Brutkasten (Inkubator): Wie Frühchen die ersten Wochen erleben

Ein Inkubator (Brutkasten) erzeugt, ähnlich wie in der Gebärmutter, ein Mikroklima mit sowohl geregelter Luftfeuchtigkeit als auch -temperatur und schafft bzw. erhält so kontrollierte Außenbedingungen für die Wachstumsprozesse von Frühgeborenen. Herzfunktion und Atemfrequenz der Frühchen können über Elektroden am Körper überwacht werden. Auch für die Eltern des Kindes stellt die Dauer einer solchen Betreuung eine schwierige Zeit dar. Informieren Sie sich über den Brutkasten und lesen Sie, wie Frühchen die ersten Wochen erleben.

Von Kim Müller

Hat ein Säugling bei der Geburt die 37. Schwangerschaftswoche (SSW) noch nicht vollendet, so spricht man im Allgemeinen von einer Frühgeburt.

Die Ursachen für verfrühtes Einsetzen der Wehen und eine Frühgeburt sind nur selten eindeutig. Oft sind aber urogenitale Infektionen der Schwangeren der Auslöser für eine Frühgeburt. Auch Schwangerschaftskomplikationen, psychosoziale Faktoren und Rauchen vor und während der Schwangerschaft sind mögliche Ursachen.

Da die Organe eines Frühgeborenen bei der Geburt noch nicht vollständig ausgereift sind, kann es zu Komplikationen kommen. Besonders relevant und überlebensentscheidend ist dabei vor allem das Ausmaß der Lungenreife.

Was ist ein Inkubator? - Verwendung und Funktionen

Viele Frühgeborene bleiben bis zur 34. Schwangerschaftswoche in einem so genannten Inkubator oder alternativ, bis sie zwischen 1.350 Gramm bis 1.800 Gramm wiegen.

Ein Inkubator ist ein Glaskasten, der den Sauerstoffgehalt, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit genau regelt. Die Herzfunktion und die Atemfrequenz des Kindes werden durch Elektroden am Körper überwacht.

Schutz vor Keimen

Das Immunsystem eines Frühchens ist noch sehr schwach; je jünger das Baby, desto vorsichtiger muss man vorgehen. Sollte es zu einer Infektion kommen, gibt es nicht genügend Reserven oder Kraft, um dagegen anzugehen.

Durch die Betreuung im Brutkasten erhält das Neugeborene den nötigen Schutz. In der Regel befinden sich an den Seiten des Kastens Öffnungen mit Manschetten, durch die Pflegepersonal oder Eltern greifen können.

Wärme

Die Reuglierung der Körpertemperatur konnte sich bei Frühchen noch nicht entwickeln - sowohl Frieren als auch Schwitzen können sie nicht. Es gibt keine ausreichend dicke Fettschicht, die das Baby wärmt.

Die Temperatur im Inkubator ist gleichbleibend reguliert. Eine Unterkühlung ist ebenso wenig möglich wie ein Überhitzen des kleinen Körpers.

Schutz vor trockener Haut

Auch kann der Brutkasten vor einem Austrocknen der Haut schützen. Diese ist bei Frühgeborenen sehr dünn und trocknet daher schnell aus.

Durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Inkubator kann der Flüssigkeitsverlust möglichst gering gehalten werden. Manchmal kommt es zum Einsatz von flüssigem Paraffin-Derivat zwecks Speicherung der Feuchtigkeit.

Es gibt unterschiedliche Formenvon Inkubatoren.

Transportinkubator

Transportinkubatoren dienen dem Transport von schwer erkrankten Neugeborenen und Frühgeborenen von der Klinik in ein Krankenhaus, welches besser geeignet ist. Ein schneller und sicherer Transport sowie das sichere Verladen sind dabei gewährleistet.

Ein Inkubator ermöglicht:

  • eine Anreicherung der Luft mit Sauerstoff
  • eine Gewährleistung von Hygiene und Sauerstoff
  • eine Heizung
  • den Anschluss eines dimensionierten Beatmungsbeutels (entsprechend der Größe des Kindes)

Intensivpflege-Transportinkubatoren

Intensivpflege-Transportinkubatoren werden bei einer Gefährdung der Vitalfunktionen des Neu- bzw. Frühgeborenen eingesetzt. Die Ausstattung ist gleich dem Transportinkubator, ermöglicht allerdings zusätzlich noch erweiterte Therapiemöglichkeiten der Intensivmedizin, wie zum Beispiel den Einsatz von:

  • Infusionspumpen
  • Beatmungsgeräten
  • Absauggeräten

Möglichkeiten der Betreuung von Frühchen im Brutkasten

Die Behandlung findet auf der Intensiv- oder Frühgeborenenstation statt. Die medizinische und pflegerische Versorgung der kleinen Patienten ist eine Teamleistung. Kinderkrankenschwestern, Ärzte, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten kümmern sich um sie.

Dabei hat sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert. Durften Eltern früher ihre Kinder nur durch die Scheibe sehen, so sind sie heute in die Pflege und Betreuung der Frühgeborenen mit eingebunden.

Die Kängurupflege

Bei der so genannten Kängurupflege werden Frühchen, die zum Teil noch beatmet werden, auf den nackten Bauch der Eltern gelegt. Studien haben gezeigt, dass sich der Hautkontakt positiv auf die gesamte Entwicklung des Kindes auswirkt und es stärkt die Eltern-Kind-Bindung.

Förderliche Atmosphäre

Weiterhin wurden in der Neugeborenenmedizin nicht nur medizinisch-technische, sondern auch erhebliche pflegerische Fortschritte erzielt. Auf den Frühgeborenenintensivstationen wurden der Lärmpegel gesenkt und die Lichteinflüsse reduziert. Man versucht den Frühchen eine heimelige und angenehme Atmosphäre zu schaffen und das Stressniveau erheblich zu senken.

Aufgaben des Säuglingspflegepersonals

Zudem kümmert sich das Säuglingspflegepersonal um:

  • das häufige Wechseln der Schlafposition des Kindes
  • das Schrägstellen der Matratze, um eine Verbesserung der Atmung, der Verdauung und des Schlafs zu bewirken
  • die Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten
  • das Betten des Kopfes auf eine weiche Unterlage (zum Beispiel Körnerkissen, spezielle Schaumstoffrollen oder Bettnestchen), um Verformungen des Kopfes zu verhindern

Wie lange muss das Baby im Inkubator bleiben?

Die Dauer der Behandlung des Kindes im Inkubator richtet sich vor allem nach dem Stand der körperlichen Entwicklung. So kann die Betreuung wenige Tage, aber auch deutlich längere Zeit andauern.

Tipps für die Eltern von Frühchen - Die Trennung akzeptieren lernen

Doch trotz aller Bemühungen erleben Eltern und Kind eine schmerzhafte Trennung. Für eine frischgebackene Mama ist es wohl das Schlimmste, das Kind hergeben zu müssen.

Um das Kind zu bangen und es nur begrenzte Zeit sehen zu dürfen, ist eine große seelische Belastung. Zu Hause ist schon alles vorbereitet für den kleinen Erdenbürger, doch das Babybettchen bleibt leer. In der Klinik ist das Kind zwar versorgt und wird Tag und Nacht medizinisch betreut, aber die Ängste und Sorgen bleiben.

Eine Frühgeburt mit Brutkasten gehört für Eltern und Kind zu einem traumatischen Erlebnis. Die Eltern vermissen ihr Kind und dem Nachwuchs wiederum fehlt die Präsenz der primären Bezugsperson, die Mutter.

Dank der aufwendigen Medizin sind die Prognosen und die Überlebenschancen heutzutage sehr gut. Trotzdem bleibt es für die Eltern ein Schockerlebnis. Sie sehen ihr Kind an viele Kabel und Schläuche angeschlossen, umgeben von der Gerätemedizin.

Mögliche Zweifel der Eltern: Mit dem Baby sprechen und es streicheln

Wenn Eltern ihr Baby im Brutkasten liegen sehen und es so zerbrechlich aussieht, haben sie manchmal Zweifel, was die Berührungen ihres Kindes angeht. So ein Inkubator kann abschreckend sein. Doch der Nachwuchs braucht die Anwesenheit der Eltern und wird sie bei jedem Besuch genießen.

Indem sie in die Pflege und Betreuung mit eingebunden werden, können die Eltern ihre Hilflosigkeit überwinden. Da das Kind zu schwach ist, wird die Muttermilch in der Regel abgepumpt.

Wichtig ist es, mit dem Baby zu sprechen, damit es sich an die Stimme der Eltern gewöhnen kann. Wenn es diese jeden Tag hören kann, wird es sie mit etwas Vertrautem und mit Geborgenheit in Verbindung bringen.

Körperkontakt spielt bei der Kindesentwicklung eine wichtige Rolle. In den meisten Fällen ist es kein Problem, das Kind zu streicheln. Darüber, welche Hygienemaßnahmen dabei erforderlich sind, klärt der Arzt vorab auf. Die erwähnte Kängurumethode kann erst dann angewandt werden, wenn das Baby etwas größer und stärker ist.

Das Baby vor Lärm schützen

Viel Ruhe und Schlaf sind wichtig für die gesunde Entwicklung des Babys. Die besagte Atmosphäre im und rund um den Inkubator sind ist entsprechend zu diesem Zweck konzipiert werden. Auch als Elternteil kann man die Genesung des Kindes unterstützen, indem man

  • lautes Sprechen vermeidet
  • unnötige Geräusche (Handy, Radio etc.) vermeidet
  • schnell auf Alarmsignale reagiert