dieses verzögerte Pressen soll die Gefahr senken, dass ein Kaiserschnitt notwendig wird. Doch welche Seite hat Recht?

Vor rund 20 Jahren hatte eine Studie ermittelt, dass durch verzögertes Pressen eine natürliche Geburt häufiger ist, denn die Frauen sind unter anderem weniger erschöpft. Allerdings wurde seitdem keine weitere Untersuchung in diese Richtung durchgeführt und die damaligen Ergebnisse bezogen sich größtenteils auf seltener notwendige Zangengeburten, wie sie heute ohnehin nicht mehr oft durchgeführt werden. Daher war eine zeitgemäße Studie überfällig und genau diese führten US-Forscher durch.

Verzögertes Pressen vs. Powerpressen

Die Teilnehmerinnen waren 2.404 Frauen, die zum ersten Mal Mutter wurden und jeweils nur ein Kind ohne bekannte Komplikationen erwarteten. Eine Hälfte bat man in der Austreibungsphase nicht aktiv zu pressen, während die anderen das Powerpressen durchführen sollten. Letztere verkürzten die Dauer der Geburt merklich. Im Schnitt sank sie um 31,8 Minuten. Obwohl die Geburt durchschnittlich eine halbe Stunde früher beendet war, dauerte das Pressen in dieser Zeit für die zweite Gruppe dennoch länger. Beim Powerpressen kam man auf insgesamt 9,2 Minuten mehr, was für ein deutliches Plus an Anstrengung spricht.

Kaiserschnittrate nahezu identisch

Trotz dieser Unterschiede blieb das Risiko für Kaiserschnitte jedoch in beiden Gruppen gleich. Beim verzögerten Pressen entbanden 86,5 Prozent der Mütter auf natürliche Weise, beim Powerpressen 85,9 Prozent.

Insgesamt war das Powerpressen jedoch gesünder, da unter anderem postpartale Blutungen seltener waren. Die Forscher sprechen sich daher für diese Methode aus.